Striptease: Roman (German Edition)
Elchfleisch.«
Cousine Joyce war nicht gerade die letzte Person auf der Welt, die Mordecai jetzt sehen wollte, aber sie stand auf der Liste ziemlich weit oben.
»Katastrophe«, sagte sie und legte einen Stapel Farbdias auf seinen Schreibtisch. »Dies habe ich in einer Schublade zwischen Pauls Unterwäsche gefunden.«
»Und wie geht es Paul?« fragte Mordecai.
»Er fühlt sich besser«, sagte Joyce. »Zeitweise.«
»Irgendwelcher Erfolg bei der Suche nach der Synagoge?«
»Es gab keine Synagoge«, sagte sie. »Sieh dir die Dias an, Mordecai.«
Es waren die Fotos, die von Paul Gubers Freund während der unheilvollen Junggesellenparty geschossen worden waren. Der Anwalt ging die Dias sorgfältig durch und hielt jedes gegen seine Schreibtischlampe.
Joyce setzte sich und begann zu schniefen. »Und das ist der Mann, den ich heiraten wollte.«
Während Mordecai die Bilder betrachtete, wünschte er sich insgeheim einen Projektor und eine Leinwand. Die Frauen sahen fröhlich aus, waren wunderschön und nackt. Der Anwalt hatte Mitleid mit Paul Guber, denn sein jugendliches Gesicht, das friedlich im nackten Schoß einer Brünetten ruhte, war unverkennbar. Er sah aus, als habe er einen gekräuselten Spitzbart.
»Offenbar war Alkohol im Spiel«, sagte Mordecai. »Zuviel Alkohol.«
»Such nicht nach Entschuldigungen. Ich will den Bastard verklagen.«
»Wegen was? Ihr seid noch nicht verheiratet.«
»Du bist mir vielleicht ein Anwalt«, sagte sie und putzte sich die Nase.
»Was ist das?« Mordecai untersuchte das letzte Dia, auf dem ein Mann mit silbernem Haar und beachtlichem Bauch vor einem immer noch knienden Paul Guber stand. Mit beiden Händen hob der Fremde eine grüne Flasche hoch, als hole er mit einer Axt aus. Sein Gesicht war wutverzerrt. Hinter dem Fremden war die Gestalt eines größeren Mannes zu sehen. Er streckte die Arme aus und versuchte, die Attacke zu verhindern.
»Reinstes Dynamit«, sagte Mordecai. Er holte ein Vergrößerungsglas aus der obersten Schreibtischschublade und beugte sich über das Dia.
»Es freut mich, daß du dich so nett amüsierst«, sagte Joyce. »Meine Zukunft liegt in Scherben, aber Gott sei Dank hast du deinen Spaß.«
»Joyce?«
»Was ist?«
»Halt bitte den Mund.«
Das Schniefen hörte schlagartig auf. Der Gesichtsausdruck seiner Cousine wurde eisig und boshaft.
Mordecai strahlte, als er von den Bildern hochsah. »Ich kenne diese Burschen!«
»Wen? Weshalb lachst du?«
»Joyce, geh sofort nach Hause. Kümmere dich um deinen Verlobten.«
»Das kann ich nicht. Er spielt Golf.«
»Nein!« rief Mordecai aus. »Er darf auf keinen Fall Golf spielen. Er ist ein sehr kranker Mann. Er hat schwere Migräneanfälle. Blackouts. Sieht alles doppelt. Such ihn, Joyce. Pfleg ihn.«
Der Anwalt brachte sie zur Tür. »Ich komme morgen zu euch raus. Wir haben eine Menge zu bereden.«
Joyce sträubte sich. »Und was ist mit mir? Erwartet man etwa, daß ich vergesse, was ich auf den Bildern gesehen habe? Mein Verlobter, der Mann, den ich heiraten wollte, schmust mit dem Bauch einer dreckigen Hure herum. Soll ich dieses schreckliche Bild aus meinem Bewußtsein streichen?«
»Wenn du klug bist, dann tust du es«, sagte der Anwalt, »denn wir haben immer noch einen tollen Fall.«
»Eine Klage gegen eine Nacktbar?«
»Sei nicht albern.« Mordecai legte die Hände auf die Schultern seiner Cousine. »Die erste Regel des Schadensersatzrechtes lautet: Halte dich stets an die dicksten Brieftaschen – in diesem Fall an den Burschen, der Paul angegriffen hat.«
»Und wer ist das?« wollte Joyce wissen.
»Darüber reden wir später.«
»Ein Prominenter?« Sie hoffte auf einen Filmstar. »Zeig mir das Bild noch mal.«
»Später«, sagte Mordecai und schob sie zur Tür.
»Hat er Geld? Bist du dir absolut sicher?«
»Oh, ich bin sicher, daß er welches beschaffen kann«, sagte der Anwalt. »Da bin ich mir sogar ganz sicher.«
Endlich zahlt es sich aus, Demokrat zu sein! dachte Mordecai.
11. KAPITEL
Gegen Mitternacht saßen Congressman Dilbeck und Christopher Rojo in ausgelassener Stimmung in der Flesh Farm. Sie feierten Dilbecks gute Nachricht, überbracht von Malcolm Moldowsky durch Erb Crandall: Die Erpressung hatte sich erledigt! Der selige Kongreßabgeordnete fragte nicht nach Einzelheiten, und es wurden auch keine genannt. Moldy war ein Zauberer, seine Tricks mußten geheim und rätselhaft bleiben. Dilbeck und Rojo tranken auf den schmierigen kleinen Rattenbändiger und
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