Striptease: Roman (German Edition)
meldete sich zu Wort. »Der Thermostat ist auf zwanzig Grad eingestellt. Das ist verdammt kalt.«
Orly wandte sich zu Shad um, der ausdruckslos in einer Ecke stand. »Frierst du?«
»Nein«, sagte Shad, »aber ich fühle kaum einen Unterschied zwischen heiß und kalt.«
»Nun«, sagte Orly, »ich fühl mich bei zwanzig Grad ganz wohl.«
Weil du ein Reptil bist, dachte Erin. Sie sagte: »Sie tragen eine Strickjacke, Mr. Orly. Wir hingegen frieren uns den nackten Hintern ab.«
Orly rieb seine Handflächen gegeneinander. »Wenn es etwas kühl ist, seht ihr viel sexier aus. Dadurch werden die Warzen schön groß und hart. Die Gäste stehen drauf, hab ich recht?«
Gespannte Stille breitete sich im Raum aus. Erin sagte zu Orly: »Herzlichen Glückwunsch. Damit haben Sie einen neuen Tiefpunkt erreicht.«
»Achtung«, warnte er. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst.«
Monique Jr., normalerweise eher ängstlich, sagte: »Ich kann’s nicht glauben – deshalb lassen Sie es so kalt? Damit wir hart werden?«
»Brustwarzen«, dozierte Orly, »sind ein ganz wesentliches Element dieses Gewerbes.«
In der Ecke unterdrückte Shad mühsam ein Lachen.
Erin stampfte mit dem Fuß auf. »Drehen Sie den Thermostaten hoch, oder wir tanzen nicht.«
»Ich tue mal so, als hätte ich das nicht gehört«, entgegnete Orly.
Erin griff nach einem Kugelschreiber und schrieb auf die Schreibunterlage: 22 GRAD ODER NIEMAND TANZT!
Orly sagte: »Ich tue so, als hätte ich das nicht gesehen.« Er wartete darauf, daß Erin nachgab. Das taten auch die anderen Tänzerinnen. Orly schlug nun einen drohenden Ton an. »Insubordination kann gefährlich sein, junge Dame. Denk nur daran, was dem armen Gonzalo zugestoßen ist.«
Der arme Gonzalo war der vorherige Besitzer des Eager Beaver, dessen von Kugeln durchlöcherte Leiche auf der Interstate abgelegt worden war – als Strafe dafür, wie Orly behauptete, daß er sich aus den Münzkästen der Kickerautomaten bedient hatte.
»Fat Tony erwartet, daß alles glatt läuft«, sagte Orly.
Erin hegte den Verdacht, daß Fat Tony und die Mafia nichts mit Gonzalos Tod zu tun hatten. Eher war es wohl ein Streit zwischen Gonzalo und einem seiner PCP-Lieferanten gewesen.
»Passen Sie mal auf«, sagte Erin. »Warum fragen Sie Fat Tony nicht, ob er heute Lust hat, mal im Club vorbeizuschauen?«
Orly war perplex. Er schaukelte nervös in seinem Sessel hin und her.
»Ich will, daß er sich auszieht«, sagte Erin. »Mal sehen, ob er sich nicht seine alten, schlaffen Mafiatitten abfriert.«
Die anderen Tänzerinnen gaben Laute des Erstaunens von sich. Was war in dieses Girl gefahren?
»Nun?« fragte Erin. »Rufen Sie den Mann an.«
Orly machte ein gequältes Gesicht. »Du wandelst auf sehr dünnem Eis«, sagte er matt.
Erin grinste. »Ich wette, in der Flesh Farm ist es schön warm und gemütlich.«
»O Gott«, sagte Orly. »Wagt ja nicht auch nur daran zu denken.«
Erin drehte sich zu ihren Kolleginnen um. »Handzeichen?« Nacheinander schlossen die Frauen sich ihr an.
»Nein!« brüllte Orly. »Bleibt ja weg von diesen beschissenen Lings!«
»Dann drehen Sie gefälligst diesen verdammten Thermostaten hoch«, verlangte Urbana Sprawl, die sichtlich mutiger geworden war. »Fat Tony möchte nicht, daß seine Tänzerinnen mit einer Bronchitis krankfeiern.«
Die beiden Moniques begannen zu kichern. Shad drehte das Gesicht zur roten Samtimitattapete, um sein Grinsen zu verbergen. Er wußte, daß es keinen Fat Tony und keine Verbindung zum Mob gab. Die Hauptinvestoren des Eager Beaver waren eine Gruppe relativ harmloser orthopädischer Chirurgen aus Lowell, Massachusetts.
Widerstrebend erklärte Orly sich bereit, die Temperatur im Gastraum auf einundzwanzig Grad anzuheben. Erin beharrte auf zweiundzwanzig Grad.
»Na schön«, gab Orly sich geschlagen. »Aber ich will ein paar steinharte Kirschen sehen. Das ist mein Ernst!«
Erin kam nun zu Punkt zwei der Tagesordnung. »Wir haben uns Gedanken über einen neuen Namen gemacht.«
»Vergiß es«, schniefte Orly. »Ich hab bereits nein gesagt.«
»Etwas mit Klasse.«
»Du willst Klasse? Dann bring diesen blöden Schnallen das Tanzen bei. Vielleicht unterhalten wir uns dann über einen Namen mit Klasse. Bis dahin ist Eager Beaver genau richtig.«
»Candy Rockers«, schlug Erin vor. »Sexy, aber nicht so primitiv. Was halten Sie davon?«
»Ich denke«, sagte Orly, »daß ich diesen Girls ein Video aus dem heißesten Schuppen in Dallas gebe, klar? Sie
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