Striptease: Roman (German Edition)
sagte Crandall knapp. Dann eilte er davon, um Malcolm J. Moldowsky zu suchen.
Während seine Kraft nachließ, schaffte David Dilbeck es, seine Runde zu beenden – er schüttelte Hände, mimte Wiedererkennen, lachte verhalten über flaue Witze und verbeugte sich nach jedem banalen Kompliment... und dachte dabei nur an die schlanke Tänzerin, deren Ehre er an jenem Abend im Eager Beaver so edelmütig verteidigt hatte. Ob sie auch an ihn dachte?
Joyce ging in der Halle auf und ab, während Mordecai sich mit Moldowsky allein in die Empfangssuite zurückgezogen hatte. Sie kamen schnell zur Sache. Der Anwalt nannte seine Forderung. Moldowsky machte sich ein paar Notizen. Das Foto, durch Crandalls Smoking ein wenig zerknickt, lag auf dem Tisch zwischen ihnen.
»Erpressung«, sagte Moldy nachdenklich.
»In meinem Spiel nennt man dies das Treffen zum Zweck einer außergerichtlichen Vereinbarung. Meinen Sie, ich scherze, wenn ich die Absicht äußere, einen Zivilprozeß anzustrengen? Das Bild spricht für sich selbst, Mr. Moldowsky.«
»Ich habe etwas gegen Abkassieren.«
Mordecai zuckte die Achseln. »Andere Anwälte hätten zuerst geklagt und dann einen Vergleich angeboten. Natürlich würde ein Prozeß die Angelegenheit direkt in die Öffentlichkeit zerren. In Anbetracht von Mr. Dilbecks Position gehe ich davon aus, daß er jedes Aufsehen zu vermeiden wünscht.«
»Vielen Dank, daß Sie so verdammt rücksichtsvoll sind.« Moldowsky stand auf und mixte sich einen Drink. Seine Blicke wanderten immer wieder zu dem inkriminierenden Foto des ehrwürdigen David Lane Dilbeck – mordlustig, außer Kontrolle, verrückt vor Leidenschaft. Es wäre eine ziemlich große Sensation auf den Frontseiten der Zeitungen.
Der Anwalt sagte: »Ich kann mir vorstellen, daß Sie etwas Zeit brauchen. Es muß für Sie ein hübscher Schock sein.«
»Eigentlich nicht«, sagte Moldy. »Der Name des Mannes lautet Paul Guber. Er hat fünf Tage lang mit ein paar Platzwunden, Blutergüssen und einer leichten Gehirnerschütterung im General Hospital in Broward gelegen. Jetzt geht es ihm wieder gut, aber ich glaube, das trifft nicht ganz den Punkt. Stimmt’s?«
Mordecai war so verblüfft, daß er einen Augenblick lang keinen Ton hervorbrachte. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Soll ich daraus schließen, daß Sie das Krankenhaus aus Sorge um die Gesundheit meines Mandanten angerufen haben?«
Malcolm Moldowsky trommelte mit den Fingernägeln gegen sein Glas. »Wir beschützen den Kongreßabgeordneten«, sagte er. Erb Crandall hatte den jungen Mr. Guber seit dem Abend der Attacke überwachen lassen.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Mordecai. »Ihr Interesse am medizinischen Zustand meines Klienten könnte jedoch als Anerkenntnis einer gewissen Verantwortung gedeutet werden. Eine Jury könnte wissen wollen, weshalb Mr. Dilbeck sich nicht freiwillig zu der Angelegenheit bekannt hat. Diese Frage könnte ebensogut auch einen Staatsanwalt interessieren.«
Moldy lächelte amüsiert. »Was meinen Sie denn, mit wem Sie es hier zu tun haben?«
»Um das in Erfahrung zu bringen, bin ich hergekommen. Ich hatte auf ein zivilisiertes Gespräch gehofft.« Mordecai erhob sich und glättete die Knautschfalten seines Anzugs. »Gleich morgen früh gehe ich aufs Gericht. Bereiten Sie den Kongreßabgeordneten schon mal auf das Schlimmste vor.«
Moldowsky winkte ab. »Setzen Sie sich, Weltmeister.«
»Nein, Sir. Ich habe gesagt, was zu sagen war.«
»Drei Millionen sind zuviel.«
»Tatsächlich?« Nun war die Reihe an Mordecai, amüsiert zu sein. »Wissen Sie, was Sweetheart Sugar im vergangenen Jahr verdient hat?«
Moldy sog die Luft durch seine Schneidezähne, was ein saugendes Geräusch erzeugte. Im Zeitlupentempo stellte er sein Glas auf den Tisch. Der Anwalt grinste weiterhin überheblich. Er wünschte, daß Joyce ihn so in Aktion sehen konnte, wie er den großen Tieren an die Eier ging.
Moldowsky fragte: »Kennen Sie einen Jerry Killian?«
Der Anwalt erwiderte, er habe noch nie von ihm gehört. Moldy entschied, daß er die Wahrheit sprach. Das war typisch Dilbeck, zweimal wegen des gleichen Schlamassels erpreßt zu werden – dreimal sogar, wenn man die geheimnisvolle Frau hinzuzählte, die in seinem Büro in Washington angerufen hatte.
»Ich muß wissen, wer sonst noch an der Sache beteiligt ist.«
Mordecai sagte: »Meine Klienten sind Joyce und Paul.« Er erwähnte nicht, daß Paul Guber, nachdem er sich von dem Plan distanziert hatte, niemals
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