Striptease: Roman (German Edition)
nach dem Dolch und ritzte ihm ein sauberes großes G in die Kopfhaut. Der Zuhälter stöhnte. Blut sickerte in zwei winzigen Rinnsalen an beiden Seiten seines Kopfes herab. Die Frauen sahen stumm zu, zitterten vor Angst und fürchteten, sie kämen als nächste an die Reihe.
Darrell Grant kicherte. »Jetzt werde ich euch eine Lektion erteilen.« Er schnappte sich seine Schlüssel und rannte hinaus zum Van. Zwei Minuten später kam er zurück, in der Hand eine elektrische Heftmaschine, die er auf einer Baustelle in Boca Raton hatte mitgehen lassen. Beim Anblick der Heftmaschine begann eine der Prostituierten zu weinen. Darrell Grant ging zu dem Zuhälter und band einen seiner Arme los.
Immer noch etwas außer Atem fragte er: »Wolltet ihr mich ausrauben?«
Der Zuhälter schüttelte heftig den Kopf.
»Gelogen, gelogen, auf die Nas’ geflogen«, sang Darrell.
Er stöpselte die Heftmaschine in die Wandsteckdose und sagte: »Wenn ihr das nächste Mal Geld haben wollt, dann fragt gefälligst höflich.« Er packte die Hand des Zuhälters und nagelte ihm einen Eindollarschein auf die Handfläche. Er drückte den Abzug lange – ping, ping, ping – bis die Heftmaschine leer war. Die Augenlider des Zuhälters flatterten, dann wurde er bewußtlos. Die Frauen bebten vor Angst.
Plötzlich fühlte Darrell Grant sich matt und ausgelaugt. Er streckte sich auf dem Bett aus und wählte Ritas Nummer. Sie schimpfte, daß er sie so spät noch anrufe, es sei schon halb vier Uhr morgens!
Ihr Bruder entschuldigte sich und sagte: »Hör mal, es kann sein, daß ich noch ein paar Tage hierbleibe. Ist das okay?«
»Wie du willst. Erin kommt morgen.«
»Wie bitte?«
»Besuchstag.«
»Nein!«
»Das hat sie uns gesagt.«
»Mein Gott, Rita, hast du ihr etwa verraten, daß Angie bei euch ist? Woher zum Teufel hat sie das gewußt?«
»Ich kann nichts dafür, daß deine Tochter weiß, wie man ein Telefon bedient. Und außerdem kann sie klettern wie ein Affe.«
»Angie hat sie angerufen?« Darrell Grant schlug mit der Faust auf die nackte Matratze. »Verdammt, ich kann nicht glauben, daß du das zugelassen hast.« Er war viel zu überdreht von seinen Pillen, um sich auf zwei Krisensituationen gleichzeitig zu konzentrieren. Er bemerkte nicht, daß eine der gefesselten Nutten es geschafft hatte, einen Arm zu befreien, und behutsam die anderen Knoten zu öffnen versuchte.
Darrell erwürgte beinahe den Telefonhörer und brüllte: »Laß diese Fotze auf keinen Fall ins Haus, verstanden?«
»Es ist Besuchstag«, wiederholte Rita.
»Es ist kein verdammter Besuchstag!«
»Dann komm gefälligst her und mach ihr das klar. Ich muß Wölfe dressieren.«
»Herrgott im Himmel!«
»Noch eine andere Sache, es kam in den Nachrichten – wer ist der Richter, der deine Scheidung geregelt hat?«
Darrell Grant nannte ihr den Namen.
»Ja, Alberto sagte schon, er sei es. Er ist tot, Darrell.«
»Moment mal.«
»Es kam im Fernsehen«, sagte Rita. »Er starb gestern abend in einer Nacktbar.«
Darrell Grant ließ seine Wange auf die stinkende Matratze sinken. Es wurde eindeutig Zeit für weitere Pillen.
Am anderen Ende der Leitung erzählte Rita die ganze Geschichte. »Seine Familie sagte, er sei dorthin gegangen, um den nackten Mädchen Gottes Wort zu verkünden. Glaubst du diesen Scheiß? Sie haben eine Bibel auf seinem Schoß gefunden – es war alles im Fernsehen.«
»Ich komme morgen zurück«, sagte Darrell Grant schwerfällig.
»Was ist mit Erin?« fragte Rita. Aus Daytona Beach kam keine Antwort. »Darrell? Hey, hör doch, kleiner Bruder, wach auf!«
Aber er war total weggetreten, nachdem eine Nutte ihm die Heftmaschine mit voller Wucht auf den Schädel gedonnert hatte. Sie machten sich mit dem Geld, den Drogen, dem Dolch und natürlich mit dem Van aus dem Staub. Darrell Grants schmutzige Socken nahmen sie nicht mit. Sie waren das erste, was er schmeckte, als er vier Stunden später das Bewußtsein wiedererlangte.
17. KAPITEL
Am Morgen des 28. September fuhr Sergeant Al García durch einen leichten Nieselregen zum Flightpath Motel, das etwa zweihundert Meter westlich der Start- und Landebahn des Fort Lauderdale-Hollywood International Airport lag. Der Geschäftsführer des Hotels, ein freundlicher Grieche namens Miklos, führte den Detective zu Zimmer 233. Während Miklos den Schlüssel ins Türschloß schob, sagte García: »Ich wette, der Teppichboden ist braun.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich hab’s im Traum gesehen«,
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