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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Komplimenten erstickt, die er so freigebig verteilt hatte.
    Später wanderte er wie eine Flipperkugel von Tisch zu Tisch und bedankte sich bei den zahlenden Gästen für ihre Großzügigkeit. Normalerweise liebte Dilbeck es, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, aber an diesem Abend war das Scheinwerferlicht eine Qual. Mit seinem linken Auge konnte er nur verschwommen sehen, und in beiden Ohren dröhnte die Musik eines unsichtbaren nur mit Steeldrums besetzten Orchesters. Er hielt durch, indem er in Gedanken ständig Erbs Mantra wiederholte: Jeder Händedruck ist einen Tausender wert. An einem der hinteren Tische wurde der Kongreßabgeordnete von einem rundlichen Besucher mit geröteten Wangen und nervös hin und her huschenden Mausaugen begrüßt. Der Mann war gekleidet, als befände er sich auf einem Begräbnis. Er sagte, er sei Anwalt, und stellte eine ernste weibliche Begleitung als seine Cousine vor. Dilbeck bemerkte eine leichte verwandtschaftliche Ähnlichkeit.
    »Erinnern Sie sich an mich?« fragte der Anwalt.
    »Nun, Sie kommen mir tatsächlich bekannt vor«, log Dilbeck.
    »San Francisco. Der Mondale-Wahlexpreß.«
    »Natürlich, natürlich.« Dilbeck hatte nicht die leiseste Erinnerung. Er hatte die meiste Zeit des Parteikongresses auf einem Barhocker bei Carol Dodas Oben-ohne-Revue verbracht. »Ich habe erst vor drei Wochen mit Fritz gesprochen«, improvisierte Dilbeck. »Er sieht einfach fantastisch aus.«
    Der Anwalt lud den Kongreßabgeordneten ein, sich für ein paar Minuten zu setzen, aber Dilbeck lehnte mit dem Hinweis auf seinen Terminplan dankend ab. In diesem Moment reichte der Anwalt ihm ein Foto. »Für Ihr Erinnerungsalbum«, sagte er.
    »Jesus, Maria und Josef!« stieß der Kongreßabgeordnete hervor.
    Dilbeck deckte sein lädiertes Auge ab und betrachtete den Farbabzug seiner betrunkenen Erscheinung, die mit einer Flasche auf den Kopf eines Fremden eindrosch. Dilbeck hatte überhaupt keine Erinnerung an diese wüste Szene, außer an die Frau auf der Bühne. Es war die Tänzerin in seinem Traum – bei Gott, es gab sie wirklich! Der Kongreßabgeordnete verspürte ein Kitzeln, das für diesen Moment völlig unangebracht war.
    Der Anwalt sagte: »Wir haben das Foto aus einem Dia herausvergrößern lassen. Das Dia befindet sich an einem sicheren Ort.« Er hielt inne, strich sich mit einem Finger über die Oberlippe. »Wenn ich etwas bemerken darf, Sir, ohne Schnurrbart sehen Sie besser aus.«
    Dilbeck lächelte matt. Erb Crandall, der über die Schulter des Kongreßabgeordneten linste, tröstete sich damit, daß er seine eigene Erscheinung nicht im Hintergrund des Fotos sah. Er fragte sich jedoch, ob es noch andere Bilder in dieser Richtung gab – Bilder von ihm, wie er die Pistole zog, zum Beispiel. Mein Gott, war das ein lausiger Abend gewesen.
    »Seltsam«, sagte Dilbeck, »ich kann mich an nichts erinnern.« »Aber das sind doch Sie, nicht wahr?« Der Anwalt grinste hämisch. Crandall verlangte in knappem Ton eine Legitimation. Mordecai reichte ihm eine Visitenkarte und sagte: »Sicherlich wollen Sie wissen, welches Interesse Joyce an dieser Sache hat. Der Mißhandelte ist ihr Verlobter.«
    Crandall beugte sich zu Dilbecks Ohr vor. »Sagen Sie kein Wort mehr.«
    »Schon in Ordnung, Erb. Ich erinnere mich wirklich nicht.«
    Der Anwalt fuhr fort: »Wahrscheinlich interessieren Sie sich auch für den Zustand des jungen Mannes. Unglücklicherweise sind die Nachrichten in dieser Hinsicht nicht sehr gut. Er hat von dem Angriff schwerwiegende Schäden davongetragen.«
    Dilbeck sank in sich zusammen. »Was soll ich dazu sagen? Es tut mir schrecklich leid.«
    »Seien Sie still!« zischte Crandall.
    Joyce ergriff nun das Wort. »Daß es Ihnen leid tut, ist schön und gut, aber mein Paul wird nie mehr so sein wie früher.«
    »Ein schweres Schädeltrauma«, fügte der Anwalt hinzu. »Sie haben immerhin mit einer Sektflasche zugeschlagen. Korbel, wenn ich mich nicht irre.«
    Der Kongreßabgeordnete reichte Crandall das Foto und sagte: »Sie waren dort, Erb. Was zum Teufel ist passiert?«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Crandall eine Schlange Gratulanten, darunter mehrere prominente Rojos, die durch den Saal auf David Lane Dilbeck zukamen. Crandall versteckte das gefährliche Foto schnell in seinem Smoking und bat Mordecai, im ersten Stock in der Empfangssuite auf ihn zu warten.
    Der Anwalt nickte zufrieden. »Sehr gut, wir hatten gehofft, irgendwo ungestört zu sein.«
    »In einer Viertelstunde«,

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