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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Minuten lang klingeln. Rita kam herein und bekam einen Wutanfall. Sie riß dem Mädchen das Telefon weg und stellte es auf den Kühlschrank außer Reichweite der Kleinen.
    Darrell Grant war froh, die Stadt verlassen zu können, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Befreit von elterlicher Verantwortung, konnte er ganz ungeniert seine Speedpillen schlucken. Er wurde immer abhängiger von dem Zeug. Die Drogen verliehen ihm den Mut zu stehlen und die Frechheit, sich nichts anmerken zu lassen. Sie halfen ihm auch, mit Merkin und Picatta zurechtzukommen, die ihm unbarmherzig zusetzten. Die Detectives waren lästige Quälgeister und ständig scharf auf heiße Tips. Darrell machte es nichts aus, andere Kriminelle zu verraten, zumal die Alternative dazu das Gefängnis war, aber manchmal gab es einfach nichts zu verraten. Merkin und Picatta schienen nicht zu begreifen, daß viele Ganoven chronisch faul waren. Wochen, sogar Monate konnten zwischen einzelnen kriminellen Operationen vergehen. Dennoch verlangten die Detectives dauernd frische Hinweise und warme Leichen. Wenn es mal keine schwerwiegenden Vergehen zu verfolgen gab, erwarteten sie, daß Darrell Grant sich in der Szene umsah und selbst einige Dinge in Gang brachte.
    Das Problem war, daß Darrell keine Zeit hatte, sich mit irgendwelchen miesen Kerlen herumzutreiben. Der Handel mit Rollstühlen war ein Full-time-Job. Die St.-Augustine-Lieferung zum Beispiel würde rein netto an die drei Riesen einbringen – ein Altersheim wartete auf ihn, Zahlung bei Lieferung. Dann riefen Merkin und Picatta an und drängten ihn, sich mit einem kubanischen Barkeeper im beschissenen Hallandale zu treffen, der angeblich kiloweise Stoff anzubieten hatte. Darrell Grant mußte sich schnellstens etwas einfallen lassen, und hier war das Speed seine Rettung. Der Stoff half seinem Gedächtnis auf die Sprünge, und er erinnerte sich an einen gewissen Tommy Tinker, seines Zeichens Heroindealer. Darrell wußte, wie scharf die Cops in Süd-Florida auf einen H-Fall waren. Es war nicht nur eine erfrischende Abwechslung nach dem ständigen Ärger mit den Crackheads, sondern es wartete garantiert auch eine Belobigung, gewöhnlich als Officer des Monats. Daher nannte Darrell Tommy Tinker den größten Heroinhändler diesseits der I-95 und erklärte Merkin und Picatta genau, wo auf dem Sunrise Boulevard sie ihn antreffen könnten,
    »Gramm- oder unzenweise?« wollte Picatta wissen.
    »Unzenweise«, antwortete Darrell Grant schnell, »aber er verkauft nicht an Weiße. Sonst würde ich nämlich am liebsten die Sache selbst in die Hand nehmen.«
    Und schon zogen die beiden Detectives los, während Darrell in Richtung St. Augustine aufbrach. Er überfuhr die Stadtgrenze von Vero Beach, als sein Gehirn immerhin soweit auf normal schaltete, um sich zu erinnern, daß Tommy Tinker damals im Jahr 1987 in New Orleans nach Explosion einer Brandbombe ums Leben gekommen war. Darrell Grant geriet kurzzeitig in Panik, zog aber zu keinem Zeitpunkt in Erwägung, zurückzukehren und diese Information weiterzugeben. Er warf drei weitere Pillen ein und trat aufs Gaspedal. Bald raste der Van genauso schnell wie sein Herz, und das Leben erschien einfach wunderbar.
     
    Der Kongreßabgeordnete erholte sich rechtzeitig für das bevorstehende Galadinner. Er konnte sich ohne fremde Hilfe anziehen, sich mit einer stumpfen Klinge rasieren und sich selbst die Haare kämmen. Braunes Make-up tarnte den Bluterguß, der zu einer grünlichen Murmel in der Mitte seiner Stirn zusammengeschrumpft war.
    Erb Crandall fuhr ihn zum Hotel und blieb während des ganzen Abends in seiner Nähe. Das Dinner war gut besucht, und die Reden waren schmeichelhaft. Das überschwenglichste Lob kam von Senator Moynihan, der David Dilbeck noch nie persönlich kennengelernt hatte und daher durch keinerlei unschöne Erinnerungen belastet war.
    Nach dem Dessert trat Dilbeck selbst ans Rednerpult und schaffte es, elf Minuten lang zu reden, ohne sich einmal zu wiederholen. Dabei stimmte er absurde Loblieder auf Kollegen an, deren Stimmen für die Preisstützungen des einheimischen Zuckers entscheidend waren. Insgeheim betete Dilbeck darum, daß seine Bemerkungen die feindselige Stimmung bei den Senatoren auftauten – wie oft kam es schließlich vor, daß solche kleinen Lichter mit den Roosevelts und den Kennedys verglichen wurden! Erb Crandall berichtete, daß die anderen Kongreßabgeordneten zutiefst gerührt waren. Das hoffte Dilbeck; er war praktisch an den

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