Striptease: Roman (German Edition)
weil dieser alte Richter in ihrem Club abgekratzt ist. Sie haben soviel Zulauf, daß sie schon Reservierungen annehmen. Reservierungen – in einer gottverdammten Tittenbar!«
»Das haben nur die Fernsehnachrichten geschafft«, meinte Erin. »Soviel Publicity kann man gar nicht bezahlen.«
Orly begann wüst zu fluchen, dann riß er sich zusammen.
Seine Stimme klang bitter. »Wir reden hier von einem Toten, einer Leiche – in etwa das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Und die Leute stehen bis auf die Straße Schlange, um zu sehen, wo es passiert ist. Ich begreife die menschliche Natur nicht, wirklich nicht.«
In Urbanas Augen funkelte es spitzbübisch. »Wir sollten alle die Daumen drücken. Vielleicht stirbt auch bei uns mal irgendeine Berühmtheit.«
»Ganz bestimmt nicht, wenn ich mir ansehe, wie diese Girls tanzen«, sagte Orly. »Das einzige, woran meine Gäste sterben könnten, ist Langeweile.«
»Das reicht jetzt«, sagte Erin in scharfem Ton. »Und das meine ich ernst.«
Urbana verschwand, um ihren Auftritt im Käfig zu beginnen. Orly sank noch tiefer in den Klappsessel, der seinen Körper einzwängte wie eine überdimensionale Wäscheklammer. »Sogar Marvela kassiert kräftig ab«, beklagte er sich.
»Sie hat ihren Schock überwunden?«
»Die Lings haben ihren Namen in Riesenlettern aufs Vordach geschrieben: Kommt und seht euch die Muschi an, die den Richter gekillt hat!«
»Steht das so da?«
»Ich hab’s etwas freier formuliert«, gab Orly zu. »Kurz und gut, mein Laden macht fünfzehn Prozent weniger Umsatz.«
Indem sie sich innerlich gegen das Schlimmste wappnete, fragte Erin: »Und was verlangen Sie jetzt von uns?«
»Denkt mal wieder über Körpertänze nach.«
»Ganz bestimmt nicht. Wir haben abgestimmt, Mr. Orly.«
»Ja, ja.« Er machte eine heftige Geste. »Wie wäre es dann mit süßem Mais in Sahne?«
Erin sagte nichts. Sie wollte, daß er jedes abstoßende Detail selber aussprechen mußte, sie wollte, daß er sich so unbehaglich wie irgend möglich fühlte.
»Anstatt mit Öl«, sagte er. »Was haltet ihr davon?«
Erins Gesicht verriet nichts. Sie blinzelte noch nicht einmal. Orlys Hände krabbelten nervös wie fette Krabben über seinen Bauch.
»Ringkämpfe!« platzte er heraus. »Verdammt noch mal, darüber rede ich die ganze Zeit. Süßer Mais mit Sahne anstatt Öl. Es gibt einen Laden in West Palm, wo es angefangen hat. Zuerst kommen die Girls raus und – na ja, du weißt schon, sie wälzen sich ein wenig herum und ziehen eine Show ab – dann steigen die Typen rein und ringen mit den Girls. Ich dachte an zwanzig Dollar die Runde.«
Schließlich ergriff Erin wieder das Wort. »Ich will nur wissen, ob ich alles richtig verstanden habe. Sie wollen, daß ich in eine Wanne voller Gemüse springe und mich nackt mit ein paar besoffenen Pennern darin herumwälze?«
»Nicht ganz nackt. Nur oben ohne.« Orly knabberte an einem Fingernagel und spuckte ihn auf den Fußboden. »Die Gesundheitsbehörden erlauben keine Nackten. Nicht zusammen mit Lebensmitteln.«
»Wo ist denn nun das neue Image geblieben?« fragte Erin. »Wie steht es damit?«
»Daran sind nur diese Scheiß-Lings schuld.« Orly blickte ziemlich bedröppelt drein. In seinen Worten schwang ein Ausdruck aufrichtiger Scham mit. »Wenn du die Wahrheit wissen willst, ich stecke in der Klemme. Ich brauche eine gottverdammte Attraktion, Erin. Diese Sache mit dem Mais ist der letzte Schrei. Die Yuppies sollen ganz heiß darauf sein.«
Sie nickte. »Soweit ist es also schon gekommen.«
»Ich kann euch nicht dazu zwingen.«
»Da haben Sie recht«, sagte sie. »Nicht mal mit’ner Kanone bringen Sie mich dazu, so etwas zu tun.«
Orly straffte sich und setzte seine geschäftsmäßige Miene auf. »Was stört dich denn daran – die Ringerei oder der Mais? Mir ist nämlich noch eine andere Idee gekommen.«
»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Erin.
»Wie wäre es damit? Vergessen wir den Mais -«
»Bravo!«
»- und nehmen wir italienische Pasta.« Orlys Augenbrauen führten einen zuckenden Tanz auf. »Du willst Klasse, okay, die sollst du haben. Was hat mehr Klasse als Pasta?«
»Nudelringkämpfe?«
»Eiernudeln, Linguini, sucht es euch aus.«
»Ich muß mich jetzt ausziehen, Mr. Orly. Darf ich um ein wenig Intimsphäre bitten?«
»Denk mal darüber nach«, sagte Orly zu Erin. »In West Palm ist es der letzte Schrei.«
Im Spiegel verfolgte sie, wie er die Tür der Garderobe hinter sich schloß. »Wie weit ist
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