Striptease: Roman (German Edition)
Zusammenkunft bestanden hatte.
»Joyce, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Wenn wir dort sind, dann überlaß mir die Verhandlungen.«
»Du mußt nicht gleich wieder so ekelhaft sein...«
»Jetzt hör mal...«
»Außerdem war es meine Idee, Paul nicht einzuweihen.«
Mordecai atmete tief durch. »Das war es.«
»Dann bin ich vielleicht doch nicht so dumm, oder?«
»Ich habe nicht gesagt, daß du dumm bist. Es ist eine sehr delikate Situation, das ist alles. Wir haben es mit Leuten zu tun, die es ernst meinen, und müssen aufpassen, was wir sagen.«
Joyce klappte die Sonnenblende herunter und überprüfte ihr Make-up im Spiegel auf der Rückseite. »Ich meine es auch ernst«, sagte sie. »Etwas langsamer bitte, da ist die Ausfahrt.«
Sie verließen die Interstate an der Davie Road und entdeckten schon bald den Imbiß. In seiner Aufregung parkte Mordecai den Lincoln irrtümlich auf einem Platz für Behinderte. Ehe er zurücksetzen konnte, klopfte ein Mann in Blau gegen die Windschutzscheibe. Mordecai kurbelte das Seitenfenster herunter.
»Ich arbeite für Mr. Moldowsky«, sagte der Mann. Das Blau gehörte zu einem Bowlinghemd. »Er erwartet Sie im Country Club.«
»Wer sind Sie?« fragte der Anwalt.
»Ein Bote«, erwiderte der Mann. »Halbtags. Wollen Sie meinen Ausweis sehen?«
Mordecai zuckte die Achseln. »Steigen Sie ein.«
Der Mann wies Mordecai an, den Orange Drive nach Westen zur Flamingo Road zu nehmen. »Wie weit?« fragte der Anwalt.
»Nicht weit.«
Joyce verzog spöttisch das Gesicht. Sie streckte die Hand aus und klopfte ihrem Vetter auf den Arm. »Ich hab’s dir doch gesagt«, meinte sie. »House of Pancakes! Ich wußte, daß das nicht stimmen konnte.«
»Jetzt reicht’s«, sagte Mordecai.
Joyce wandte sich an den Fremden auf dem Rücksitz. »Wie heißt der Country Club? Brook Run oder Pine Abbey?«
Der Mann zögerte, aber nicht lange genug, als daß Joyce es nicht bemerkt hätte. »Brook Run«, sagte er.
»Ich habe gehört, er soll wunderschön sein.«
»Ja«, sagte der Mann. »Das habe ich auch gehört.«
»Kann man dort einen Brunch einnehmen?«
Mordecai schüttelte den Kopf. »Joyce, um Gottes willen, ich bitte dich.«
Der Mann im Bowlinghemd beugte sich vor. »Ja, dort gibt es einen sensationellen Brunch«, sagte er. »Sie müssen jetzt etwas langsamer fahren und bei der nächsten Gelegenheit abbiegen.«
18. KAPITEL
Nachdem sie Angela geholt hatte, zog Erin noch am gleichen Tag aus ihrem Apartment aus. Sie fand eine neue Bleibe in einer Vorortsiedlung namens Inverarry, wo Jackie Gleason mal in einer Luxusvilla mit Billardzimmer gewohnt hatte. Erin war in Schwierigkeiten, daher nahm sie, was gerade angeboten wurde – ein Haus mit zwei Zimmern, das viel zu teuer war. Die Kaution betrug tausend Dollar sowie die Miete für den ersten und den letzten Monat. Sie zahlte bar und unterschrieb den Mietvertrag mit ihrem Mädchennamen. Sie und Angela zogen ohne Hilfe mit dem gesamten Haushalt in drei Fahrten um. Das einzige Opfer war das Jimi-Hendrix-Poster, das zerriß, als Erin es von der Wand löste.
Am nächsten Tag hob sie weitere zweitausend Dollar von ihrem Sparkonto ab, fuhr zur Praxis ihres Anwalts und gab ihm das Geld – womit (nach Berechnung seiner Sekretärin) sich Erins Schulden von elftausend auf neuntausend Dollar verringerten. Am gleichen Nachmittag verlangte der Anwalt von dem neuen Richter, der für Erins Scheidung zuständig war, Darrell Grant das Sorgerecht für Angela abzuerkennen, weil er das Kind in die Obhut höchst unzuverlässiger Angehöriger gegeben hatte. Albertos Dienstwaffe und Ritas Wolfshunde tauchten als wesentliche Elemente in der Entscheidung des Richters auf. Weder Darrell noch sein Anwalt erschienen, um der Verfügung zu widersprechen. Der Richter ordnete eine ausführliche Anhörung zu dem Fall in vier Wochen an. Er äußerte großes Interesse, mehr über Erins berufliche Tätigkeit zu erfahren.
Die anderen Tänzerinnen beglückwünschten Erin zu dem Erfolg und spielten abwechselnd mit Angela, bis die Kleine auf dem Fußboden der Garderobe einschlief. Erin war nicht sehr glücklich über dieses Arrangement. Der Club war nicht gerade der ideale Aufenthaltsort für ein Kind. Der neue Richter hätte dazu sicherlich einige Einwände.
Tänzerinnen, die Kinder hatten, arbeiteten gewöhnlich tagsüber, damit sie abends zu Hause bleiben konnten. Erin konnte es sich jedoch nicht leisten, die Tagschicht zu übernehmen, weil die Bezahlung
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