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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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entfernte sich der Veteran. Rolf setzte an: »Angeline, ich muß dich sprechen.«
    Wie wichtig ihm diese Bitte war, schloß sie aus dem Nachdruck, mit dem er sie vorbrachte. Plötzlich fielen ihr Gustavs Beteuerungen während ihrer ersten Begegnung wieder ein, daß es ihr Schade nicht sein und der Prinz sie am Ende abfinden werde.
    »Ich... das ist nicht nötig«, stotterte sie. »Du hast das herausgefunden, weswegen du hergekommen bist, und jetzt mußt du fort. Ich verstehe.«
    Er musterte ihre geröteten Wangen und den schmerzlich abgekehrten Blick. »Wirklich? Oder erwartest du eine goldene Kette mit Parfumflakon und meinem Monogramm wie zum Beispiel diese hier?«
    Er zog ein Schmuckstück aus der Tasche. Zuerst nahm Angeline eine steife Haltung an, doch dann erkannte sie die kleine Parfumphiole an einer goldenen Kette, die Maximilian Claire geschenkt hatte und die ihr Claire in der Klosterschule überreichte.
    »Wo hast du sie gefunden?«
    »Sie war bei den Sachen, die Sarus aus Monsieur de la Chaises Gästehaus mitgebracht hat. Sie ist zwar nicht viel wert und weckt wenig erfreuliche Erinnerungen, aber ich dachte, sie könnte dir trotzdem etwas bedeuten.«
    »Ja«, flüsterte sie und streckte die Hand aus, um die Kette in Empfang zu nehmen, die vom Kontakt mit seinem Körper noch warm war. Sie öffnete ihr Ridikül und ließ sie hineingleiten, dann kramte sie in dem kleinen Beutel nach dem seidenen Band.
    »Und ich habe dir das hier mitgebracht, um es dir zurückzugeben. Es ist mehr wert als eine goldene Kette, und ich kann es nicht annehmen.«
    Als sie die Hand herauszog, war der ruthenische Tapferkeitsorden am blauen Band darin, den ihr Rolf auf das Kopfkissen gelegt hatte. Seine Augen waren dunkel, als er sie ansah. »Warum nicht?«
    »Es ist zu kostbar.«
    »Ausgeschlossen«, erwiderte er knapp.
    »Ich weiß das Kompliment zu würdigen«, antwortete sie leise, »aber du mußt zurücknehmen, was du dir mit Mut und Tatkraft erkämpft hast.«
    »Du bist mein Mut und meine Kraft, Angeline. Hör mir zu...«
    An der Tür auf der anderen Seite des Saals entstand ein Tumult. Der Butler eilte herbei und sprach flüsternd auf den französischen Konsul ein. Dieser gab ihm eine knappe Anweisung und wandte sich dann an seinen Ehrengast.
    »Euer Hoheit, soeben ist eine Delegation aus Ruthenien eingetroffen.«
    Er hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, als auf der Schwelle drei Herren erschienen, respektheischende Männer von edler Haltung mit ernsten Mienen, die Trauer trugen. Sie blieben vor Rolf stehen und verneigten sich tief.
    Während Angeline diese Szene beobachtete, dachte sie in einem Anflug von Furcht zuerst, sie seien gekommen, um Rolf zu verhaften, seinem Vater vorzuführen und ihn für den Mord an Maximilian zur Verantwortung zu ziehen. Doch als sie Rolfs Gesicht sah, den ernsten Blick, die Blässe um den Mund und die steife, aufrechte Haltung, da erkannte sie blitzschnell den Grund.
    Der älteste der drei Herren richtete sich als erster auf und sagte: »Ich bedaure, Prinz Rolf, Euch eine schlechte Nachricht überbringen zu müssen. Es ist jedoch meine traurige Pflicht, Euch davon in Kenntnis zu setzen, daß Euer Vater, der König, verschieden ist. Wir erwarten Eure Befehle, Euer Majestät.«
    Majestät, nicht Hoheit. Rolf war jetzt König. Die Herren der Delegation verbeugten sich noch einmal, noch tiefer. Rufe, Seufzer und Flüche hallten durch den Raum, dann standen alle, die Leibwächter, der Konsul, seine Frau und alle anderen auf und verneigten sich in der Respektbezeigung, die die Tradition vorschreibt.
    Angeline machte einen Hofknicks und stand auf, als sie eine leichte Berührung an der Schulter spürte. Sie hob die graugrünen Augen, in denen Tränen des Mitgefühls schimmerten, ihr Blick begegnete dem des neuen Königs von Ruthenien, und sie sah in seinen Augen Zorn und schmerzliche Enttäuschung.
    »Darf ich vorschlagen, Euer Majestät«, sagte der Konsul, »daß
    Ihr Euch mit den Herren zu einem privaten Gespräch zurückzieht?«
    »Ja«, erwiderte Rolf zerstreut. Als ihm der Ältere die Hand auf den Arm legte und ihm bedeutete voranzugehen, wiederholte er: »Ja.«
    Andre trat auf Angeline zu, nahm ihr den Tapferkeitsorden aus den tauben Fingern und steckte ihn in das Ridikül zurück, das an ihrem Arm baumelte. Er führte sie zu einem Stuhl, während die Diva auf ein Signal der Konsulin hin inbrünstig und voll eine Arie anstimmte.
    Das Publikum war unruhig, man reckte die Hälse zu der Tür

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