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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Filou, und würden sich gräßlich langweilen, wenn Sie einen Tanz aussitzen müßten, das weiß ich genau.«
    »Und ich weiß genau, daß Sie überhaupt nicht mit mir tanzen würden, wenn ich so verdorben wäre. Jede feinfühlige Frau muß so einen doch verabscheuen.«
    »Wie schlecht Sie uns kennen!« entgegnete sie.
    »Oh, ich glaube, ich kenne Sie sogar ziemlich gut oder sollte es zumindest, da wir zusammen aufgewachsen sind.« Als sie nur lächelte, aber keine Antwort gab, fuhr er fort: »Hat Ihre Tante vor, die saison des visites in New Orleans zu verbringen?«
    »Ich weiß nicht. Bis jetzt wurde noch nichts veranlaßt.«
    »Ohne Sie wird es trostlos sein, obwohl sie Sie nicht aus den Augen läßt. Wenn Sie nicht fahren, möchte ich auch hierbleiben.«
    »Das glaube ich«, erwiderte sie, »und dann schauen Sie Ihrem geliebten Zuckerrohr beim Wachsen zu.«
    »Unsere Zukunft ist der Zucker, merken Sie sich meine Worte. Mit Indigo ist es aus, Braunfäule und...«
    »Pst!« Sie unterbrach ihn ohne Skrupel.
    »Ich höre nichts.«
    »Mir kam es so vor, als hätte ich auf der Auffahrt Pferde gehört.«
    »Wer soll jetzt noch kommen? Gleich wird zum letzten Tanz vor dem Essen aufgespielt.« Andre warf einen Blick zum Fenster, aber nur das Spiegelbild der Tänzer im Kerzenlicht war zu sehen.
    »Ich muß mich geirrt haben«, sagte Angeline erleichtert.
    Kurz darauf näherten sich jedoch Schritte auf der Veranda. Zweihundert Kerzenflammen flackerten in der Zugluft, als die Tür aufge-stoßen wurde. Die Glasgehänge der Kronleuchter klirrten in kristallener Kälte. Köpfe drehten sich um. Junge Damen schnappten nach Luft und kamen für einen Moment bei der Quadrille aus dem Takt. Herren wechselten undurchdringlichen Gesichts schnelle Blicke. Die Witwen und alten Jungfern, die sich in ihren Spitzenhäubchen an den Wänden aufgereiht hatten, verstummten und starrten zur Tür. Stille breitete sich aus, so daß das Scharren der Füße und das dünne Geträller der Musik plötzlich laut klang.
    Angeline warf ihrer Tante einen ängstlichen Blick zu. Madame de Buys merkte nichts davon. Die kräftige, dunkelhaarige Matrone saß aufrecht da und hielt die zarten Elfenbeinstäbe eines Fächers in der Hand. Die spitze Nase und vorgewölbte Oberlippe verliehen ihrem Gesicht etwas Arrogantes. Der Blick ihrer dunklen Augen war auf den Mann in der Tür gerichtet.
    Daneben stand Madame Delacroix’ livrierter Majordomus. Bei dem, was er zu verkünden hatte, schwoll ihm die Brust. »Seine Königliche Hoheit, Prinz Rolf von Ruthenien, Großherzog von Auchenstein, Graf Faulken, Marquis de Villiot, Baron...«
    Mit einem Wink der mit einem weißen Rehlederhandschuh bekleideten Hand machte der Prinz der Aufzählung seiner Titel ein Ende. Es war eine natürliche Geste des unbewußten, aber ausgeprägten Vertrauens auf sofortigen Gehorsam. Die gebieterische Gestalt trat in den Saal, die blonden Haarwellen waren sorgfältig frisiert, er trug eine schimmernde weiße Uniform mit goldbefransten Epauletten, auf der einen Seite hing eine Kordel mit Quaste, und die himmelblauen Streifen, die den breiten Brustkasten schmückten, waren an goldenen Knöpfen befestigt. Über dem Herzen blitzte ein juwelenbesetztes Ordenskreuz, und ein Schwert schlug sacht gegen den Goldstreifen seiner Pantalons. Der Prinz war mehr als mittelgroß, und als er sich mit kühler Miene im Saal umsah, entging den türkisblauen Augen nicht die kleinste Einzelheit.
    Hinter ihm erschien ein weiterer Uniformierter, und dann noch einer, bis er von fünf Männern umgeben war. In der vorderen Reihe stand in preußischer Haltung ein älterer Mann mit narbigem Gesicht, kurzem, graublondem Haar und Augenklappe. Der Mann hinter ihm war genauso groß und breit wie der Prinz, wenn auch ein wenig kräftiger gebaut, und hatte am Mundwinkel eine eigentümliche halbmondförmige Narbe; neben ihm eine schlanke, kühn wirkende Gestalt mit Adlergesicht und schwarzem Haar, gefolgt von zwei Zwillingsbrüdern mit ganz gleichen Haselaugen, braunen, in die Stirn fallenden Locken, beide in derselben Haltung mit gespreizten Beinen, die Linke am Heft ihres Degens.
    In Phalanx marschierten sie mit ihren blitzenden Tressen und Orden vorwärts, die Bewegungen waren so präzise, als seien sie auf einer Parade. Dieser prachtvolle Auftritt wirkte in Madame Delacroix’ ländlichem Ballsaal so fehl am Platz wie eine Schar Pfauen in einem Taubenschlag.
    Die Musik verstummte. Die Tänzer hielten inne. Die Dame des

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