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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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schwergefallen, ein Wort über die Lippen zu bringen. Warum mußte ich es herauswürgen mit bitterer Galle und einem Stück von meinem Herzen? Konntest du nicht auf meinen Antrag warten, der Meyers Tod so sicher folgen mußte wie Orion Kassiopeia am Himmelszelt?«
    »Woher sollte ich es wissen? Mir wurde gesagt, man erwarte von dir, dich unter den europäischen Dynastien nach einer Braut umzusehen. Es war die Rede von einer bayrischen Prinzessin, die dein Vater für dich auserwählt habe und die du ihm zuliebe wahrscheinlich heiraten würdest.«
    »Meine liebe Angeline, ich bin längst darüber hinausgewachsen, mich in meinen Handlungen nach den Empfehlungen anderer zu richten. Max hätte sich vielleicht breitschlagen lassen, eine Prinzessin zu ehelichen, aber was soll ich mit diesem Standesdünkel? Wenn es mir gefällt, eine Bürgerliche zur Frau zu nehmen, wer soll mich daran hindern? Ich bin der König.«
    »Aber deine Kinder...«
    »...werden aus der Liebe und Gnade geboren.«
    »Und mit Stutenmilch und Mandeln großgezogen«, lächelte sie, da in ihr eine ferne Erinnerung anklang.
    »Ja, und all der Liebe, die ihr Vater über die ungeheure Menge hinaus, die er für ihre Mutter empfindet, noch aufbringen kann.« Er lächelte Angeline an und fuhr fort: »Und wenn es dich bedrückt, daß sie wegen der Farbe ihres Blutes - blau und leuchtend rot vermengt zu Königspurpur - die Köpfe hängen lassen müßten, dann denke an Europa nach der Verheerung durch den Korsen Napoleon, der sich und seiner plebejischen Familie über Nacht den Status einer Dynastie verschaffte und seine Sippe auf Europas wankende Throne setzte.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte sie nachdenklich.
    Er hob die Braue. »Da wir dabei sind, erlaube mir zu fragen, warum dich das kümmert, da du doch einen Bourbonenkönig im Stammbuch hast?«
    »Claire hat diesen Anspruch erhoben, nicht ich.«
    »Sie hat ihn auf die Familie ihres Vaters gestützt. Du bist doch die Tochter seiner Schwester und damit derselben edlen Abstammung.«
    »Ach so«, murmelte sie, schürzte die Lippen und griff nach den goldenen Knöpfen seiner Uniform, die in ihre Reichweite geraten waren. »Du hast mich also geheiratet, weil ich standesgemäß bin.«
    »Himmel, nein!« Er zog sie an sich und hielt sie so fest, daß sie sah, wie sich der Schein der Lampen in seinen Augen spiegelte. »Ich habe dich geheiratet, um dich unwiderruflich an mich zu fesseln, um einen Bund zu ehren, eine vollkommene Vereinigung, die in der Wildnis entstand; um dir Reichtum im Überfluß zu bieten, wie er in keiner Schatzkammer zu finden ist, sondern in Körper und Geist und Herz; um in deinen Armen das heiße pulsierende Leben zu finden, das Geschenk, das heilen oder vernichten kann...«
    »Ich liebe dich, Rolf von Ruthenien, mein König.«
    Mitten im Wortschwall hielt er inne. Er flüsterte: »Ja, darum.«
    Angeline griff nach den geflochtenen, spitzenbesetzten Streifen seiner Jacke, wickelte die Hände in den Stoff und zog Rolf zu sich hinunter, bis seine Lippen ihren Mund berührten. Er umarmte sie mit heftigem Verlangen. Sie schmiegte sich in bebender Erleichterung, voll Sehnsucht und leidenschaftlicher Lust an ihn und mußte dabei salzige Tränen hinunterschlucken. Sein Körper bei ihr war warm und erregend, schwer und willkommen. Das Schiff glitt aus der Vertäuung und trieb flußabwärts auf den Golf und die offene See zu.

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