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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Margo die halbe Meile den Fluss hoch zu seinem Haus, versteckte sich draußen und wartete. Bei der Vorstellung, dass die Nichten gerade mit Smoke zusammen waren, wurde sie eifersüchtig. Sie traute diesen Frauen nicht zu, dass sie sich richtig um ihn kümmerten.
    Mit dem Rücken an der Hauswand stand Margo in der Kälte, starrte die abbruchreife Garage mit dem CONDEMNED -Aufkleber im Fenster an und stellte sich vor, sie würde vor ihren Augen mit einem lauten Rumms! in sich zusammenstürzen. Sie lauschte den Vögeln am Futterhäuschen im Nachbargarten und beobachtete, wie sie über dem Sichtschutzzaun auf und ab flatterten. Nach einer Weile spürte sie, dass Nightmare sie im Haus gewittert hatte. Und immerzu spürte sie dieses winzige, wilde, erst zweieinhalb Monate alte Wesen in ihrem Leib. Sie fühlte, wie es ihr die Nahrung, die Energie und beim Gehen sogar den Gleichgewichtssinn raubte.
    Als die Nichten Smoke wieder nach Hause brachten und ihn aus dem Wagen in seinen Rollstuhl beförderten, kam es zu einem kleinen Missgeschick, bei dem er fast gestürzt wäre, aber Margo ließ sich nicht blicken. Während die drei im Haus waren, beobachtete sie drei Meisen, die in schraubenförmigen Bewegungen erst zum Futterhäuschen hinab und dann auf einen Zweig flogen, um die Körner zu fressen. Sie liebte diese kleinen schwarzblauen Vögel, die mit ihrem Zizibeh, Zizibeh überall auftauchten: im Wald, am Fluss und in den Gärten der Häuser. In der Mittelstufe hatte Margo im Unterricht manchmal aus dem Fenster geschaut und Meisen in den kleinen Bäumen sitzen sehen. In solchen Augenblicken hatte sie fast gedacht, die Schule könnte zum Leben gehören.
    Letztes Jahr hatten sie und Michael den ganzen Tag damit verbracht, zwei Kuchen zu backen und gefüllte Truthahnbrust zuzubereiten, und anschließend hatten sie zusammen zu Abend gegessen, nur sie beide. Sie fragte sich, wo Michael wohl heute essen würde. Brian saß immer noch im Gefängnis, wo er vermutlich seine Geschichten und Witze zum Besten gab und neue lernte. Luanne befand sich der Landkarte in Margos Geldbeutel nach rund zwanzig Meilen von hier in ihrer heiklen Lage , was auch immer das sein mochte. Der Indianer war bestimmt bei seiner Frau. Und die Murrays bereiteten wahrscheinlich ein großes Fest vor, auch wenn Margo sich das angesichts der Verfassung, in der sie sie zuletzt gesehen hatte, nur schwer vorstellen konnte. Smoke hatte gesagt, dass sie selbst entscheiden konnte, was sie aus ihrem Leben machen wollte, aber wie sollte sie Zukunftspläne schmieden, wenn sie die Vergangenheit noch nicht einmal richtig verstanden hatte?
    Kaum war Smoke wieder allein, schlüpfte Margo ins Haus. Auf seine Aufforderung hin öffnete sie die Plastikdosen, die seine Nichten in den Kühlschrank gestellt hatten, und verputzte alles, was sie enthielten, unter anderem Truthahnfleisch mit Füllung und Butterbrote.
    Sie verdrückte gerade das zweite Stück Kürbistorte, als Smoke sagte: »Um meiner Schwester zu helfen, hab ich damals ihren beiden Töchtern das College finanziert, und jetzt finden sie, ich sollte es ihnen leichter machen, indem ich mich in ein Pflegeheim abschieben lasse. Wenn meine Schwester noch am Leben wäre, würde ich ihr sagen, dass sie bei der Erziehung ihrer Töchter was falsch gemacht hat.«
    Margo nickte. Es klopfte, und noch bevor Smoke antworten konnte, ging die flussseitige Tür auf. Ein blonder Mann betrat die Küche. Smoke grinste.
    »Halt Nightmare fest«, wies er Margo an. Margo bekam den großen Hund gerade noch am Halsband zu fassen, als er sich auf das Bein des Mannes stürzen wollte. »Bring ihn in mein Schlafzimmer.«
    »Warum mag mich dieser Hund nicht, so wie alle anderen Hunde in der Nachbarschaft?«
    Die Stimme des Mannes kam Margo bekannt vor.
    »Er kann deine Gedanken lesen – darum«, erwiderte Smoke. »Er erkennt einen Hundling auf Beutezug, wenn er einen vor sich hat.«
    »Wer ist das?«, fragte der Mann, als Margo den jaulenden Hund aus dem Raum zerrte.
    »Lass bloß die Finger von ihr, sonst hetze ich Nightmare auf dich.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Johnny«, sagte der Mann, als Margo zurückkam. »Du kommst mir so bekannt vor. Bist du ein Filmstar oder so was?«
    Als er in voller Größe vor ihr stand, krampfte sich Margos Magen zusammen, und sie befürchtete schon, das Essen könnte ihr wieder hochkommen. Es war Pauls Kumpel Johnny. Ihre Wangen wurden glühend heiß. Nebenan knurrte Nightmare.
    »Niemand, den du

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