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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Bisamratte das Fell abzieht. Schau ruhig zu, Smoky. Du kannst auf deine alten Tage auch noch was lernen.« Er holte ein schweres Jagdmesser hervor. Mit einer Hand auf dem Messerrücken und der anderen am Griff hackte er die Hinterbeine der Bisamratte ab, wobei er den Zeitungsstapel als Schneidbrett benutzte. Dann stellte er einen Fuß auf ihren Schwanz, schob das Messer an der Rückseite eines Beins unter die Haut und schlitzte es bis zum Schwanz auf. Das wiederholte er mit dem anderen Bein und schnitt anschließend einmal um den Schwanz herum. Blut tropfte zwischen seinen Schuhen auf das Papier.
    »Was zur Hölle könntest du mir schon noch beibringen?«, brummte Smoke.
    Fishbone legte das Messer neben sich auf die Milchkiste, schob die Finger unter die Haut und zog den Balg vom Schwanz Richtung Kopf. Margo fiel auf, dass seine Finger lang und gerade waren, nicht etwa von Arthritis gekrümmt oder vernarbt. Er rollte den Balg über den Rücken des Tieres ab. »Seht ihr? Mit dem Bauch bin ich vorsichtig, den hebe ich mir bis zum Schluss auf, damit die Eingeweide nicht rausquellen.«
    Margo nickte. Sie beobachtete, wie Fishbone das Fell mit den Fingern an den Hinterbeinen rundherum löste und sich über den Rücken zu den Vorderbeinen vorarbeitete, ohne das Bauchfell anzutasten. Fishbones knittrige Hosen blieben sauber. Smoke sah gebannt zu. Nightmare auch.
    »Jetzt hakt man die Daumen unter das lose Fell. Dabei muss die Ratte mit dem Rücken nach oben liegen«, erklärte Fishbone. Margo merkte sich, dass der Kopf der Bisamratte von ihm weg zeigte. Sie würde seine Haltung und seinen Griff nachahmen. Er fuhr fort: »Jetzt drückt ihr den Kopf der Ratte mit allen zehn Fingern in ihren Balg und stülpt das ganze Ding um. Dann löst ihr die Haut an den Vorderbeinen und zieht sie runter. Seht ihr, wie sie an den Füßen wegflutscht? Ihr braucht sie nicht mal abzuschneiden.«
    Smoke zündete sich seine nächste filterlose Zigarette an und lehnte sich zurück, um einen Zug zu machen. Nun schob Fishbone die Finger am Hals unter den Balg. Er schnitt die Ohrmuscheln unter der Haut dicht am Schädel ab und zog das Fell in Richtung Schnauze.
    »Seht ihr die weißen Stellen hier über dem Auge?«, fragte Fishbone. »Hier müsst ihr den Balg stramm ziehen und dicht am Schädelknochen durchschärfen. Das eine Auge hast du mit deinem Schuss natürlich verdorben. Wieso gibt es eigentlich keine Austrittswunde?«
    »Ich hab Munition mit niedriger Geschwindigkeit verwendet.« Sie erwähnte nicht, dass sie drei Felle verpfuscht hatte, bevor sie den Bogen rausgehabt hatte. »Die Kugel steckt noch im Gehirn.«
    »Alles schön und gut«, meinte Fishbone lächelnd, »aber wir wollen ein perfektes Augenloch mit Lid und Wimpern dran. Dafür wirst du Fallen nehmen müssen. Ich zeig dir, wie man eine Drahtreuse aufstellt. Hast du Hüftstiefel?«
    »Auf dem Boot sind welche«, antwortete Margo.
    »Wie alt sind sie? Wenn sie Smoky gehören, sind sie wahrscheinlich nicht mehr dicht.«
    »Die Dinger sind erst fünf Jahre alt«, protestierte Smoke. »Ich hab sie dort völlig vergessen. Die haben mich fünfundsiebzig Dollar gekostet.«
    »Und du brauchst ein paar Spannbretter.«
    Margo nickte.
    »Smoky hat Fallen, die er nicht mehr verwendet. Und vielleicht ein paar Spannbretter aus Metall.«
    »Hör auf, all meine Sachen herzuschenken, bevor ich tot bin.«
    Margo fiel es leichter, mit Fishbone zu reden, wenn er beschäftigt war. Also stellte sie ihm endlich die Frage, die ihr seit mehr als einer Woche auf dem Herzen lag.
    »Smoke hat gesagt, ich soll Sie fragen, wo man als Mädchen hingeht, um ein Baby wegmachen zu lassen.«
    »Was meinst du damit?« Er hörte auf zu schneiden.
    »Die Kleine ist schwanger«, erklärte Smoke. »Und sie will kein Baby haben, verdammt noch mal.«
    »Damit will ich nichts zu tun haben.« Fishbone löste weiter vorsichtig das Fell vom Kopf des toten Tieres. »Das solltest du wissen, Smoky.«
    »Ich kann kein Kind kriegen«, wandte Margo ein. »Ich könnte es nicht versorgen.« Sie sah, dass er die Schnauze am Fell ließ.
    Smoke nippte an einer Flasche mit einer frei verkäuflichen Arznei, die nicht so gut wirkte wie das verschreibungspflichtige Codein, doch das hatte er bereits aufgebraucht.
    »Ich bitte dich, ihr zu helfen, wenn sie deine Hilfe braucht. Tu es für mich«, sagte Smoke.
    Fishbone löste den Balg vollends vom Kopf. Margo trat näher, um sich den nackten Schädel anzusehen. Genau in diesem Augenblick zog

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