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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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verdiente. Sie übermalte die Wörter Pride & Joy mit weißer Lackfarbe, die sie von Smoke mitgenommen hatte, ließ sie ein paar Tage trocknen und schrieb dann in einfachen Blockbuchstaben GLUTTON darauf. Vielfraß – so hatte ihr Großvater den Bärenmarder genannt, dieses Tier, das sie genau hier an dieser Stelle gesehen hatte, als der Indianer sie aufgefordert hatte, die Augen zu schließen, und sie es nicht getan hatte.
    Außer dem Boot hatte Smoke ihr noch eine Kettensäge und eine Axt überlassen und behauptet, er könne sie nicht mehr gebrauchen und Fishbone, der in Kalamazoo wohnte, auch nicht. Margo machte sich sofort an die Arbeit, sie zersägte umgestürzte Bäume aus dem Windschutz und spaltete die Stämme für den Holzofen in kleine Stücke. Am ersten Tag hackte sie Holz, bis ihr der Rücken wehtat, aber sie war dankbar, dass sie etwas zu tun hatte.
    Rasch gewöhnte sie sich an ihr neues Heim. Sie entdeckte Stauraum in allen möglichen Winkeln und stieß dabei auf allerlei Dinge, die Smoke auf dem Boot aufbewahrt hatte, darunter auch eine Angelausrüstung und Küchenutensilien. Die Einrichtung der Kajüte war klug durchdacht, sodass sie den größtmöglichen Platz zum Kochen und jede Menge Raum zum Sitzen und Schlafen bot. Genau so wollte sie leben, zumindest momentan. Der ganze große Fluss war ihr Zuhause, da konnte ihr Schutz gegen die Elemente ruhig klein, praktisch und günstig im Unterhalt sein. Als sie darüber nachdachte, wurde sie von einem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber Smoke überwältigt. An das an den Erwerb des Bootes gekoppelte Versprechen dachte sie dabei allerdings lieber nicht.
    Margo schrieb einen Brief an ihre Mutter und teilte ihr mit, dass sie sich außerhalb von Kalamazoo niedergelassen hatte und sie gerne besuchen würde. Anschließend kontrollierte sie sechs Tage die Woche ihr Postfach. Meist schaute sie morgens auf ihrem Weg dorthin bei Smoke vorbei, um ihn zu besuchen und heiß zu duschen. Auf ihrem Boot gab es zwar auch eine Dusche und einen Warmwassertank, der mit Propangas aufgeheizt wurde, aber nach dem Duschen war immer alles nass gespritzt. Außerdem musste sie Wasser und Gas nachfüllen, wenn sie ausgingen. Smokes Badezimmer befand sich in einem wesentlich besseren Zustand, seit sie dem Schimmel mit einer Bürste zu Leibe gerückt war, aber die gelben Wände und die weiße Zimmerdecke waren trotz ihrer Putzaktion immer noch vom gleichen rostfarbenen Film überzogen wie die Decke ihres Hausboots. Auch Smokes Fingerspitzen und vermutlich auch die Innenwände seiner Lungen wiesen die gleiche schmutzige Farbe auf.
    Smoke mochte es, dass Margo bei ihm ein und aus ging, und wollte jeden Tag hören, was sie gemacht hatte, egal, ob sie etwas geschossen, Feuerholz gehackt oder das Hausboot innen weiß gestrichen hatte, damit es heller wirkte – danach hatte es so nach Farbe gestunken, dass sie drei Nächte draußen am Lagerfeuer hatte schlafen müssen. Margo hatte noch nie erlebt, dass jemand so großen Anteil an ihrem Leben nahm wie Smoke. Er schenkte ihr Bücher aus seinem Regal, darunter drei Bände aus der Foxfire- Serie, in denen es unter anderem um die Jagd auf Truthühner, Eber und Bären ging. In einem wurde beschrieben, wie man Schweinefleisch räuchert, um Speck zu machen. An manchen Tagen sprach Smoke wegen seiner Atemnot kaum ein Wort, an anderen erzählte er ihr, wie schmutzig der Fluss gewesen war, als er 1945 sein Grundstück gekauft hatte, und wie viel sauberer er jetzt sei, weil die flussaufwärts angesiedelten Fabriken und Städte nicht länger ihren Abfall hineinwerfen oder ihre Abwässer einleiten durften. Margo musste an das Entsorgungsrohr der Metallfabrik von Murrayville denken, in dessen Nähe kein Mensch angeln ging. Soweit sie wusste, spuckte es nach wie vor Dreck aus. Smoke zeigte ihr einen Lederbeutel voller Drucklettern, die er mit den Worten, sie seien alles, was ihm von seiner Druckerei geblieben sei, auf den Küchentisch auskippte. Der Gedanke, dass Smoke tatsächlich von ihr erwarten könnte, seinem Leben ein Ende zu setzen, rückte mit jedem Tag in weitere Ferne.
    Margo war zuversichtlich, dass sie schon irgendwann wissen würde, was sie mit dem in ihr heranwachsenden Kind machen sollte. Den ganzen Oktober und November lang übergab sie sich fast jeden Morgen in den Fluss, bevor sie loszog.
    Am Tag vor Thanksgiving erzählte ihr Smoke, dass seine Nichten ihn zum Mittagessen bei einer von den beiden zu Hause abholen würden. Nachmittags ging

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