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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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notfalls gibt es einen Propanheizer.«
    Er nickte. »Du kannst das tote Holz nehmen, das hier rumliegt, aber schlag bitte keine lebenden Bäume aus meinem Windschutz.«
    Sie hatte bereits etwas Holz gesammelt.
    »Bedien dich auch ruhig am Holzhaufen hinter der Scheune, falls du das Zeug kleinkriegst. Ich lass die Landschaftsgärtner immer die Reste dort abladen, aber es sind hauptsächlich Stümpfe mit Wurzeln. Hol dir meine Schubkarre aus der Scheune, wenn du magst, aber stell sie unbedingt wieder an ihren Platz, also unten rein.« Er machte eine Pause. »Du willst also wirklich auf meinem Land wohnen?«
    »Auf dem Fluss. Vielleicht fahre ich woandershin, sobald ich einen stärkeren Außenborder habe.«
    »Ich sag den Nachbarn Bescheid, damit sie sich nicht wundern, wenn sie dich sehen. Vor ein paar Jahren habe ich einem Kerl aus Mitleid erlaubt, in meinem Hühnerstall zu überwintern. Meine Frau war stinksauer. Er hat sich einen alten Kerosinofen reingestellt und damit den ganzen Stall abgefackelt.«
    »Ich werde nichts abfackeln«, beteuerte Margo.
    »Meine Frau wird nicht begeistert sein, wenn sie davon erfährt, aber Smoke meint, du bist ein großes Mädchen. Er glaubt, dass du weißt, was du tust. Und Leon hält dich für so was wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Er verehrt dich.«
    Margo hatte keine Ahnung, was ein Relikt war; sie kannte nur Relish , das hatte sie früher manchmal gegessen. Sie wollte sich lieber nicht all die Dinge vorstellen, die der Farmer und seine Frau in ihrer Küche haben mussten: Pfannen und Gewürze, Geräte, Teigrollen für die Pasteten, Herdplatten mit unter den Töpfen glühenden Heizspiralen, Fenster, durch die das Sonnenlicht flutete, und große Deckenlampen, wenn das Tageslicht einmal nicht ausreichte. Dies waren die Dinge, die Margo für ihr jetziges Leben, ihr Leben auf dem Fluss, aufgegeben hatte. Sie war sicher, dass die Farmersfrau jede Menge baumwollene Lappen zum Aufwischen besaß, falls in der Küche mal etwas danebenging, eine Waschmaschine, in der sie die Lappen waschen konnte, Stühle, die über den Holzboden schabten, wenn man sie unter dem Tisch hervorzog, und eine Gefriertruhe, in die ein ganzer Hirsch passte. Vielleicht gab Margo für ihr Leben auf dem Boot zu viel auf, zu viel für die Freiheit, jederzeit weiterziehen zu können, falls Ärger drohte. Aber sie wusste auch, dass sie noch mehr aufgeben würde, wenn sie versuchte, anders zu leben.
    »Ich möchte anderen Leuten nicht auf die Pelle rücken«, sagte sie. Sie besaß vier Pfannen und Töpfe, die sie liebte – eine Pfanne vom Indianer und drei Töpfe von Smoke –, und bisher hatte sie damit noch alles zubereiten können, was sie wollte. Sie hatte zwei Gaskocher plus die Oberseite des Holzofens. Sie mochte die kleinen, weiß gestrichenen Küchenschubladen mit den eleganten Griffen, in die all ihre Gerätschaften passten. Den Esstisch konnte sie an die Wand klappen, die Sitze zu ihrem Bett umbauen. Es war der gemütlichste Ort, an dem sie seit ihrem Fortgang aus Murrayville geschlafen hatte. Die mit einem farbenfrohen Muster aus springenden Fischen bedruckten Vorhänge am Fenster hatte sie gewaschen und wieder aufgehängt. Sie hatte keine Ahnung, was es kostet, ein Haus wie das des Farmers warm zu kriegen. Was für eine Verschwendung, sämtliche Zimmer zu beheizen – Innenraum, den ein Mensch wie Margo, dessen Zuhause der ganze Fluss war, nicht brauchte.
    »Das trifft sich gut«, antwortete der Farmer. »Meiner Frau würde es nämlich bestimmt nicht gefallen, wenn eine fremde junge Frau in ihrem Haus wohnen würde. Aber du liegst richtig mit deiner Vermutung: Wenn es zu kalt wird, könnte ich das Gefühl haben, dich trotzdem einladen zu müssen.«
    »Danke für die Abschusserlaubnis, Sir, aber bleiben Sie von meinem Boot weg«, sagte sie. »Männer sind hier nicht willkommen.«

22. KAPITEL
    »In knapp zwei Wochen wissen wir’s«, sagte Smoke eines Morgens Anfang Februar zu Margo. Seine Stimme war brüchiger geworden, und manchmal musste Margo ganz nah an ihn herangehen, um ihn zu verstehen. Oft wurden seine Worte von langen pfeifenden Atemzügen unterbrochen. Der Beschluss des Familiengerichts stand bevor, und Smoke ging davon aus, dass man ihm nicht erlauben würde, in seinem Haus wohnen zu bleiben. Margo machten andere Dinge zu schaffen, etwa dass Smoke stürzen könnte oder so heftig husten müsste, dass er einfach zu atmen aufhörte. Sie wischte einen Brotkrümel von seiner stoppeligen

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