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Stromschnellen: Roman (German Edition)

Stromschnellen: Roman (German Edition)

Titel: Stromschnellen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Jo Campbell
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Gefährlichkeit von Bärenmardern.
    »Hast du gesehen, wie die Menschen einem das Recht nehmen …«, Smoke unterbrach sich kurz, um in der kalten Luft nach Atem zu ringen, »… so zu leben, wie man will? Vergiss das nie!«
    Margo wollte es Smoke gegenüber zwar nicht zugeben, aber es hatte ihr Spaß gemacht, bei den Abbrucharbeiten zuzusehen. Sie wusste, dass sie nun eigentlich ins Haus gehen sollten, aber sie wollte diese seltsame neue Landschaft mit der durchlöcherten Betonplatte und dem Zaun, den sie von der Terrasse aus noch nie in voller Länge gesehen hatte, noch eine Weile in sich aufnehmen.
    »Wir könnten eine neue Garage bauen«, schlug Margo vor. »An derselben Stelle, auf dem alten Fundament. Fishbone hilft uns bestimmt. Er hat gesagt, Sie können so gut wie alles bauen.«
    »Ich denke nicht dran!«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass wir Ständerwände aufstellen und sie mit einem Blechdach abdecken. Dann könnten wir bei Regen immer rausgehen und uns das Prasseln anhören. Sobald der Schnee weggetaut ist, könnten wir anfangen.«
    »An der alten Garage war nichts auszusetzen.«
    »Wir hätten sie in Ordnung bringen sollen.«
    »Weißt du, früher hat mich Fishbone oft besucht.«
    »Er besucht Sie doch immer noch.«
    »Jetzt besucht er den Fluss, um mal raus aus seinem Haus in der Stadt und weg von seinen kreischenden Enkeln zu kommen. Und ich glaube, er kommt auch, um dich zu sehen. Weißt du, ich hab noch nie jemandem erzählt, was ich dir erzählt habe.«
    »Darf ich Ihnen auch etwas erzählen?«, fragte Margo, und ihre Stimme überschlug sich fast. »Etwas, das ich eigentlich nie jemandem erzählen wollte?«
    Smoke steckte sich noch eine Zigarette an und sah ihr in die Augen.
    »Wissen Sie noch, wie Sie im Spaß gesagt haben, dass ich Sie erschießen soll?«
    »Das war kein Spaß.«
    »Also, ich hab einen Mann erschossen«, gestand Margo. »Letztes Jahr.«
    »Mit der .22er?« Smoke klang skeptisch.
    »Mit einer Schrotflinte. Ich hatte das Gefühl, es muss sein. Er wollte jemandem wehtun, den ich damals geliebt habe. Zuerst hab ich es nicht bereut, aber mittlerweile wünschte ich, ich hätte es nicht getan.«
    »Wirst du dich stellen?«
    »Niemals!«
    Smoke lachte. »War der Mann ein mieses Schwein?«
    »Ja.«
    »Wo liegt dann das Problem?«
    »Er hatte kleine Kinder und eine Frau. Denen wird er fehlen. Und dann muss ich ständig daran denken, dass Sie bald sterben werden und dass mein Vater und mein Großvater tot sind. Wenn ich es ungeschehen und ihn wieder lebendig machen könnte, würde ich es tun.«
    »Wenn du schon mal einen Menschen getötet hast, kannst du es auch noch mal tun«, sagte Smoke. Er nahm die Brille ab und zwinkerte ihr zu, aber Margo, die vor Kälte die Arme um den Körper geschlungen hatte, starrte nur stumm die leere Betonfläche an.
    Nach Neujahr verschwand die Weihnachtsbeleuchtung aus der Nachbarschaft, und der Winter mit seinen kurzen Tagen und langen, kalten Nächten zog sich hin. Gelegentlich machte Margo einen Abstecher in die Stadt, um das Nötigste für sich und Smoke zu besorgen, und dabei war ihr, als befände sie sich in einer Art »Halbwinterschlaf«, in dem sie sich langsam und bedächtig bewegte und nur tat, was sie unbedingt tun musste. Ihr mit einem Kunstpelz besetzter Parka reichte ihr halb über die Oberschenkel und verbarg gegenüber Fremden ihre leicht gerundete Leibesmitte, aber wenn Smoke oder Fishbone sie in Smokes Küche die Jacke ausziehen sahen, strahlten sie jedes Mal ihren Bauch an, als hätte sie ihnen jemand noch Hübscheres als sich selbst mitgebracht. Margo war ihr Körper immer ein verlässlicher Freund gewesen, wenn es darum ging, mit einem Gewehr zu hantieren, Feuerholz zu hacken, meilenweit zu rudern oder trotz körperlicher Anstrengung im Gleichgewicht zu bleiben, aber jetzt wurde er ihr allmählich fremd.
    Fishbone hatte richtiggelegen: Margo hatte sich vor dem Farmer versteckt, als er zum ersten Mal zu ihrem Boot gekommen war. Sie hatte sich ins Innere geflüchtet und unter ihren Schlafsäcken verkrochen, denn sie war noch nicht so weit gewesen, einem neuen Mann gegenüberzutreten, schon gar nicht einem, der sie womöglich vertreiben wollte. Außerdem hatte sie nicht wissen können, ob sie ihn genauso extrem anziehend finden würde wie seinen Bruder Johnny. Als er Mitte Januar wiederkam, konnte sie sich nicht verstecken: Sie stand gerade auf einer Trittleiter und schob mit einem Rechen den Schnee vom Dach des Wohnwagens – auf die

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