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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Vormittags lichten würde. Wenn er also etwas frische Luft schöpfen wollte, dann war das nur jetzt möglich.
    Auf der Straße fuhr ein Auto vorbei, er konnte es nicht sehen. Es ist wirklich ein perfektes Versteck, dachte er.
    Er setzte sich auf eine Bank, und die Feuchtigkeit drang sogleich durch die Hosenbeine. Er scherte sich nicht darum.
    Das Gefühl des Scheiterns brannte in seinen Lungen, er nahm tiefe, nebelschwere Atemzüge. Die Aussicht über den See war ungefähr so klar wie seine Zukunft. Der Ministerpräsident wollte sich auf keine Diskussion darüber einlassen, was er hinterher tun könnte. Im Moment war alle Energie darauf gerichtet, den Wahlkampf zu retten, der durch nichts gefährdet werden durfte. Heute würde der Ministerpräsident ihn absägen, öffentlich über ihn richten, irgendeinen vorgeschobenen Grund für seinen Rücktritt präsentieren und vor den Journalisten zu Kreuze kriechen.
    Die Amöben, wie er sie nannte, hatten alle Macht über den Wahlkampf, und der war das Wichtigste von allem.
    Außer der Wahrheit, dachte er.
    Diese Einsicht hatte denselben Effekt auf seine Zukunft, als wäre die Sonne plötzlich durch alle Wolken gebrochen und hätte den Nebel für einen Moment gehoben.
    So einfach war das!
    Plötzlich lachte er laut.
    Zum Teufel, er konnte sich aussuchen, was er tun wollte.
    Solange ihnen keiner auf die Schliche kam.
    Das Lachen erstarb, wurde verschluckt und ertrank im Nebel.
    »Er ist zurückgetreten«, rief Anne Snapphane. »Wir haben gerade die Agenturmeldung reinbekommen.«
    »Und?«, fragte Annika.
    »›Der Ministerpräsident hat auf einer Pressekonferenz in Rosenbad bekannt gegeben, dass der Außenhandelsminister zurücktreten wird‹«, las sie vom Bildschirm. »›Der Ministerpräsident bedauert Christer Lundgrens Entscheidung, hat aber Verständnis für seine Gründen.‹«
    »Die da wären?«, hakte Annika nach, setzte sich und schaltete den Computer ein.
    »›Aus familiären Gründen‹«, sagte Anne Snapphane.
    »Das stinkt doch zum Himmel«, meinte Annika.
    »Ach was«, erwiderte Anne, »du siehst Gespenster am helllichten Tag.«
    »Und was ist die Alternative? Dass er wirklich der Mörder ist?«
    »Im Moment gibt es einiges, was dafür spricht«, sagte Anne Snapphane.
    Annika antwortete nicht. Sie blätterte zur Agenturseite.
    Es gab bereits fünf Meldungen zum Thema »Rücktritt des Ministers«. Christer Lundgren selbst hatte für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung gestanden. Der Ministerpräsident wies erneut darauf hin, dass der Minister keineswegs eines Gewaltverbrechens verdächtigt werde und die Verhöre der Polizei reine Routine seien. »Und warum ist er dann zurückgetreten?«, murmelte Annika.
    Die Quittung aus dem Klub Studio 6 wurde jetzt gerade im Rahmen einer internen Ermittlung der Regierung untersucht.
    Sie ließ die Maus los, lehnte sich zurück und warf einen Blick in die Redaktion.
    »Wo sind denn alle Häuptlinge?«
    »Personalkonferenz«, erwiderte Anne.
    Annika drehte sich der Magen um.
    »Ich hole mir mal eben einen Kaffee«, sagte sie rasch und stand auf.
    Meine Güte, bin ich nervös, dachte sie.
    Sie nahm sich eine Zeitung, schlug die Seiten sechs und sieben auf und musste laut lachen.
    Die Katze war klein und saß auf der dunkelgrünen Kunststoffmatratze einer Ausnüchterungszelle. Sie hatte große Augen und sah ein wenig verwirrt aus, vielleicht wegen des Blitzlichts. Die Schwanzspitze lag ordentlich auf ihren Pfoten drapiert.
    »PUSSIKÄTZCHEN IN DER TODESZELLE« lautete die Headline über die komplette Seite sieben.
    »Wie schön, dass sich die Massenmedien wenigstens manchmal den wesentlichen Dingen des Lebens widmen«, keuchte Annika, als sie sich wieder gefasst hatte.
    »Die Leute rennen uns schon die Türen ein«, berichtete Anne. »Meine Aufgabe besteht heute darin, zu entscheiden, wo Pussikätzchen ihr neues Zuhause haben wird.«
    Sie wedelte mit einem großen Bund Gesprächsnotizen.
    »Die Zentrale soll alle aussortieren, die von weiter weg als Östergötland anrufen«, meinte sie. »Was hältst du von Arkösund? Findest du, dass Pussikätzchen wie eine Schärenkatze aussieht?«
    Anne Snapphane beugte sich vor, studierte das Bild eine Weile gründlich und gab dann selbst die Antwort.
    »Nein, nicht wirklich«, bestimmte sie. »Sie mag keinen Hering. Ich glaube, dass sie eher auf Mäuse und Vögel steht. Haversby, das klingt doch nach einem richtigen Rattenloch, oder? Soll sie dorthin kommen?«
    Annika stand wieder auf,

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