Studio 6
meinem Computer nicht herausfinden. Haben Sie keine Flugnummer? In dem Fall kann ich zurückblättern.«
Annika schloss die Augen und strich sich mit der Hand über die Stirn.
»Welche Städte fliegen Sie denn von Stockholm aus an?«
Der Mann tickerte auf seinem Computer.
»Natürlich Helsinki«, sagte er, »und Oslo, Kopenhagen, Wien, Berlin und London.«
Sackgasse. So würde sie nicht herausbekommen, wohin das Flugzeug gegangen war, es war unmöglich.
»Eine letzte Frage«, sagte sie. »Wann geht der letzte Flug nach Stockholm?«
»Von Helsinki? Um Viertel vor zehn, der ist um zwanzig vor zehn in Stockholm, weil Sie eine Stunde zurück sind.«
Sie dankte ihm und legte auf.
Er musste auf andere Weise als mit einem Linienflug nach Hause gekommen sein. Ein Privatflugzeug, dachte sie. Er kann sich ein Flugzeug gechartert haben.
Das ist teuer, fiel ihr dann ein, und sie erinnerte sich an das Theater um die Privatflüge des Ministerpräsidenten.
Charterflüge mussten bezahlt werden, und sie glaubte nicht, dass Christer Lundgren selbst die Zeche gezahlt hatte. Das wäre gegen seine Grundeinstellung.
Es musste einen Abrechnungsbeleg für die Reise geben.
Ganz egal, wie er nach Hause gekommen war, musste der Außenhandelsminister die Rechnung auf irgendeine Abteilung oder Behörde ausgestellt haben.
Welchem Ministerium war der Außenhandelsminister eigentlich zugeordnet?
Sie weckte Anne.
»Ich muss nach Stockholm zurück«, sagte Annika. »Ich habe viel zu tun.«
Vom Hauptbahnhof ging sie direkt zum Außenministerium am Gustav-Adolfs-Torg. Das in Gelb und Rosa gehaltene Gebäude war von glänzenden dunklen Autos, wichtigen Männern mit wachsamen Blicken und Rentnern mit Pocketkameras umgeben. Die Menschenmenge verunsicherte sie, sie ging langsam auf den Eingang zu.
Ein großes schwarzes Gefährt mit einem sehr seltsamen Nummernschild, einer stilisierten Königskrone, versperrte den Eingang. Als sie daran vorbeiging, kam ein fetter Ordnungsbeamter in olivgrüner Uniform auf sie zu und stellte sich ihr in den Weg.
»Wohin wollen Sie?«
»Rein«, erwiderte Annika.
»Da sind schon genug Leute von der Presse«, meinte der Wachmann.
Verdammter Mist, dachte Annika.
»Aber ich will zur Registratur«, sagte sie.
»Da müssen Sie warten«, antwortete der Mann und legte sich, Ehrfurcht gebietend, die gekreuzten Hände über den Unterleib.
Annika blieb stehen.
»Warum?«
Der Wachmann bekam einen etwas unsteten Blick.
»Wir haben Staatsbesuch, der Präsident von Südafrika ist hier.«
»Verdammt«, sagte Annika und sah ein, wie sehr sie vom Nachrichtenfluss abgeschnitten war.
»Kommen Sie doch nach drei wieder zurück«, empfahl er.
Annika machte kehrt und ging über die Norrbro. Sie sah auf die Uhr: noch eine Stunde. Der Regen hörte auf, und sie beschloss, eine schnelle Runde über Söder zu gehen. In der Türkei hatte sie regelmäßig gejoggt und gemerkt, wie sehr sie das brauchte und wie gut ihr die Ruhe tat, die sich hinterher in ihrem Körper einstellte. Jetzt ging sie schnell und forsch auf Gamla Stan zu und dann zu den Treppen am Mosebacke Torg hinüber. Mit der Tasche, diagonal über die Brust gehängt, rannte sie die Stufen hinauf, bis ihr Puls raste und der Schweiß lief. Ganz oben am Klevgränd blieb sie stehen und schaute auf Stockholm hinab, die schmalen Gassen, die die Fassaden von Skeppsbron durchschnitten, die hellblaue Achterbahn auf Gröna Lund, die wie ein verwirrtes Knäuel gegen das Grün gelehnt zu sein schien.
Ich muss einen Weg finden, hier bleiben zu können, dachte sie.
Fünf vor drei waren alle Autos vor dem Erbprinzenpalais verschwunden.
»Ich wüsste gern etwas darüber, wie die Minister ihre Reisen handhaben«, sagte Annika höflich zu der Frau hinter dem Tresen der Registratur.
Die Dame hob leicht die Augenbrauen.
»Ach ja«, sagte sie bedächtig, »und wer fragt das?«
Annika lächelte.
»Es ist nicht meine Pflicht, mich auszuweisen. Sie haben nicht einmal das Recht, das zu verlangen. Dahingegen ist es Ihre Pflicht, auf meine Fragen zu antworten.«
Die Dame erstarrte.
»Wie läuft das, wenn ein Minister eine Reise macht?«, fragte Annika sanft.
Die Stimme der Frau klang jetzt eisig.
»Der Assistent des Ministers bucht die Reise über das Reisebüro, das derzeit nach einem allgemein anerkannten Auswahlverfahren mit der Regierung verbunden ist.
Zurzeit hat Nyman & Schultz diesen Auftrag.«
»Verfügt der Minister über ein eigenes Reisebudget?«
Die Frau sah sie
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