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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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stehen.
    »Als die Wahrheit zu sagen.«

Neunzehn Jahre, vier Monate und sieben Tage
    Ich muss wissen, was für mich wichtig ist. Ich muss mich entscheiden, wer ich bin. Gibt es mich, außer durch ihn?
    Atme ich, außer durch seinen Mund? Denke ich, außerhalb seines Weltbilds?
    Ich habe versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Seine Logik ist einfach und klar. Gibt es mich, fragt er, außer durch dich? Lebe ich, fragt er, außer durch dich? Kann ich lieben ohne deine Liebe?
    Dann antwortet er.
    Nein.
    Er braucht mich. Er kann ohne mich nicht leben. Verlasse mich nie, sagt er.
    Wir sind das Wichtigste, das es gibt, füreinander.
    Er sagt,
    dass er mich niemals
    gehen lässt.
    Ich bin schon lange allein.

DIENSTAG, 4. SEPTEMBER
    Patricia hatte ein paar Stunden geschlafen, als sie plötzlich von einem unbestimmten Gefühl des Unbehagens erwachte. Sie setzte sich auf, strich sich das Haar aus dem Gesicht, sah den Mann und schrie.
    »Wer bist du?«, fragte der Typ an der Tür. Er hockte vor ihr und sah sie an, als hätte er schon eine ganze Weile dort gehockt.
    Patricia zog sich die Decke bis zum Kinn und schob sich rückwärts zur Wand.
    »Wer bist du?«, fragte sie.
    »Ich heiße Sven«, sagte Sven. »Wo ist Annika?«
    Patricia schluckte und versuchte die Dinge zusammenzubringen.
    »Ich … sie … ich weiß nicht.«
    »Ist sie denn nicht gestern von ihrer Reise zurückgekommen?«
    Patricia räusperte sich.
    »Ja, ich glaube schon. Ihre Kleider waren zum Trocknen aufgehängt, als ich nach Hause kam.«
    »Nach Hause?«
    Sie sah zu Boden.
    »Annika hat mir erlaubt, eine Weile hier zu wohnen. Ich habe vorher bei einer Freundin gewohnt, die … Ich habe sie gestern nicht gesehen. Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie hat nicht zu Hause geschlafen.«
    Die Worte hingen noch vibrierend in der Luft, als Patricia von dem Gefühl erfasst wurde, ein Déjà vu zu erleben.
    »Und was glaubst du, wo sie jetzt ist?«
    Die Frage hatte sie auch schon einmal gehört, das Zimmer drehte sich, sie antwortete dasselbe wie damals.
    »Ich weiß nicht, vielleicht ist sie einkaufen gegangen, vielleicht ist sie bei dir …«
    Der Typ sah sie prüfend an.
    »Und du weißt nicht, wann sie zurückkommt?«
    Sie schüttelte den Kopf und spürte, wie ihr die Tränen in den Augen brannten.
    Sven stand auf.
    »So, jetzt haben wir geklärt, wer ich bin und was ich will. Und wer, um Himmels willen, bist du?«
    Patricia schluckte.
    »Ich heiße Patricia. Ich habe Annika während ihrer Zeit beim
Abendblatt
kennen gelernt. Sie hat gesagt, ich könne eine Weile hier wohnen.«
    Der Mann sah sie eingehend an, und sie drückte das Laken fester an ihr Kinn.
    »Dann bist du auch Journalistin? Worüber schreibst du?
    Kennst du sie schon lange?«
    Ein unangenehmes Gefühl kroch Patricia über den Rücken. Sie hatte auf so viele Fragen geantwortet und für so vieles geradestehen müssen, mit dem sie gar nichts zu tun hatte. Der Mann trat ein paar Schritte näher und stand nun genau über ihr.
    »Annika war nicht sie selbst in der letzten Zeit«, sagte er. »Sie meinte, sie könne hier in der großen Stadt Karriere machen, aber das musste ja schief gehen. Gehörst du zu denen, die sie da reingezogen haben?«
    Die Worte blitzten in Patricias Kopf auf, sie schrie einfach laut los. »Ich habe überhaupt niemanden reingezogen! In gar nichts! Wie kannst du nur behaupten, dass ich daran schuld bin?«
    Sie starrte zu dem Mann hoch, der einen Schritt zurücktrat.
    »Annika wird bald wieder nach Hälleforsnäs ziehen«, sagte er. »Ich hoffe, dass du dann woanders hinkannst. Ich bleibe ein paar Tage hier, sag ihr, dass ich heute Abend komme.«
    Patricia hörte, wie sich seine Schritte entfernten und die Wohnungstür zuschlug. Ein Wimmern entrang sich ihr, sie legte sich auf die Seite und rollte sich zu einem harten, kleinen Ball zusammen. Die Hände verschränkte sie verkrampft. Sie fing an zu weinen und schluchzte, bis sie einschlief.
    Hasse Snapphane trank Kaffee und las die Lokalzeitung, als Annika in die Küche hinuntergeschlichen kam.
    »Auf dem Herd stehen gekochte Eier«, begrüßte er sie.
    Annika fischte sich eines heraus, spülte es unter kaltem Wasser ab und setzte sich.
    »Meine Tochter schläft wahrscheinlich noch, oder?«
    Annika nickte und lächelte.
    »Sie hat lange und hart gearbeitet«, erklärte sie.
    Hasse Snapphane seufzte und faltete die Zeitung zusammen.
    »Ich glaube, es ist gut, dass sie da wegkommt. Das war kein guter Arbeitsplatz für sie. Der neue Job

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