Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
möglich sei«, erwiderte Annika.
    »Doch, doch, reichen Sie nur einen schriftlichen Antrag ein, dann werden wir ihn bearbeiten und Ihnen mitteilen, ob der Vorgang herausgegeben werden kann, denn einiges unterliegt der Geheimhaltung.«
    Aha, dachte sie, so nennt man das also heutzutage.
    »Haben Sie vielen Dank, dass Sie zurückgerufen haben«, sagte Annika müde.
    Die Frau, mit der sie zuerst gesprochen hatte, hatte natürlich falsche Behauptungen aufgestellt, aber sie war nicht im Stande, sich über die machthörige Dummheit der Beamten zu ärgern. Viele wussten immer noch nicht, dass das Öffentlichkeitsprinzip ein Teil der im Grundgesetz festgeschriebenen Pressefreiheit war. Alle Vorgänge sämtlicher Verwaltungen mussten sofort herausgegeben werden, wenn jemand darum bat und sie nicht der Geheimhaltung unterlagen. Man muss in dieser Gesellschaft einfach alles selbst machen, dachte sie, wenn es richtig gemacht werden soll.
    Sie stand auf und hängte den Mantel und die Tasche auf, ehe sie die Zeitarbeitsvermittlung anrief, um zu hören, ob man dort einen Job für sie hatte.
    »Wir sind belegt«, sagte der Personalchef. »Versuchen Sie’s im Frühjahr wieder.«
    Die Wirklichkeit traf sie wie ein Ziegelstein am Hinterkopf. Sie legte den Hörer auf und schluckte. Was sollte sie jetzt tun?
    Ruhelos stand sie auf, trank in der Küche etwas Wasser und sah nach Patricia, die tief und fest mit offenem Mund schlief. Annika blieb kurz stehen und sah sie an.
    Patricia weiß viel mehr, als sie mir gesagt hat, dachte sie.
    Es ist nicht gut, dass die Polizei nicht weiß, wo sie steckt.
    Sie schloss behutsam die Tür und ging zum Telefon zurück. Q war da. »Natürlich erinnere ich mich an Sie«, sagte er. »Sie haben sich um die Sache mit Josefine Liljeberg gekümmert.«
    »Damals habe ich als Journalistin gearbeitet«, erklärte Annika. »Das tue ich jetzt nicht mehr.«
    »Aha«, sagte der Polizist belustigt. »Und warum rufen Sie mich jetzt an?«
    »Ich weiß, wo Patricia wohnt.«
    »Wer?«
    Sie kam sich total blöd vor.
    »Josefines Mitbewohnerin.«
    »Ach so. Und wo wohnt sie?«
    »Bei mir. Wir teilen uns meine Wohnung.«
    »Kommt mir bekannt vor«, erwiderte der Polizist. »Seien Sie vorsichtig.«
    »Jetzt hören Sie mal auf, sich über mich lustig zu machen«, fuhr Annika ihn an. »Ich wüsste gern, welche Fortschritte die Ermittlungen gemacht haben.«
    Er lachte.
    »Tatsächlich.«
    »Ich weiß, dass der Minister in jener Nacht in Tallinn war«, sagte sie. »Warum will er nicht, dass das bekannt wird?«
    Sein Lachen erstarb.
    »Sie sind ganz schön fix, wenn es darum geht, Sachen auszugraben«, sagte er. »Wie sind Sie denn dahinter gekommen?«
    »Sie wussten das natürlich die ganze Zeit, oder?«
    »Ja, natürlich. Wir wissen eine Menge Dinge, die wir nicht an die Presse durchsickern lassen.«
    »Wissen Sie auch, was er da gemacht hat?«
    Der Polizist zögerte einen Augenblick.
    »Nein, das weiß ich nicht«, gestand er. »Für die Ermittlungen war das unerheblich.«
    »Haben Sie nie darüber nachgedacht?«, fragte Annika.
    »Nicht sonderlich«, antwortete der Polizist. »Irgendein Politikertreffen, nehme ich an.«
    »Am Freitagabend?«
    Es wurde still.
    »Für mich ist nicht interessant, was der Minister getan hat«, sagte CX »Ich kümmere mich nur um den Täter.«
    »Und das ist nicht Christer Lundgren?«
    »Nein.«
    »Der Mord ist also, ermittlungstechnisch gesehen, sozusagen aufgeklärt?«, fragte Annika.
    Q holte tief Luft.
    »Vielen Dank, dass Sie mir von Patricia erzählt haben«, sagte er. »Wir haben sie zwar nicht direkt vermisst, aber man weiß ja nie.«
    »Können Sie nicht noch etwas zu den Ermittlungen sagen?«, fragte Annika flehend.
    »Sie wollen immer noch mehr wissen. Jetzt muss ich weitermachen …«
    Sie legten auf, Annika schloss die Augen. Es gab einiges, worüber sie nachdenken musste.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Anders Schyman sah hoch, als Berit Hamrin den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Natürlich«, sagte der Ressortchef und klickte ein Dokument vom Schirm. »Kommen Sie herein.«
    Berit zog mit Bedacht die Tür hinter sich zu und setzte sich auf das neue Ledersofa.
    »Wie läuft’s?«, fragte sie.
    »Soso«, meinte Schyman. »Das hier ist ein schwer zu manövrierendes Schlachtschiff.«
    Berit lächelte.
    »Sie können den Kurs nicht mit einer Handbewegung ändern«, gab sie zu bedenken. »Nur, dass Sie es wissen, ich glaube, dass Sie alles richtig machen. Ihre Schritte in Richtung

Weitere Kostenlose Bücher