Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
beschwichtigend nach ein paar Minuten, »mach Schluss mit all dem hier und komm nach Hause. Du hast es ausprobiert und siehst ja, dass es nicht funktioniert. Du bist keine knallharte Journalistin, du passt nicht in diese Stadt.«
    Er stand auf, trat hinter ihren Stuhl und fing an, ihre Schultern zu massieren.
    »Aber ich liebe dich trotzdem«, flüsterte er, beugte sich hinab und biss sie ins Ohrläppchen. Seine Hände glitten an ihrem Hals entlang und umfassten behutsam ihre Brust.
    Annika stand auf und schenkte Kaffee nach.
    »Ich komme noch nicht nach Hause«, sagte sie vorsichtig. Sven schaute sie prüfend an.
    »Und dein Job?«, fragte er. »Du solltest doch nach der Vertretung wieder beim
Katrineholms-Kurier
arbeiten.«
    Sie holte schnell Luft.
    »Ich muss mich beeilen«, sagte sie rasch. »Ich habe heute noch eine Menge zu tun.«
    Sie eilte aus der Küche und zog sich an. Sven stellte sich in die Tür und beobachtete sie, während sie Jeans und Pullover anzog.
    »Was machst du denn den ganzen Tag?«, fragte er.
    »Sachen recherchieren«, meinte Annika.
    »Triffst du dich mit einem andern?«
    Annika ließ resigniert die Arme fallen.
    »Mein Lieber«, sagte sie, »auch wenn du meinst, dass ich als Journalistin nichts tauge, gibt es doch Leute, die finden, dass ich ganz in Ordnung bin …«
    Er unterbrach sie, indem er sie umarmte.
    »Aber ich finde überhaupt nicht, dass du nichts taugst«, beteuerte er. »Im Gegenteil. Ich bin total sauer, wenn die da im Radio hocken und Mist über dich reden. Ich weiß doch, wie fantastisch du bist.«
    Sie küssten sich intensiv, und Sven fing an, ihre Hose aufzumachen.
    »Nein«, sagte Annika und schob den Mann von sich.
    »Ich muss los, wenn ich alles schaffen …«
    Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und hob sie aufs Bett.
    Das Archiv der
Morgenzeitung
lag Wand an Wand mit dem Eingang zum
Abendblatt.
Annika ging schnell durch die Tür und schaute sich dabei vorsichtig um. Sie wollte niemanden treffen, den sie kannte, und schlängelte sich diskret an der Rezeption vorbei zwischen die Regalreihen.
    Drei ältere Herren hatten sich bei den Mikrofilmen und am großen Tisch postiert, so dass sie ihre Tasche auf dem kleinen Tisch abstellte.
    Die neunte Ausgabe von
Folket i Bild / Kulturfront
war im Mai 1973 am Monatsanfang erschienen. Sie holte die Ordner mit der
Morgenzeitung
aus dem April desselben Jahres hervor und begann zu blättern. Es war ein Schuss ins Blaue, das musste sie sich selbst eingestehen. Sie riss ihre Notizen aus dem Block und legte sie vor sich hin: Archiv Innenministerium, Grevgatan 24 Archiv Außenministerium, Valhallavägen 56.
    Die Zeitungsseiten waren vergilbt und an manchen Stellen zerrissen. Der Text war winzig klein und schwer zu lesen, sicher nicht mehr als sieben Punkt, die Montage war unruhig, die Buchstaben hüpften. Die Modeanzeigen brachten sie zum Lachen – die Leute sahen Anfang der siebziger Jahre einfach zu blöd aus.
    Doch der Inhalt der Artikel kam ihr erstaunlich bekannt vor. In Afrika drohten Millionen von Menschen zu verhungern, der Jugend fiel es schwer, sich an den Arbeitsmarkt anzupassen, und Lasse Hallström hatte einen neuen Fernsehfilm gedreht.
    Offenbar war die Eishockey-Weltmeisterschaft in vollem Gange, und Olof Palme hatte in Kungälv gesprochen. Der Krieg dieser Zeit wurde in Vietnam und Kambodscha ausgefochten, in Washington kam gerade der WatergateSkandal ins Rollen. Sie war enttäuscht. Nicht eine Zeile über das, wonach sie suchte.
    Sie nahm einen anderen Ordner, vom 1. bis zum 15.
    April.
    Montag, der 2. April, war wie alle anderen Tage. Die Roten Khmer in Kambodscha hatten am Wochenende ein paar heftige Angriffe auf die Regierungsstreitkräfte in Phnom Penh unternommen. Ein dänischer Anwalt namens Mogens Glistrup hatte großen Erfolg mit einer neu gegründeten Einmannpartei, die den Namen »Fortschrittspartei« trug. Der ehemalige amerikanische Justizminister John Mitchell hatte sich bereit erklärt, in einem Verhör vor dem Senat auszusagen. Und ganz unten links auf Seite 17, neben der Bemerkung »Starkes Nordlicht über Stockholm«, stand:
    »Geheimnisvoller Einbruch in Büroräume«.
    Annika wurde aufgeregt.
    Der kurze Text besagte, dass in der Grevgatan 24 im Laufe des Wochenendes ein Büro durchwühlt worden war, vermutlich in der Nacht zum Montag. Seltsamerweise fehlte nichts. Die komplette Büroeinrichtung war noch da, aber alle Schränke und Schubladen waren aufgerissen worden.
    Ich weiß, was gestohlen

Weitere Kostenlose Bücher