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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Beginn der siebziger Jahre? Der Mann, der heute Präsident eines schwer geplagten Landes in Kaukasien ist. Er spricht sogar Schwedisch. Dieser Präsident hat ein riesiges Problem: Er besitzt keine Waffen, um die Guerilla zu bekämpfen, und die Staatengemeinschaft hat entschieden, dass niemand ihm welche verkaufen darf.«
    Der Ressortchef drehte die Rechnungen in der Hand.
    Annika setzte sich auf das Sofa und zog ihren Schluss.
    »Was macht also der Präsident? Nun, er holt die alten Papiere aus der Grevgatan 24 und dem Valhallavägen 56 aus der Schublade. Wenn die schwedische Regierung ihn nicht mit Waffen versorgt, wird er dafür sorgen, dass sie in kurzer Zeit die Macht verliert. Zuerst weigert sich die Regierung. Sie glaubt vielleicht nicht, dass er tatsächlich Akten in seinem Besitz hat, und deshalb wird eine Warnung an den Generalstab geschickt. Kopien aus dem Außenministerium, nicht genug, um die Regierung zu Fall zu bringen, aber genug, um den Sozialdemokraten mitten im Wahlkampf eine IB-Diskussion auf den Hals zu hetzen.
    Also beschließt der Ministerpräsident, seinen Minister zu einem Treffen mit den Vertretern des Präsidenten zu schicken. Sie treffen sich auf halbem Wege, in Estland.
    Die Lieferung wird vereinbart, die Waffen umgehend über ein Drittland, vermutlich Singapur, geliefert. Die Armee macht mobil.«
    Annika strich sich mit der Hand über die Stirn.
    »Alles geht nach Plan«, fuhr sie fort. »Es gibt nur einen Haken. In der Nacht, in der das Treffen in Tallinn stattfindet, wird ein junges Mädchen vor der Tür des Ministers ermordet. Durch höchst unglückliche Umstände kommt heraus, dass der Staatssekretär des Außenhandelsministers eine Gruppe deutscher Gewerkschaftsvertreter in den Pornoklub eingeladen hat, wo das Mädchen arbeitete, und dass er die Rechnung mit der Karte des Ministers bezahlt hat. Nun sitzt der Minister in der Scheiße. Er kann nichts tun. Er kann nicht sagen, wo er war oder was er gemacht hat …«
    Die Stille im Glaskäfig war greifbar. Annika sah, dass Anders Schymans Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Er nahm den Block und die Kopien, machte sich eine Notiz, raufte sich die Haare.
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte er. »Das ist doch das Letzte … Was sagt er selbst?«
    Annika schluckte in einem verzweifelten Versuch, ihre Kehle zu befeuchten. Es half nichts.
    »Ich habe lediglich mit seiner Frau, Anna-Lena, gesprochen. Christer Lundgren weigert sich, ans Telefon zu kommen. Dann versuchte ich, über seine Pressesprecherin Karina Björnlund an ihn heranzukommen. Ich habe ihr geschildert, was sich meiner Meinung nach zugetragen hat. Sie sagte, sie werde versuchen, eine Stellungnahme zu erwirken, aber sie hat nie zurückgerufen …«
    Sie saßen eine Weile lang schweigend da, dann räusperte sich der Ressortchef.
    »Wem haben Sie davon erzählt?«, fragte er.
    »Niemandem«, sagte Annika rasch. »Nur Ihnen.«
    »Und Karina Björnlund. Sonst noch jemandem?«
    Annika schloss die Augen und dachte nach.
    »Nein«, erklärte sie. »Nur Ihnen und Karina Björnlund.«
    Sie spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten, jetzt kamen die Gegenargumente.
    »Das ist alles unglaublich interessant«, sagte Anders Schyman, »aber man kann es nicht veröffentlichen.«
    »Warum nicht?«, fragte Annika rasch.
    »Zu viele lose Enden«, antwortete Schyman. »Ihre Schlüsse sind logisch und sogar glaubwürdig, aber man kann nichts beweisen.«
    »Aber ich habe doch die Kopien der Rechnungen!«, beharrte Annika.
    »Ja, natürlich, aber das genügt nicht. Und das wissen Sie auch.« Annika antwortete nicht.
    »Dass der Minister in Tallinn war, ist neu, aber das gibt ihm noch kein Alibi für den Mord. Er war um fünf Uhr morgens zu Hause, als das Mädchen ermordet wurde. Sie erinnern sich doch an die Nachbarin, die ihn an der Tür getroffen hat.«
    Annika nickte, Schyman fuhr fort.
    »Christer Lundgren ist zurückgetreten, und man tritt …«
    »… keinen, der am Boden liegt, ich weiß«, sagte Anni ka. »Aber man kann Fakten veröffentlichen, die Einbrüche an den Adressen, wo sich die Archive befanden, die Reisekostenabrechnungen, die Rechnung aus dem Pornoklub …«
    Der Ressortchef hob die Schultern.
    »Wozu? Um zu zeigen, wie die Regierung Waffen schmuggelt? Stellen Sie sich das Gerichtsverfahren zum Thema Pressefreiheit vor, das dann folgen würde.«
    Annika starrte auf den Fußboden.
    »Die Story ist tot, Annika«, konstatierte Anders Schyman.
    »Vielleicht die Rechnung von der Reise nach

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