Studio 6
Christer Lundgren ausgestellt ist. Schauen Sie sich die Unterschrift an.«
Anders Schyman nahm die Kopie in die Hand und betrachtete sie. »Man kann sie nicht lesen«, sagte er.
»Eben«, meinte Annika. »Sehen Sie sich jetzt diese Rechnung an.«
Sie hielt ihm die Reisekostenabrechnung aus Tallinn entgegen.
»Christer Lundgren«, las Schyman und sah Annika an.
»Die Unterschriften stammen von zwei verschiedenen Personen!«
Annika nickte.
»Der Außenhandelsminister war niemals in diesem Pornoklub«, erklärte sie. »Ich glaube, dass die Rechnung aus dem Studio 6 von seinem Staatssekretär unterschrieben wurde.«
Anders Schyman nahm die erste Rechnung und hielt sie sich dicht vor die Brille.
»Ja«, sagte er. »Das könnte hinhauen.«
»Christer Lundgren war in jener Nacht in Tallinn«, fuhr Annika fort. »Er flog mit Estonian Air um acht Uhr am Abend des 27. Juli, das kann man dieser Rechnung entnehmen. Dort traf er sich mit einer Person oder Gruppe und flog noch am Morgen mit einem Privatflugzeug zurück.«
Der Ressortchef griff nach dem anderen Papier.
»Nicht zu glauben«, sagte er fassungslos. »Was hat er denn da gemacht?«
Annika holte rasch Luft.
»Das Treffen war geheim«, sagte sie. »Es hatte etwas mit Waffenexporten zu tun. Er wollte die Rechnung nicht in seinem eigenen Ministerium einreichen, denn dort hätte man sie möglicherweise gefunden. Er schickte sie ins Amt für Strategische Produkte.«
Anders Schyman sah sie an.
»Zu der Behörde, die die schwedischen Waffenexporte kontrolliert?«
Annika nickte.
»Sind Sie sicher?«
Sie wies schweigend auf den Stempel.
»Meine Güte«, sagte der Ressortchef. »Warum das denn?«
»Ich kann mir nur vorstellen«, sagte Annika, »dass mit dem Export etwas nicht in Ordnung war.«
Anders Schyman bekam eine Falte zwischen den Augenbrauen.
»Das klingt seltsam«, meinte er. »Warum sollte sich die Regierung auf zweifelhafte Waffengeschäfte einlassen?«
Annika richtete sich auf und schluckte.
»Ich glaube, sie hatte keine andere Wahl«, sagte sie leise.
Schyman lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück.
»Jetzt fängt es an, diffus zu werden«, befand er.
»Ich weiß«, beharrte Annika, »aber die Fakten haben Bestand. Christer Lundgren reiste in jener Nacht nach Tallinn und tat etwas, das so anfechtbar war, dass er sich lieber des Mordes verdächtigen ließ und zurücktrat, als die Wahrheit zu sagen. So ist es. Das sind Tatsachen. Und was könnte schlimmer sein, als unter Mordverdacht zu stehen?«
Sie war aufgestanden und gestikulierte. Anders Schyman beobachtete sie interessiert.
»Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als hätten Sie eine Theorie«, sagte er leicht amüsiert.
»IB«, antwortete Annika. »Die verschwundenen Archive, Originalvorgänge und Dokumente, die die Sozialdemokraten auf absehbare Zeit ins Abseits reiten würden.«
Schyman lehnte sich über den Tisch vor.
»Die sind doch vernichtet.«
»Glaube ich nicht«, entgegnete Annika. »Eine Kopie aus dem Außenministerium landete am 17. Juli dieses Jahres beim Generalstab der Armee. Sie kam aus dem Ausland, über Diplomatenpost. Das war eine Warnung an die Regierung: Tut, was wir sagen, sonst kommt der Rest auch noch, und zwar im Original.«
»Aber«, gab Schyman zu bedenken, »wie kann das denn vor sich gegangen sein?«
Annika setzte sich auf den Schreibtisch.
»Die Sozis haben die ganze Nachkriegszeit genutzt, um Kommunisten auszuspionieren, haben alles, was sie über sie bekommen konnten, gesammelt. Glauben Sie, dass die Jungs da drüben dasaßen und Däumchen drehten?«
Sie zeigte über die Schulter in Richtung auf die russische Botschaft.
»Wohl kaum«, fuhr sie fort. »Die wussten natürlich, was die Schweden da trieben.«
Sie stand auf, nahm ihre Tasche und zog den Block heraus.
»Im Frühjahr 1973 wussten Eimer und seine Leute, dass Guillou und Bratt ihnen auf der Spur waren«, erzählte sie.
»Bei den Sozialdemokraten brach Panik aus. Natürlich wussten die Russen das. Ihnen wurde klar, dass die Schweden versuchen würden, die Spuren zu verwischen.
Und, was taten sie?«
Sie hielt ihre Abschriften der Notizen aus der
Morgenzeitung
vom 2. April 1973 hoch.
»Die Russen haben die Archive gestohlen«, sagte sie.
»Der verantwortliche Chef des KGB in der Stockholmer Botschaft sorgte dafür, dass sie außer Landes gebracht wurden, vermutlich in großen Postsäcken.«
Schyman nahm den Block und las schweigend.
»Und wer war KGB-Chef in Stockholm zu
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