Stürmisch verliebt auf Mallorca
vorgekommen, als hätte er vorgehabt, sie festzuhalten, doch nun tat er, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Nachdem er den Motor angelassen hatte, schaltete Ramiro das Radio ein. Ein Flamenco erklang.
Die ganze Rückfahrt über sagte Ramiro kein Wort mehr, und auch Lilian fiel kein passendes Gesprächsthema ein. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wie würde der Abend nun weitergehen? Was wollte Ramiro von ihr? Bevorzugte er Frauen, die sich offensiver verhielten? Doch es war nun einmal nicht ihre Art, sich einem Mann an den Hals zu werfen. Was das betraf, war sie sich immer treu geblieben. Lilith, die Sprachstudentin, für die Ramiro sie hielt, war zwar weltgewandt und offen. Trotzdem war sie kein Mädchen, das leicht zu haben war.
Diesmal fuhr Ramiro schneller, fast so, als hätte er es eilig, und ehe sie es sich versah, hatten sie die Hotelanlage erreicht. Dabei hätte sie ewig so neben ihm durch die Nacht brausen können.
Schwungvoll bog er in die Einfahrt ein, parkte, stieg rasch aus, hielt ihr die Tür auf und half ihr aus dem Wagen. Einen Moment lang standen sie sich dann gegenüber und sahen einander an. Diesmal hielt Lilian seinem Blick stand – und wider alle Vernunft hoffte sie, dass der Abend noch nicht zu Ende wäre.
Ramiro schaute Lily aufmerksam an. Er wurde aus ihr nicht schlau. Einerseits spürte er, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, andererseits wagte sie nicht, es ihm auch zu zeigen. Trotzdem machte ihm dieses Spiel großen Spaß, und er beschloss, bei einem Drink an der Bar herauszufinden, welche Spielregeln zwischen ihnen gelten sollten.
„Komm!“, sagte er nur und nahm ihren Arm. Sie reagierte mit einem strahlenden Lächeln. Na bitte! Gemeinsam betraten sie die Lobby. Doch als sie auf die Bar zusteuerten, verlangsamte er den Schritt.
„Was ist?“, fragte sie irritiert.
Ramiro traute seinen Augen nicht. Konnte das wirklich sein? Doch, sie war es tatsächlich. Er blieb unvermittelt stehen. An der Bar saß tatsächlich Benita Díaz! Er unterdrückte ein Aufstöhnen. Ausgerechnet jetzt.
Zweifelsohne war Benita eine wunderschöne Frau, und auch in taktischer Hinsicht tat er gut daran, sie nicht einfach kalt abzuservieren. Doch in diesem Moment hatte er wirklich keine Lust, sich mit der leidigen Konkurrentin auseinanderzusetzen – viel lieber wollte er den Abend weiter auskosten. Einen Augenblick zögerte er. Da kam auch schon Sancho auf ihn zu.
„Warte hier, Lily.“ Ramiro nahm seinen Mitarbeiter zur Seite.
„Sancho, bitte richte Benita aus, dass ich heute nicht zu sprechen bin. Ich bin einfach gar nicht da, okay?“
„Wie du meinst, Ramiro, aber du weißt, so leicht lässt sie sich nicht abwimmeln.“
„Das ist mir egal. Erzähl ihr meinetwegen, dass ich in Palma bin. Basta .“
„Wie du willst …“ Sancho wirkte etwas angespannt.
„Wo ist das Problem?“ Ein ungutes Gefühl beschlich Ramiro.
„Ich möchte dir wirklich nicht den Abend verderben, das weißt du. Doch wir müssen dem Díaz-Clan endlich Paroli bieten. So geht es nicht weiter! Als ich Benita vorhin noch einmal darauf hingewiesen habe, dass wir es nicht dulden, wenn vor unserem Haus die Gäste abgeworben werden, hat sie mich ausgelacht.“
Sancho straffte sich. „Dann hat sie hinzugefügt, dass sie sich von einem Mexikaner wie mir nichts sagen lässt. Stell dir das vor! Ich möchte, dass du ein Machtwort mit ihr sprichst.“
Nun wurde auch Ramiro ärgerlich. Sein Kampfgeist erwachte meist schnell, und der Díaz-Clan war wirklich eine Plage. Nicht nur, dass diese mächtige Familie so manchen malerischen Fleck auf der Insel mit ihren hässlichen Hotels verschandelt hatte. Ramiro kaufte ihnen auch nicht ab, dass sie neuerdings ein ökologisches Konzept verfolgten.
Sie machten keinen Hehl daraus, dass sie nur weiter expandieren wollten, egal auf welche Art. Sie kauften sogar erfolgreiche Unternehmen einfach auf. Das Schlimmste aber war: Sie hielten sie sich für die Größten und zeigten ihre Verachtung allen, die nicht zu ihrem Clan gehörten oder für ihn arbeiteten.
Erst vor wenigen Wochen war Benita das erste Mal hier aufgetaucht, um ihm lächerliche Übernahmeangebote für seine beiden Resorts zu unterbreiten.
„Du bist also nicht interessiert?“ Lasziv hatte Benita ein Bein über das andere geschlagen und einen Schmollmund gezogen. „Auch nicht an anderen Dingen?“, hatte sie mit einem vielsagenden Augenaufschlag hinzugefügt. Doch nachdem er sie mehrfach abgewiesen und geglaubt
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