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Stürmisch verliebt auf Mallorca

Stürmisch verliebt auf Mallorca

Titel: Stürmisch verliebt auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Waters
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mit der goldgelben Flüssigkeit im Kerzenlicht funkelten. Einen so hervorragenden Tropfen hatte sie noch nie getrunken. Die Preise dafür waren in der Karte gar nicht erst angegeben. Inzwischen hatte sie beschlossen, diesen einmaligen Abend unbeschwert zu genießen.
    Doch warum war ihr Begleiter plötzlich so schweigsam? Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Der Ausdruck in seinen fast schwarzen Augen kam ihr in dem schummrigen Licht mysteriöser denn je vor.
    „Warst du auch schon einmal in Mexiko?“, fragte er sie unvermittelt.
    „Nein“, erwiderte Lilian, froh, dass er das Schweigen brach.
    „Mein Vater kommt von dort“, sagte Ramiro. „Und Sancho, den du ja inzwischen auch kennst, ebenfalls.“
    Lilian trank einen großen Schluck Wein. „Erzähl mir mehr von deiner Familie“, bat sie.
    Augenblicklich schien sich Ramiros Gesicht zu verschließen. Er blickte in die tanzende Kerzenflamme, die sich hell in seinen Augen widerspiegelte.
    „Meine Eltern und ich leben bereits lange hier“, begann er. „Wir sind nur eine kleine Familie, und die meisten unserer Verwandten in Mexiko sind schon tot. Mein Großvater war ein großer Seher. Seine diesbezüglichen Fähigkeiten waren weit über sein Dorf hinaus bekannt.“
    „Ein Seher?“ Damit konnte Lilian nichts anfangen.
    „Ja. In unserem Herkunftsland gibt es Menschen, die die Fähigkeit des Sehens besitzen“, erklärte Ramiro.
    „Was soll ich mir darunter vorstellen?“, fragte sie interessiert.
    Ramiro wiegte leicht den Kopf hin und her. „Na ja, es handelt sich dabei wohl um so etwas wie übersinnliche Fähigkeiten. Mein Großvater besaß zum Beispiel die Gabe, Schicksalsschläge vorherzusagen oder zu sehen, wo manche Menschen sich befanden. Er konnte auch feststellen, ob jemand die Wahrheit sagte oder log.“
    Lilian beugte sich ein Stück vor und vermochte den Blick nicht von Ramiro zu lösen. Er übte in diesem Moment eine fast magische Anziehungskraft auf sie aus. Außerdem überlief ein kleiner Schauer ihren Rücken, denn es wurde ihr bei seiner Schilderung ein wenig unheimlich zumute.
    „Die seherische Fähigkeit hat meiner Meinung nach etwas mit Intuition zu tun“, fuhr Ramiro fort, während er sie noch eindringlicher betrachtete. „Und ob du es mir glaubst oder nicht, ich denke, dass ich sie geerbt habe, Lilith .“ Er trank einen Schluck Wein, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen.
    Lilian zuckte zurück, als hätte sie einen Schlag bekommen. Warum sprach er sie plötzlich mit Lilith und nicht wie auch sonst mit Lily an? War er dahintergekommen, dass sie nicht Lilith, sondern eine andere war? Besaß er wirklich die Gabe, sie zu durchschauen? Sie hielt den Atem an, während Ramiro sie weiterhin fixierte.
    Ramiro ließ die Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Als Jugendlicher war auf seine Gabe sehr stolz gewesen! Vor allem ein Ereignis war ihm besonders in Erinnerung geblieben.
    Damals war ein Junge aus der Nachbarschaft plötzlich verschwunden, und Ramiro sah in derselben Nacht im Traum die Grube, in der oft Kinder spielten. Als er am Morgen seinen Vater dorthin führte, fanden sie tatsächlich den verzweifelten Jungen, der in ein Loch gestürzt war und die ganze Nacht erfolglos um Hilfe gerufen hatte.
    Ramiro wurde daraufhin in seinem Dorf wochenlang als Held gefeiert, was er in seinem jugendlichen Stolz sehr genossen hatte. Doch wie wenig heldenhaft war sein späteres Verhalten gewesen!
    Nun fiel ihm auf, dass Lily ihn plötzlich fast erschrocken anschaute, und eine innere Stimme sagte ihm, dass irgendetwas mit der jungen Frau nicht stimmte … nur was? Allein ihre Reaktion zeigte ihm, dass sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut fühlte.
    „Was ist los?“, fragte er leise und beugte sich ein Stückchen vor.
    „Du verfügst also auch über diese Fähigkeit?“, fragte sie heiser.
    „Manchmal“, erwiderte er. „Oft ist das gar nicht so schwer. Jetzt zum Beispiel sehe ich sehr deutlich, dass du etwas durcheinander bist. Warum?“
    In diesem Moment tauchte der Kellner wieder an ihrem Tisch auf und brachte neues Besteck und in einer großen, silbernen Schüssel die Caldereta . Es roch wirklich köstlich, und Ramiros hübsche Begleiterin war froh über die Unterbrechung, denn nun musste sie ihm nicht antworten.
    Ramiro fragte sich jedoch, warum er gerade jetzt über Mexiko sprach. Kam es daher, weil er nur noch wenige Monate bis zu seinem viel beschworenen Geburtstag Zeit hatte und ihn die Prophezeiung seines Großvaters langsam

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