Stürmisch verliebt auf Mallorca
Straße gesehen hatte, schwang leicht im Wind. Nur wenige, aber dafür umso teurere Limousinen standen auf dem Parkplatz. Gedämpfte Musik war zu hören.
Ramiro stieg ebenfalls aus und nahm, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, ihren Arm.
„Bevor wir ins Lokal gehen, sollten wir vielleicht noch eine Runde drehen“, sagte er leise und führte sie ein Stück vom Parkplatz weg.
Erst einige Meter weiter erkannte Lilian, dass sie sich auf einer Anhöhe befanden. Unter ihnen erstreckte sich das ländliche Mallorca, dessen zahlreiche Ortschaften in der rasch einsetzenden Dunkelheit wirkten wie Inseln mit leuchtenden Lichtpunkten. Über ihnen funkelte prachtvoll der weite Sternenhimmel.
Als plötzlich ein Windstoß über sie hinwegging, legte Ramiro schützend den Arm um ihre Schultern. Eine Woge von Zuneigung durchflutete Lilian, und am liebsten hätte sie sich einfach an ihn geschmiegt. Doch was passierte hier überhaupt? Immerhin kannten sie sich kaum! Wie konnten sie beieinanderstehen, als wären sie ein Liebespaar?
Als hätte Ramiro wieder einmal ihre Gedanken erraten, sagte er: „Lass uns hineingehen. Es ist kühl. Ich wollte dir nur noch schnell die wundervolle Aussicht zeigen.“
„Sie ist einfach traumhaft“, antwortete Lilian leise.
In dem Haus, das von außen recht schlicht wirkte, herrschte eine fantastische Atmosphäre. Vor ihnen tat sich ein großer Raum auf, in dem nur wenige rustikale Holztische standen. Der Boden war aus marmoriertem Naturstein, und alte Balken stützten die hohe Decke. Auf jedem Tisch befand sich ein silberner Leuchter mit einer brennenden Kerze, und um die Gedecke waren weiße und rote Rosen drapiert.
Die Wände waren mit wunderschönen Azulejos verziert , kunst vollen und dekorativen Keramikfliesen, die sich zu erstaunlichen Ornamenten zusammenfügten.
Lilian fragte sich im ersten Augenblick, ob sie in einem zünftigen Familienlokal oder einem Nobelrestaurant gelandet war.
Ramiro beobachtete, wie Lilys Augen aufleuchteten. Wie er es erwartet hatte, war sie von dem Ambiente überwältigt. Dieser Geheimtipp war für sie sicherlich ein besonderes Erlebnis, auch wenn sie – wie sie ihm ja am Nachmittag erzählt hatte – schon recht viel gereist war.
Noch immer wusste er nicht allzu viel über seine Begleiterin, aber das würde sich bald ändern. Zunächst jedoch würde sie in den Genuss bester mallorquinischer Küche und edelstem Wein kommen. Wer hier einmal gespeist hatte, vergaß diesen kulinarischen Höhepunkt nie wieder.
Er bestellte vom Teuersten, darunter eine Caldereta , einen speziellen Eintopf mit Langusten und Meeresfrüchten, der in diesem kleinen Lokal extrem verfeinert serviert wurde. Entspannt lehnte er sich zurück und betrachtete seine hübsche Begleiterin, deren feine Gesichtszüge im Kerzenlicht noch sanfter wirkten. Endlich gönnte er sich mal wieder einen erholsamen Abend.
Dabei könnte ich so etwas doch viel öfter tun, dachte er. Schließlich mangelte es ihm weder an Verehrerinnen noch an dem nötigen Kleingeld.
Seine Eltern hatten ihm bereits einen Teil des Erbes überlassen, und von seinem Gehalt konnte er problemlos eine Familie ernähren. Er besaß eine schicke Penthousewohnung in Palma und würde die beiden Ferienanlagen einmal übernehmen, unter der Voraussetzung allerdings, dass er endlich heiratete, das hatte ihm sein Vater unmissverständlich klargemacht.
Schließlich war er der einzige Sohn, und er konnte es seinen Eltern nicht verdenken, dass sie sich möglichst schnell Enkelkinder wünschten. Die Familie Cantellano musste weiterexistieren und durfte nicht einfach so von der Bildfläche verschwinden. Er wollte das ebenfalls nicht.
Doch genau das war sein Problem. Immer wieder war er mit schönen Frauen ausgegangen, und auch die eine oder andere Liebesnacht war darauf gefolgt. Doch bisher hatte er die Richtige nicht gefunden. Trotzdem war er überzeugt, dass er ihr eines Tages begegnen würde, zumal es ihm sein allseits geachteter mexikanischer Großvater prophezeit hatte. Obwohl Ramiro keineswegs abergläubisch war, hatte er das nie vergessen.
„Bis spätestens Mitte dreißig wirst du ihr begegnen. Oder du hast deine Chance verpasst“, meinte er immer wieder die Stimme des alten Mannes zu hören.
„Ich werde sie finden“, hatte Ramiro ihm fest versprochen.
In diesem Moment erschien der Kellner an ihrem Tisch, um Wein nachzuschenken. Lilian hatte sich ihre Vorspeise schmecken lassen und beobachtete, wie die Gläser
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