Stürmisch verliebt auf Mallorca
hatte, sie damit zu vertreiben, war sie kürzlich mit einem neuen, völlig unglaublichen Ansinnen zu ihm gekommen. Sie hatte ihm einen Heiratsantrag gemacht! Was für ein absurder Vorschlag! Und wahrscheinlich hatte sie es bis heute nicht verkraftet, dass sie sich eine Abfuhr geholt hatte.
„Denk doch mal in die Zukunft, Ramiro! Du kannst deine umweltfreundliche Linie weiterverfolgen, und gleichzeitig wären wir gemeinsam ein unschlagbares Team. Eine Menge Spaß hätten wir bestimmt auch noch dabei – überlege es dir also gut! Es stehen Millionen auf dem Spiel …“, hatte sie weiterhin versucht, ihn zu umgarnen, und ihn dabei zuckersüß angelächelt.
„Vergiss es!“ Er hatte nur harsch abgewunken.
Doch sie ließ ja nicht locker. Fast schien es ihr sogar Vergnügen zu bereiten, auf ihn Jagd zu machen. Dass sie jetzt auch noch Sancho beleidigt hatte, konnte Ramiro nicht dulden. Mit einem Mal war seine gute Laune verschwunden. So leid es ihm tat, er musste die Sache mit Benita sofort klären, das war er sich und seinem Freund schuldig.
Außerdem fiel ihm nun siedend heiß ein, dass er am nächsten Morgen sehr früh in Palma sein musste. Deshalb war es besser, den Abend mit Lily sofort zu beenden. Sie würde ja noch eine Weile auf der Insel bleiben, und beim nächsten Mal könnten sie ihre Zeit ganz einfach woanders verbringen.
Lilian hatte natürlich längst bemerkt, dass sich das aufgeregte Gespräch der beiden Männer um die rassige Frau an der Bar drehte. Mit den langen dunklen Haaren und der tief gebräunten Haut sah sie aus wie eine Spanierin. Einen Moment blickte die Fremde zu ihr herüber und fixierte sie ausdruckslos. Dann wandte sie sich wieder ab.
Sofort hatte Lilian das Gefühl, als hätte jemand einen Kübel eiskalten Wassers über sie ausgekippt. Wieso habe ich eigentlich geglaubt, dass ein Mann wie Ramiro sich ausschließlich für mich allein interessieren würde? fragte sie sich plötzlich. Natürlich hatte er an jedem Finger zehn Frauen, und eine davon wartete hier auf ihn. Was wusste sie denn schon von ihm? Sie atmete tief durch, und als Ramiro wieder zu ihr kam, hatte sie sich schon wieder im Griff.
„Lily, ich möchte mich bei dir bedanken. Der Abend war wunderschön, wirklich …“
„Das fand ich auch.“ Sie lächelte tapfer.
„Leider bin ich jedoch nicht so ungebunden, wie du vielleicht denkst …“, fuhr Ramiro fort.
Das sehe ich, dachte Lilian, erwiderte aber nichts.
„… denn ich habe sehr viel zu tun, und gewisse Dinge können einfach nicht warten.“
So kann man sich natürlich auch herausreden, schoss es Lilian durch den Kopf.
„Ich hätte liebend gern noch ein Glas mit dir getrunken, aber es geht nun doch nicht. Es tut mir leid.“
„Natürlich“, erwiderte Lilian und schluckte.
„Aber du bist ja noch eine Weile hier, nicht wahr?“, sagte er nun mit gedämpfter Stimme und strich ihr sanft über die Wange.
Die Berührung hinterließ eine Prickeln auf ihrer Haut, aber Lilian ließ sich nichts von ihrem inneren Aufruhr anmerken. „Ich bin ohnehin sehr müde“, log sie.
Später lag sie noch lange wach auf ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie versuchte gar nicht erst, sich etwas vorzumachen. Sie sehnte sich zutiefst danach, in Ramiros Armen zu liegen, seine Hände auf ihrer Haut zu spüren, von ihm geküsst und liebkost zu werden.
Doch als ihr in der Morgendämmerung endlich die Lider zufielen, war sie mit sich und der Welt zufrieden. Es war ein wundervoller Tag in einer traumhaft schönen Umgebung gewesen, und allein dafür war sie unendlich dankbar. Außerdem hatte die fremde Frau an der Bar sie möglicherweise davor bewahrt, einen großen Fehler zu begehen.
Hätte sie sich Ramiro hingegeben, würde sie es jetzt bestimmt bitter bereuen. Nicht umsonst hatte sie sich geschworen, sich von Männern wie ihm künftig fernzuhalten. Hatte sie nicht schon einmal vorschnell nach den Sternen gegriffen? Das Zerbersten ihrer Träume, das jedenfalls hatte sie erfahren, war grausam und schmerzhaft gewesen. Noch so eine Erfahrung würde sie nicht überleben.
4. KAPITEL
Die Zeit flog nur so dahin, und jeden Morgen, wenn Lilian die Augen aufschlug, war der Himmel strahlend blau. Meist schlenderte sie nach dem Aufstehen durch den weitläufigen Garten oder machte einen Spaziergang am Meer. Danach bediente sie sich am Büfett und frühstückte in der milden Sonne. Sie hatte sich noch nie so gesund ernährt wie im „Paraíso Verde“, wo biologisch erzeugte
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