Stürmisch verliebt auf Mallorca
und trat nochmals nah an ihn heran. „Ich weiß nicht, ob es wirklich nötig ist, aber vielleicht kontrollierst du sicherheitshalber ihr Gepäck, bevor sie morgen abreist? Immerhin bewahrst du in deinem Apartment ja auch einige Wertgegenstände auf …“, sagte er leise.
Ramiro ließ sich den Schrecken nicht anmerken, der ihn durchfuhr. Stattdessen ging er mit raschem Schritt davon. Denn er konnte nicht schnell genug bei Lily sein. Leider nicht, weil er sie so sehr begehrte …
Als Lilian den Schlüssel im Türschloss hörte, begann ihr Herz vor Vorfreude zu klopfen. Sie trug nichts als ihren knappen Bikini, was in dem klimatisierten Apartment einer eindeutigen Aufforderung gleichkam. Eigentlich hatte sie sich lasziv auf dem Bett ausstrecken wollen, doch die Art und Weise, wie Ramiro die Tür aufstieß und wieder schloss, ließ sie innehalten. Stille. Warum kam er nicht zu ihr ins Zimmer? Stimmte etwas nicht? Oder hatte er vielleicht wieder eine Überraschung für sie parat? Sie hörte ihn tief durchatmen.
„Ramiro?“
Er gab keine Antwort. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Ramiro!“ Sie erschrak über die plötzliche Furcht in ihrer Stimme.
Dann betrat er den Raum. Das dunkle Haar hing ihm wirr ins Gesicht, und er wirkte sehr angespannt. Hatte er etwa eine neue Hiobsbotschaft erhalten? Lilian sprang auf, um ihm entgegenzueilen, und blieb wie angewurzelt stehen. Eine unsichtbare Wand trennte sie plötzlich. Statt seine Arme auszubreiten, stand er einfach nur da und sah sie mit bohrendem Blick an.
„Welche bösen Überraschungen hältst du eigentlich noch für mich bereit, Lilian?“
Sie spürte das Blut aus ihrem Kopf weichen. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Was bedeutete die Frage? Doch eigentlich kannte sie die Antwort: Ramiro wusste … Er wusste Bescheid. Und sie, sie kam wieder einmal viel zu spät.
„Was meinst du?“, fragte sie in dem verzweifelten Versuch, die Situation mit einer Gegenfrage zu entschärfen. Doch dann wurde ihr klar, dass ihr nun nur noch eines helfen konnte. Sie musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, ihr ganzes Selbstvertrauen, und die Wahrheit sagen. Sie hatte Ramiro ihre Geschichte doch sowieso erzählen wollen!
Ramiro ging an ihr vorbei und setzte sich in einen Sessel. Seine Hände lagen ruhig auf den Lehnen, und er schlug ein Bein über das andere. Dann fixierte er sie unnachgiebig.
„Ich höre.“
Lilian fühlte sich wie vor Gericht. Es war schrecklich, dass ausgerechnet Ramiro die Anklage übernahm. Hatte sie in diesem Fall nicht schon genug durchlitten? Aber sie würde jetzt nicht einknicken …
„Ich hatte mich im vergangenen Herbst zur Verkaufsstellenleiterin hochgearbeitet“, begann sie tonlos und sah beiseite, um Ramiros brennendem Blick auszuweichen. Gleichzeitig stieg Wut in ihr auf. Warum war ihr Geliebter nur so kalt? Warum nahm er sie nicht einfach in die Arme? Dann würde das Erzählen viel leichter fallen …
„Weiter!“
„Nun, ich wurde des Diebstahls beschuldigt.“ Sie war selbst erstaunt, wie trotzig sie klang. Entschlossen hob sie den Blick und sah Ramiro streitlustig an. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, und sie konnte förmlich spüren, wie skeptisch er war. „Dann wurde ich mit Schimpf und Schande entlassen und flüchtete vor dem Gerede nach London.“ Sein Schweigen war erdrückend. „Aber ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen“, setzte sie hinzu. „Ich bin keine Diebin.“ Sie fühlte sich plötzlich so müde. Zu müde, um sich vor dem Mann, den sie so sehr liebte, zu rechtfertigen.
„Das ist alles?“
Lilian nickte. Sie wusste zwar, dass Ramiro ein Anrecht darauf hatte, mehr zu erfahren, doch im Moment konnte sie damit einfach nicht dienen.
Ramiro stand auf. Was hatte er vor? Lilian starrte ihn an. Er trat an den Schrank, in dem sie ihre Sachen deponiert hatte, und öffnete die Tür. Aber was tat er da?
Ohne sie noch einmal anzusehen, ging er in die Hocke und nahm ihre schwarze Reisetasche aus dem untersten Fach. Er zog den Reißverschluss auf und griff hinein. Auf einmal erstarrte er, senkte den Kopf und verharrte so … eine halbe Ewigkeit lang. Dann erhob er sich langsam. Er hielt ihren Schal in der Hand, das einzige Kleidungsstück, das sie nicht ausgepackt und getragen hatte, denn wer brauchte in dieser Sommerhitze schon einen Schal? Aber was wollte Ramiro damit? Lilian verstand nicht, was da vor sich ging.
Ramiro kam auf sie zu. Eine Armeslänge entfernt blieb er vor ihr stehen. Noch nie
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