Stürmisch verliebt auf Mallorca
er an die Worte seines Vaters: „Und weil deine Mutter und ich genau wissen, wie viel Zeit deine Arbeit in Anspruch nimmt – Zeit, in der du vielleicht eine Frau kennenlernen könntest – denken wir sogar darüber nach, die beiden Ferienanlagen zu verkaufen …“
Einen kurzen Augenblick lang gab er sich der Vorstellung hin, verwarf sie dann aber wieder. Gab es denn keinen Weg, der Erfolg im Beruf und Raum für die Liebe vereinte? Ramiro seufzte leise. Vorrang hatte nun jedoch das Geschäftliche, und mehr denn je war sein Kampfgeist gefragt. Es war eben einfach noch nicht die Zeit, in der eine Frau in seinem Leben die Hauptrolle spielen sollte.
Benita lehnte sich zufrieden zurück. Alles hatte nach Plan geklappt: Im „Cielo Verde“ waren sogar einige Gäste abgereist. Sie lächelte süffisant. Das geschah Ramiro recht, nachdem er sie so sehr gedemütigt hatte. Die blasse, einfache Verkäuferin bedeutete ihm offenbar mehr als sie, eine bildschöne Frau aus bestem Haus, gesegnet mit einem Millionenerbe – und mit allen Wassern gewaschen.
Sie hatte lange gebraucht, um ihren Ärger zu verdauen. Sicherlich war ihr von Anfang an klar gewesen, dass Ramiro keine leichte Beute war, das hatte sich in ihren Kreisen längst herumgesprochen. Den alleinstehenden, gut aussehenden Jungunternehmer umgab eine Aura von Unnahbarkeit. Keine Frau hatte ihn längere Zeit an sich binden können. Umso größer war die Herausforderung. Benita hatte noch jeden Mann bekommen, den sie wollte, sich aber noch nicht fest gebunden. Doch nun, mit Anfang dreißig, wurde es langsam Zeit.
Wie es in ihrer Familie Tradition war, suchte man sich die Heiratskandidaten genau aus, denn natürlich sollte eine Eheschließung immer auch dem Vermögen der Familie zuträglich sein. In einer Unterredung mit ihrem Vater vor einigen Monaten hatte sie dann den Vorschlag gemacht, Ramiro Cantellano mit ins Boot zu holen. Seinen Ansatz, Umweltschutz stärker in den Tourismus zu integrieren, fand sie zeitgemäß.
Ihr Vater hatte zunächst nur gelacht. „Was diese Familie kann, können wir auch, mein Täubchen, dazu braucht er nicht einzuheiraten.“
„Aber Ramiro wäre trotzdem eine Bereicherung.“
„Das ist wohl wahr“, hatte ihr Vater erwidert und sie lange angeblickt. „Du scheinst also an dem Jungen Gefallen gefunden zu haben. Wie ich hörte, ist er ein Einzelgänger, hat aber eine starke Persönlichkeit.“ Ihr Vater hatte sich zurückgelehnt und, wie so oft, wenn er seine geschäftlichen Interessen geltend machen wollte, auf den Tisch geklopft. „Vielleicht kannst du ihn ja mit einem lukrativen Kaufangebot locken? Er hat sich in der Branche einen ziemlich guten Namen erarbeitet, und von der Übernahme seiner Resorts würden wir sicherlich profitieren.“ Er hatte sie herausfordernd angesehen. „Solltest du Ramiro für dich gewinnen, kannst du jedenfalls mit einer grandiosen Hochzeit rechnen. Mit allem, was du dir wünschst. Wir veranstalten ein rauschendes Fest, eins, über das man noch lange reden wird.“
Genau das hatte Benita hören wollen.
„Und falls du sonst noch irgendeine Art von Unterstützung brauchst, ist der Familienkreis, der sie dir gewähren kann, ja groß genug“, hatte ihr Vater hinzugesetzt und ihr verschwörerisch zugezwinkert. „Schließlich sind unsere Mitarbeiter ja überall …“ Das war dann der endgültige Segen für Benita gewesen. Sie hatte freie Hand. Und sie wollte nur eins: Erfolg haben und sich feiern lassen.
Doch um ans Ziel zu kommen, musste man manchmal eben auch unkonventionelle Methoden einsetzen. Was für ein Glücksfall also, dass schon länger eine entfernte Verwandte als Angestellte im „Paraíso Verde“ tätig war. Natürlich hatte sie sich mithilfe von Isabel interessante Einblicke in die internen Angelegenheiten des Betriebs verschaffen können. Ramiro betrachtete Isabel als zuverlässige Mitarbeiterin, und sie genoss in vielen Bereichen uneingeschränktes Vertrauen – es wusste ja niemand, dass sie eigentlich zum Díaz-Clan gehörte.
Was war also leichter gewesen, als Isabel herausfinden zu lassen, wer diese Touristin an Ramiros Seite war, woher sie kam und was sie machte? Die Daten der Besucher blieben schließlich während der ganzen Saison im Computer gespeichert. So hatte Benita erfahren, dass die plötzlich aufgetauchte Rivalin Lilian Connelly hieß, den Ferienaufenthalt im Februar gewonnen hatte und als Verkäuferin tätig war. Doch hatte Ramiro ihr damals nicht erzählt, die
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