Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
Gäste in Empfang zu nehmen.
„Ich hoffe nur, Mylord, das Sie ihr seltsames Betragen nicht ihren Cousinen anlasten. Ich kann ihnen versichern, dass die beiden völlig unkompliziert sind.“
Er warf einen flüchtigen Blick auf die andere Seite der Tafel und erntete sofort hoffnungsfrohes Lächeln. Unwahrscheinlich, das diese beiden je zur Mode-Avantgarde gehören würden, aber seiner Mutter würde es mühelos gelingen, eine von ihnen vorzeigbar zu machen.
Lady Hester hingegen würde nie gesellschaftsfähig werden. Sie benahm sich unmöglich und dankte ihrer Familie ihre Großherzigkeit nicht im Geringsten. Doch er hatte keinen Grund, noch weitere Gedanken an eine Frau zu verschwenden, die er die Woche über vermutlich kaum zu Gesicht bekommen würde. Sir Thomas hatte betont, dass nur am ersten Abend des traditionellen Familientreffens wirklich alle Gäste verpflichtet waren, auf gleicher Ebene miteinander zu verkehren. Er sah erneut zu ihr hinüber und musste feststellen, dass sie ihm ebenfalls gerade einen Giftblick zuwarf. Errötend wandte sie sich wieder dem Kalbfleisch zu, das sie für das goldlockige Engelchen an ihrer Seite mundgerecht zerteilte.
Während er sich noch an der Aussicht labte, ab morgen früh von allen Dienern, armen Verwandten und Kindern in Ruhe gelassen zu werden, tauchte an ihrer anderen Seite ein sommersprossiger Junge auf und drängte sie: „Erzähl uns was über den Spieß, Tante Hetty!“
„Ach je“, murmelte Lady Moulton und griff nach ihrem Weinglas.
„Ja, den Spieß, den Spieß!“, forderten zwei weitere Jungen und hüpften auf der Bank auf und nieder.
Hester sah ihren Onkel fragend an, der sein Glas hob, um ihr seinen Segen zu geben.
„Also“, hub sie an. „Es gab einst einen Ritter in den Diensten von Sir Mortimer Gregory, im Jahre 1485 …“
Lady Moulton wandte sich ihrem Bruder zu. „ Müssen wir uns diese blutrünstige Geschichte anhören, während wir essen, Tom? Sie dämpft meinen Appetit.“
Vielleicht hatte Hester diese Beschwerde gehört. Sie senkte die Stimme und zwang die Kinder so, sich halb von der Bank zu erheben und zu ihr herüberzubeugen, damit ihnen auch ja kein Wort entging.
„Das ist die Familiengeschichte, Valeria“, bellte Sir Thomas. „Die Kleinen sollen wissen, dass diese Waffen hier keine reine Zier sind. Jede von ihnen hat sich auf dem Schlachtfeld bewährt, bei Gott.“ Er wandte sich an Lord Lensborough. „Die Gregorys haben sich hier in der Gegend auch in den härtesten Zeiten stets um Haus und Grund gekümmert. Sie haben ihre Heimat und ihre Frauen gegen alle Anfechtungen, Aufständischen und Verräter verteidigt und haben in all den Jahrhunderten …“
„… nie auf der falschen Seite gestanden!“, erscholl es im Chor aus einem halben Dutzend Kehlen, und alle prosteten Sir Thomas zu, der schallend über diesen gutmütigen Spott lachte. Hesters Gemurmel ging in einem kollektiven kindlichen Seufzer unter: Die Geschichte vom Spieß hatte offenkundig ihr schaurig-schönes Finale erreicht.
Das Goldengelchen krabbelte auf Hesters Schoß. Als sie das Kind im Arm barg, konnte Lensborough sich nicht länger beherrschen. „Haben Sie denn keine Skrupel, so ein junges Geschöpf mit derartigen Geschichten zu ängstigen?“
Er hatte kein Wort von der Geschichte verstanden, aber den Reaktionen der anderen zufolge war sie ebenso unpassend wie Lady Hesters ganzes Verhalten.
Beklommenes Schweigen machte sich an der Tafel breit. Lady Hester begegnete seinem vorwurfsvollen Blick mit zusammengekniffenen Augen.
„Ein Mädchen ist nie zu jung“, verkündete sie, „um zu erfahren, wie niederträchtig Männer sein können.“
3. KAPITEL
Damen und Kinder hatten sich zurückgezogen, und Lensborough versank über seinem Port in düsteres Grübeln.
Captain Fawley, der kein Blatt vor den Mund nahm, hatte ihn in der Vergangenheit bereits gerügt, weil er sich von dem Jagdeifer der Jungfrauen, die nach Bertrams Tod ihre Chance gewittert hatten, abgestoßen fühlte.
„Frauen sind Krämerseelen, Lensborough. Dieselben schüchternen Gewächse, die sich beim Anblick meines entstellten Gesichts voll Grausen abwenden, würden einem buckligen Zwerg schöne Augen machen, wenn er nur Geld oder einen Titel hätte. Machen Sie sich nichts vor, Sie werden keine finden, die nicht so denkt.“
Es war niederschmetternd sich vorzustellen, dass die Gregory-Schwestern wegen der Aussicht auf seinen Titel selbst dann noch um ihn herumscharwenzeln würden, wenn er
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