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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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gewechselt, und dann hat er vor drei Jahren die Werkstatt aufgemacht.“
    „Das Geschäft scheint doch sehr gut zu gehen.“
    „Gebrauchtwagen!“ Seine Stimme war voller Verachtung.
    „Er hätte zur Navy gehen sollen.“
    „Und wenn es nicht sein Wunsch war, zur Navy zu gehen?“
    „Hätte seine Mutter es ihm nicht ausgeredet, dann hätte er es vielleicht getan. Sie wollte ihn zu Haus behalten, unter ihren Fit tichen.“
    „Oh, Grenville, ich fürchte, Sie sind sehr altmodisch und schrecklich ungerecht.“
    „Ich habe Sie nicht um Ihre Meinung gebeten.“ Aber seine Laune besserte sich bereits. Ein anständiger Streit war für ihn wie eine stärkende Injektion.
    „Es ist mir egal, ob Sie mich darum gebeten haben oder nicht. Ich sage sie jedenfalls.“
    Da lachte er und zwickte mich zärtlich in die Wange. „Ich wünschte wirklich, ich könnte noch malen. Möchten Sie immer noch ein Bild von mir mit nach London nehmen?“
    Ich hatte befürchtet, er hätte es vergessen. „Es ist mein größter Wunsch.“
    „Lassen Sie sich von Pettifer den Schlüssel zum Atelier geben. Sagen Sie ihm, es sei mein Wunsch. Schauen Sie sich um und sehen Sie, ob etwas da ist, was Ihnen gefällt.“
    „Wollen Sie nicht mitkommen?“
    Wieder trat der schmerzhafte Ausdruck in sein Gesicht. „Nein“, sagte er barsch und wandte sich ab, um seinen Sherry zu trinken. Er saß da, schaute auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit hinunter, drehte das Glas in der Hand. „Nein, lieber nicht.“
     
    Beim Mittagessen sagte ich es den anderen. Andrea war so nei disch, daß ich nach London zurückfuhr, während sie in dem schrecklichen, langweiligen Cornwall bleiben mußte, daß sie mich giftig ansah und den Rest der Mahlzeit kein Wort mehr sagte. Aber die anderen bedauerten meinen Entschluß, was mir natürlich schmeichelte.
    „Müssen Sie denn wirklich zurück?“ fragte Mollie.
    „Ja. Ich habe eine Arbeit und kann nicht ewig wegbleiben.“
    „Wir haben Sie wirklich sehr gern hier bei uns.“ Wie charmant sie sein konnte, wenn es nicht galt, wahre oder vermeintliche Angriffe auf ihren Sohn abzuwehren oder ihrem Zorn auf ihren Schwiegervater und Boscarva Luft zu machen. Sie hatte etwas von einer hübschen kleinen Katze, aber nun war ich mir darüber klar, daß in den samtweichen Pfoten lange Krallen verborgen waren, und ich wußte, daß sie gegebenenfalls keine Skrupel hätte, sie zu benutzen.
    „Ich bin auch sehr gern hier gewesen…“
    Pettifer wurde deutlicher. Nach dem Essen ging ich in die Kü che, um ihm beim Geschirrspülen zu helfen, und er nahm kein Blatt vor den Mund.
    „Warum wollen Sie auf einmal wieder weg, wo Sie doch gerade angefangen haben, sich zu Hause zu fühlen, und wo der Com mander anfängt, Sie richtig zu mögen? Also, das geht über mei nen Horizont. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie eine von denen sind …“
    „Ich komme wieder. Ich habe gesagt, ich werde wiederkom men.“
    „Er ist jetzt achtzig. Er wird nicht mehr ewig leben. Wie wird es in Ihnen aussehen, wenn Sie wiederkommen und er ist nicht mehr da, sondern zwei Meter unter der Erde und dient den Re genwürmern als Nahrung?“
    „Pettifer, bitte.“
    „Es hat gar keinen Zweck, das     „Ich habe einen Job. Ich muß zurück.“
    „ Klingt ziemlich egoistisch.“
    „ Das ist nicht fair.“
    „Er hat seine Tochter die ganzen Jahre nicht gesehen, und dann erscheinen Sie plötzlich und reisen nach drei Tagen wieder ab. Was für eine Enkelin sind Sie eigentlich?“
    Ich antwortete nicht, weil es nichts zu sagen gab. Wir arbeite ten stumm weiter, er mit seiner Geschirrbürste, ich mit dem Tuch, doch als wir fertig waren und er das Abtropfbrett mit einem feuchten Lappen abwischte, versuchte ich, Frieden zu schließen.
    „Es tut mir leid. Wirklich. Es ist schlimm genug, weg zu müs sen, auch ohne daß Sie mich als Ungeheuer hinstellen. Ich komme wieder. Ganz bestimmt. Vielleicht im Sommer… Im Sommer ist er bestimmt noch da, die Sonne wird scheinen, und wir werden zusammen etwas unternehmen. Vielleicht könnten Sie uns mit dem Wagen irgendwohin fahren…“
    Meine Stimme erstarb. Pettifer hängte den Lappen säuberlich über den Spülbeckenrand. „Der Commander sagt, ich soll Ihnen den Schlüssel vom Atelier geben“, knurrte er. „Ich hab keine Ahnung, was Sie da unten finden werden. Wahrscheinlich jede Menge Staub und Spinnen.“
    „Er hat gesagt, ich kann ein Bild

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