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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Visionen von einer an Unter kühlung, Entkräftung oder Blutverlust sterbenden Andrea herauf.
    „Nur ein glücklicher Zufall“, sagte Morris und trat ein paar Schritte zurück. Offensichtlich wollte er gern so rasch wie mög lich gehen, wußte aber nicht recht, wie er es anstellen sollte. Eliot steckte den Stöpsel in die Karaffe zurück, ließ sein neu gefülltes Glas auf dem Sideboard stehen und kam ihm zu Hilfe.
    „Ich bringe Sie zur Tür.“
    Morris nickte Grenville und mir zu. „Dann gute Nacht.“
    Aber Grenville stemmte sich aus dem Sessel und richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, Mr. Tatcombe. Wir sind Ihnen sehr dankbar. Und wir wären Ihnen auch dankbar, wenn Sie das, was Andrea erzählt hat, für sich behielten. Zumindest bis es bestätigt worden ist.“
    Morris blickte zweifelnd drein. „So was spricht sich rum.“
    „Aber doch sicher nicht durch Sie.“
    Morris zuckte mit den Schultern. „Es ist Ihre Sache.“
    „Genau. Unsere Sache. Gute Nacht, Mr. Tatcombe.“
    Eliot führte ihn aus dem Zimmer.
    Grenville ließ sich mühsam wieder in den Sessel sinken. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, und ich dachte unwill kürlich, daß solche Szenen ihm sicher nicht guttaten.
    „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja. Mir geht es gut.“
    Ich wünschte, ich hätte mich ihm anvertrauen können, ihm sagen können, daß ich Bescheid wußte über Sophia, daß ich wußte, wessen Enkel Joss war. Doch mir war klar, daß er derje nige sein mußte, der es sagte. Wenn es denn überhaupt gesagt werden sollte.
    „Soll ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“
    „Nein, danke.“
    Also ließ ich ihn in Ruhe und machte mir mit den zerdrückten Sofapolstern zu schaffen.
    Es dauerte eine Weile, bis Eliot wiederkam, und er wirkte ganz munter, als hätte er die Auseinandersetzung mit Grenville voll kommen vergessen. Er nahm sein Glas. „Zum Wohl“, sagte er und hob es zu seinem Großvater hin.
    „Ich nehme an, wir sind diesem jungen Mann zu Dank ver pflichtet“, sagte Grenville. „Ich hoffe, wir werden uns eines Ta ges revanchieren können.“
    „Ich würde mir keine allzu großen Sorgen wegen Morris machen“, bemerkte Eliot leichthin. „Ich denke, er ist sehr gut im stande, sich seine Belohnung selbst zu holen. Übrigens hat Pettifer mich gebeten, euch zu sagen, daß das Essen fertig ist.“
    Wir drei aßen allein. Mollie blieb oben bei Andrea, und mitten beim Dinner kam der Arzt und wurde von Pettifer hinaufge führt. Später hörten wir, wie er in der Diele mit Mollie sprach, dann begleitete sie ihn hinaus und kam ins Eßzimmer, um zu berichten, was er gesagt hatte.
    „Sie steht natürlich unter Schock. Er hat ihr ein Beruhigungs mittel gegeben, und sie soll ein oder zwei Tage im Bett bleiben.“
    Eliot war aufgestanden und hatte einen Stuhl für sie zurechtge rückt. Sie setzte sich und sah auf einmal arg mitgenommen aus. „Wie kann so etwas nur hier bei uns passieren. Wenn ich nur wüßte, wie ich es ihrer Mutter beibringen soll.“
    „Morgen ist noch genug Zeit, darüber nachzudenken“, bemerkte Eliot.
    „Aber was für eine furchtbare Geschichte. Sie ist noch ein Kind. Sie ist erst siebzehn. Was hat Joss sich bloß dabei gedacht? Er muß von Sinnen gewesen sein.“
    „Wahrscheinlich war er betrunken“, sagte Eliot.
    „Ja, vielleicht. Betrunken und gewalttätig.“
    Grenville und ich sagten nichts. Es war, als hätten wir uns stillschweigend verschworen, aber das hieß nicht, daß ich Joss verziehen hatte oder irgend etwas von dem, was er getan hatte, guthieß. Später, wenn Grenville ihn befragt hatte, würde wahr scheinlich alles ans Licht kommen. Doch bis dahin würde ich längst wieder in London sein.
    Und wenn ich dann noch hier war… Ich aß langsam einige Weintrauben. Dies war mein letztes Abendessen in Boscarva, aber ich wußte wirklich nicht, ob es mein aufrichtiger Wunsch war, abzureisen oder nicht. Ich hatte eine Weggabelung erreicht und hatte keine Ahnung, welche Richtung ich einschlagen sollte. Aber ich würde mich bald entscheiden müssen.
    Ein Kompromiß, hatte Eliot gesagt, und es hatte schal geklun gen. Nach den Ereignissen von heute abend hatten seine Worte jedoch einen wohltuend vernünftigen und sachlichen Klang be kommen, wie von jemandem, der mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand.
    Du bist für einen Mann, ein Heim und Kinder geschaffen.
    Ich griff nach meinem Weinglas, und als ich aufblickte, sah ich, daß Eliot mich

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