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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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fiel.
    „Ich will nicht darüber reden. Ich will nicht darüber re den …“
    „Aber du mußt!“
    Pettifer hob ärgerlich das Glas auf und verließ das Zimmer. Wahrscheinlich hatte er Andrea nie gemocht. Ich setzte mich neben sie, auf den Rand des Sofas, und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    „Hat dich jemand überfallen?“
    Andrea fuhr zu mir herum, ihr Körper zuckte heftig. „Ja!“ Sie schrie, als ob ich taub wäre. „Joss!“ Und damit wurde sie erneut von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt.
    Ich sah zu Grenville hoch und begegnete seinem steinernen, ausdruckslosen Blick. Sein Gesicht sah aus wie aus Holz ge schnitzt. Ich kam zu dem Schluß, daß von ihm keine Hilfe zu erwarten sei, und wandte mich zu Morris Tatcombe.
    „Wo haben Sie sie gefunden?“
    Er trat von einem Fuß auf den anderen. Ich sah, daß er sich fein gemacht hatte, wie für einen Abend in der Stadt. Eine Le derjacke mit Stickerei, jetzt regennaß, enge Jeans und Cowboy stiefel mit hohen Absätzen. Trotz der Absätze reichte er Eliot kaum bis an die Schulter. Seine nassen Haare hingen strähnig herunter.
    Er wand sich in einer aggressiven und zugleich verlegenen Geste. „Auf halber Strecke nach Porthkerris. Wo die Straße schmal wird und es keinen Bürgersteig mehr gibt, wissen Sie. Sie lag halb auf der Böschung und halb im Graben. Wirklich ein Glück, daß ich sie gesehen habe. Ich dachte, sie wäre von einem Auto angefahren worden, aber das war es nicht. Anscheinend hat sie sich mit Joss Gardner gestritten.“
    „Er hat sie ins Kino eingeladen“, sagte ich.
    „Ich weiß nicht, wie es angefangen hat“, entgegnete Morris. „Aber das Ende sehen wir hier“, sagte Eliot ernst.
    Es mußte eine andere Erklärung geben. Ich wollte es gerade sagen, als Andrea wieder laut loswimmerte, wie ein altes Klageweib an einem Sarg. Ich verlor die Beherrschung.
    „Hör endlich auf!“ Ich nahm sie an den Schultern und rüttelte sie ein wenig, so daß ihr Kopf wie eine unzureichend ausge stopfte Lumpenpuppe auf das Kissen plumpste. „Hör auf zu jammern und sag endlich, was passiert ist!“
    Da kamen die Worte aus ihrem vom Weinen häßlich verzoge nen Mund hervorgesprudelt. (Wenigstens hat sie noch alle Zähne, dachte ich und haßte mich sogleich für meine Harther zigkeit.)
    „Ich… Wir… sind ins Kino gegangen… und a-als es zu Ende war, sind wir in einen Pub, und… “
    „In welchen Pub?“
    „Ich weiß nicht…“
    „Du mußt doch wissen, in welchen Pub ihr gegangen seid.“ Ich hob vor Ungeduld die Stimme. „Schreien Sie sie bitte nicht an“, rief Mollie, die inzwischen zurückgekommen war. „Seien Sie nicht so unfreundlich.“
    Ich riß mich zusammen und bemühte mich um einen freundlichen Ton: „Weißt du nicht mehr, wohin ihr gegangen seid?“
    „ Nein. Es war d-dunkel… und ich… ich konnte nichts sehen.
    Und dann… und dann…“
    Ich hielt ihre Schultern ganz fest, um sie zu beruhigen. „Ja. Und dann?“
    „Joss hatte ziemlich viel Whisky getrunken. Er wollte mich nicht nach Haus bringen. Er wollte, daß ich… daß ich mit zu ihm kam… und…“
    Ihr Mund klappte auf, ihr Gesicht verzog sich in krampfhaf tem Schluchzen. Ich ließ sie los, stand auf und trat zurück. Mollie nahm sofort meinen Platz ein.
    „Ist ja gut“, sagte sie. „Beruhige dich, Liebes.“ Sie war zärtlicher als ich, sprach tröstlich wie eine Mutter. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Der Arzt kommt gleich, und Pettifer legt dir eine schöne heiße Wärmflasche ins Bett. Du brauchst uns nicht mehr zu erzählen. Du brauchst nicht mehr darüber zu re den.“
    Aber Andrea wollte alles loswerden. Vielleicht hatte Mollie es geschafft, sie zu beruhigen, jedenfalls hörten wir nun, nur noch hin und wieder von schluchzenden Lauten unterbrochen, den Rest der Geschichte.
    „Ich wollte nicht zu ihm gehen. Ich… ich wollte nach Haus. Ich bin… ich bin einfach losgelaufen. Er kam hinter mir her. Und ich… ich versuchte zu laufen und bin ausgerutscht, und mein einer Schuh… ist vom… vom Fuß gerutscht. Und da hat er mich eingeholt und festgehalten, und er… er hat mich ange schrien… und ich habe um Hilfe gerufen, und er hat mich ge schlagen… “
    Ich sah auf die Gesichter ringsum, die alle, wenn auch in unter schiedlichem Ausmaß, Bestürzung und Entsetzen widerspiegel ten. Nur in Grenvilles Miene zeichnete sich kalter Zorn ab, aber er rührte sich immer noch nicht, sagte immer noch kein Wort.
    „Schon gut, jetzt ist alles in

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