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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Tür fiel ins Schloß, Stimmen ertönten. Von alldem aufgeschreckt, stieg ich aus der Wanne, trocknete mich ab und ging über den Flur zu meinem Zimmer, doch als die Stimmen lauter als eben durch das Treppenhaus hallten, blieb ich wie angewurzelt stehen.
    „… ich hab sie auf halbem Weg gefunden, auf dem Hügel…“ Eine Männerstimme, die ich nicht kannte.
    Dann Mollie: „… aber mein liebes Kind…“ Sie wurde von heftigem Schluchzen unterbrochen. Ich hörte, wie Eliot sagte: „Um Himmels willen, was ist mit dir?“ Dann wieder Mollie: „Komm ans Feuer… Nun komm schon, es ist alles wieder gut. Du bist jetzt in Sicherheit…“
    Ich ging zurück ins Zimmer, zog mich an, knöpfte mein Kleid zu, bürstete und flocht meine Haare, alles in wenigen Augenblicken. Rasch trug ich ein wenig Lippenstift auf – für mehr reichte die Zeit nicht –, schlüpfte mit bloßen Füßen in Sandalen und eilte nach unten. Im Laufen steckte ich mir die Ohrclips an.
    Als ich den Fuß der Treppe erreichte, kam Pettifer mit einem Glas Cognac in der Hand aus der Küche. Sein Gesicht war finster wie eine Gewitterwolke. Daß er das Glas nicht auf ein kleines Silbertablett gestellt hatte, deutete auf den Ernst der Lage hin.
    „Pettifer, was ist passiert?“
    „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber es scheint, daß dieses Mädchen hysterisch geworden ist.“
    „Ich habe gehört, wie ein Auto gekommen ist. Wer hat sie nach Haus gebracht?“
    „Morris Tatcombe. Er sagt, er ist von Porthkerris nach Haus gefahren und hat sie auf der Straße gefunden.“
    Ich war entsetzt. „Sie meinen, sie lag auf der Straße? Ist sie angefahren worden, oder warum?“
    „Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist sie nur hingefallen.“
    Die Wohnzimmertür, am anderen Ende der Diele, wurde aufgestoßen, und Mollie kam im Laufschritt auf uns zu.
    „Oh, Pettifer, stehen Sie da nicht herum, beeilen Sie sich mit dem Cognac.“ Sie sah mich ratlos neben ihm stehen. „Oh, meine liebe Rebecca, es ist schrecklich, ganz schrecklich. Ich muß sofort den Arzt anrufen.“ Sie trat zum Telefon, blätterte im Telefonbuch, konnte offenbar nichts lesen, weil sie ihre Brille nicht dabei hatte. „Tun Sie mir die Liebe, suchen Sie ihn heraus. Dok tor Trevaskis… Er müßte hier drin stehen, ich kann die Nummer nicht finden…“
    Pettifer war ins Wohnzimmer gegangen. Ich nahm das Tele fonbuch und suchte. „Was ist mit Andrea passiert?“ fragte ich.
    „Eine furchtbare Sache. Ich kann kaum glauben, daß es wahr ist. Was für ein Glück, daß Morris sie gefunden hat. Sie hätte die ganze Nacht dort liegen können. Sie hätte sterben können…“
    „Da, ich hab’s. Lionel Trevaskis. Porthkerris acht-sieben- drei.“
    „Natürlich, ich hätte es auswendig wissen müssen.“ Sie nahm den Hörer und wählte. Während sie wartete, redete sie hastig mit mir. „Gehen Sie hin und setzen Sie sich zu ihr, Männer sind in solchen Fällen so unnütz, sie wissen nie, was sie machen sollen.“
    Ich war verwirrt, wollte aus einem unerklärlichen Grund gar nicht wissen, was Andrea eigentlich widerfahren war, aber ich tat, was sie gesagt hatte. Im Wohnzimmer herrschte das reine Chaos. Grenville stand, wie betäubt von dem, was sich abgespielt hatte, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen am Kamin und sagte nichts. Die anderen standen um das Sofa herum. Eliot hatte Morris einen Drink gegeben, und sie sahen zu, wie Pettifer mit wahrer Engelsgeduld versuchte, Andrea ein wenig Cognac einzuflößen.
    Und Andrea… Ich war unwillkürlich entsetzt über ihr Aussehen. Der hübsche Pulli und die gebügelten Jeans, mit denen sie sich so fröhlich auf den Weg gemacht hatte, waren klitschnaß und mit Schlamm verschmiert. Die Jeans waren am Knie aufge rissen, und ich sah eine blutige aufgeschrammte Stelle, die sie wie ein verletzliches Kind wirken ließ. Sie hatte nur noch einen Schuh an. Die Haare klebten wie Seetang an ihrem Kopf, ihr Gesicht hatte vom Weinen große rote Flecke, und als ich ihren Namen sagte, wandte sie den Kopf und sah mich aus mitleid erregend tränennassen Augen an. Ich sah erschrocken eine große bläuliche Beule an ihrer Schläfe, die von einem brutalen Schlag herzurühren schien. Das Medaillon hing nicht mehr an ihrem Hals, wahrscheinlich hatte sie es bei dem Nahkampf, der hinter ihr lag, verloren.
    „Andrea!“
    Sie wimmerte laut, preßte das Gesicht an die Rückenlehne des Sofas und stieß dabei so heftig an das Cognacglas, daß es Pettifer aus der Hand

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