Stürmische Eroberung
infrage. Es wäre höchst unschicklich, allein mit Ihnen auszureiten, Sir", widersprach sie.
Doch so leicht ließ Lucas sich nicht abweisen. Er wandte sich an den Hausherrn. "Habe ich deine Erlaubnis, Prudence nach Marlden Hall mitzunehmen, Thomas?"
"Aber ja", antwortete der ohne das geringste Zögern. "Wenn du sie hinterher auch wieder zurückbringst, wüsste ich nicht, was dagegen sprechen sollte."
"Thomas! Das verstieße gegen jeden Anstand", entgegnete sie. "Wenigstens Arabella soll mich begleiten. Bestimmt würde sie den Park auch gern sehen."
"Nein, Arabella hat heute Morgen andere Pläne, wie ich weiß. Du bist an Lucas' Seite vollkommen sicher."
Fox lächelte zufrieden. "Bitte, meine Liebe, dann ist es also abgemacht." Herausfordernd sah er sie an.
Prudence erkannte, dass weiterer Widerstand zwecklos war, was ihre Laune nicht eben hob. "Warum kommst du dann nicht mit uns, Thomas?" fragte sie verzweifelt.
"Leider bleibt mir zu solchen Vergnügungen heute keine Zeit. Ich muss zwei unserer Pächter aufsuchen und werde mir danach mit Ned das Vieh ansehen, das ich letzte Woche gekauft habe."
"Wie du meinst", sagte sie enttäuscht und musterte Lucas, der siegessicher lächelte. "Wenn ich mit Ihnen ausreiten soll, muss ich mich allerdings erst umziehen."
Genießerisch ließ er den Blick über ihre apfelgrüne kurze Jacke und den gleichfarbigen, weit schwingenden Rock schweifen, die ihre weiblichen Rundungen und die schmale Taille ausgezeichnet zur Geltung brachten. Prudence entging dies keineswegs, und sie errötete.
"Aber Sie sehen wunderbar aus", erklärte er mit leuchtenden Augen. "Und ihre Kleidung ist doch wie gemacht für einen Ritt."
"Da ich offenbar passend angezogen bin, sollten wir vielleicht aufbrechen." Damit wandte sie sich um und ging hinaus.
Bevor Lucas ihr folgte, lächelte Thomas ihm noch zu und flüsterte aufmunternd: "Viel Glück."
Prudence ging voraus in die Küche. Verity und Arabella unterhielten sich dort gerade mit Mrs. Weatherill, der alten Hausdame, die nur zu gern nach Willow House zurückgekehrt war. Prudence ging an ihnen vorbei, um ein paar Zuckerstücke für ihr Pferd zu holen. Rasch versteckte sie die Beute und lief in die Halle. Dort griff sie nach der Reitgerte und einem hohen Hut, den sie auf die kastanienbraunen Locken drückte.
Es ist wirklich eine Schande, dieses wunderbare Haar zu verbergen, dachte Lucas, der jede ihrer Bewegung bewundernd verfolgte. Doch er enthielt sich einer entsprechenden Bemerkung. Wenn diese kleine Hexe auch nur im Geringsten ahnte, wie sehr er ihre Locken liebte, würde sie alles tun, das Haar künftig vor ihm zu verstecken.
Ohne sich nach ihrem Begleiter auch nur einmal umzudrehen, eilte Prudence mit rauschenden Röcken aus dem Haus durch den Garten und hinüber zu den Ställen. Lucas ging ihr lächelnd hinterher und freute sich bereits auf den Ausritt mit dieser entzückenden, wenn auch unwilligen jungen Frau.
Bisher kam jedes ihrer Zusammentreffen einem Scharmützel gleich, und es war offensichtlich, dass sie es ihm sehr schwer machen würde, sie für sich zu gewinnen. Daher war er mit seiner Geduld langsam am Ende. Ihre Schlagfertigkeit konnte zwar durchaus amüsant sein, aber schon bald würde er den Widerstand der Dame zu brechen wissen – mit seinen Küssen. In seinen Armen würde die kleine Rebellin sich in ein friedliches Lamm verwandeln.
Doch zunächst wollte er ihr klarmachen, dass sie ihn beim Ausflug nach Marlden Hall besser mit der angemessenen Höflichkeit behandelte – wenn nicht gar mit einiger Herzlichkeit! Immerhin würden sie einige Stunden miteinander verbringen. Er beschleunigte den Schritt, um zu ihr aufzuschließen, dann ergriff er ihren Arm. Erstaunt blieb sie stehen und funkelte ihn zornig an.
"Was ist denn?" fragte sie knapp und warf ihm einen finsteren Blick zu.
Er umfasste ihre Oberarme, um sie am Weglaufen zu hindern. "Nur eine kurze Frage. Gedenken Sie, den Rest des Tages mit sinnlosen Streitereien zu verbringen?"
Eigentlich tat es ihr bereits Leid, dass sie so kindisch gewesen war und ihn nur beschimpft hatte. "Nein, eigentlich hasse ich Auseinandersetzungen jeder Form. Aber Ihr ewiger Spott ist eben schwer zu ertragen."
"Thomas und ich haben Sie doch nur ein wenig aufgezogen", erklärte er sanft und gab sie frei. "Wenn ich Sie damit verletzt habe, möchte ich mich entschuldigen. Dennoch, falls wir den gemeinsamen Ausflug heute genießen wollen, sollten Sie Ihre schlechte Meinung, die Sie von mir
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