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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dickson
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Kapitel
     
    Prudence ergriff Fuchsmädchen beim Zügel und führte sie hinaus in den Hof. Dort stieg sie auf einen Block und erklomm den Sattel. Lucas brauchte derlei Hilfe nicht, sondern schwang sich mühelos auf seinen kräftigen Hengst.
    "Wahrscheinlich besitzen Sie einen ganz Stall voll edler Pferde", sagte Prudence und lenkte die Stute auf den Weg, der von Willow House nach Marlden Green führte.
    "Stimmt", bestätigte Lucas, der jetzt wieder an ihrer Seite war. "Onkel George war ein ebenso großartiger Pferdekenner wie mein Vater. Glücklicherweise hatte der Gute bei meiner Rückkehr nicht mehr die Gelegenheit, die Tiere rechtzeitig fortzuschaffen. So blieben mir einige wunderbare Vollblüter."
    "Wohin ist Ihr Onkel denn verschwunden?"
    "London. Derzeit versteckt er sich in einer Pension in Cheapside und erwartet die Rückkehr seines Sohnes Jeffrey. Der liebe George fürchtet seine gerechte Strafe, denn es ist allgemein bekannt, dass er die Hinrichtung Charles I. nach Kräften unterstützte. Jeffrey müsste stündlich im Hafen anlegen. Mein Onkel wird dann mit ihm in See stechen. Er will sich in den Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent niederlassen. Er besitzt dort eine Plantage. Kannten Sie meinen Onkel?"
    "Kaum. Ich bin ihm nur einmal begegnet, als er Papa besuchte, um mit ihm wegen eines Landverkaufs zu verhandeln. Leider kann ich nicht behaupten, dass er auf Arabella oder mich einen besonders günstigen Eindruck machte."
    Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. "Das überrascht mich nicht."
    Prudence sah ihn an. "Sie sind mit Ihrem Onkel nicht gut ausgekommen?"
    "Nein."
    "Und Jeffrey – Ihr Cousin?" fragte sie vorsichtig weiter. "Kamen Sie mit ihm besser zurecht?"
    "Nein." Seine Miene blieb zwar ausdruckslos, aber der Ton verriet all die Bitterkeit, die ihn seit fünf Jahren quälte – damals hatte er seinen Cousin zum letzten Mal gesehen. "Mein Vater und George standen während des Bürgerkriegs nicht auf derselben Seite. Sie stritten unablässig miteinander. George lebte in Hampshire, daher bekamen wir ihn nur selten zu Gesicht. Aber Sie können sich nicht vorstellen, wie die beiden Männer sich anschrien, wenn sie doch einmal aufeinander trafen. Diese Feindschaft ging auch an Jeffrey nicht spurlos vorüber, auf den George immer einen großen Einfluss ausgeübt hat. Allerdings bleibt festzuhalten, dass mein Cousin weder König noch Parlament unterstützte. Ihm ging es stets nur um seinen eigenen Vorteil. Ich war froh, als er zur See ging und England verließ." Er senkte den Blick. "Man machte ihn bald zum Kapitän. Als er die Marine dann später verlassen hatte, kaufte er ein eigenes Schiff und erhielt einen Kaperbrief."
    "Was bedeutet das?" wollte sie wissen.
    "Mein Cousin ist der Kapitän eines Kanonenschiffs und besitzt die offizielle Genehmigung, feindliche Schiffe anzugreifen."
    "Das klingt ja nach geduldeter Piraterie!"
    Lucas lachte. "Da haben Sie gar nicht so Unrecht. Ursprünglich wurden diese Kaperbriefe an Kaufleute ausgestellt. Viele wurden in Kriegszeiten auf See ausgeraubt und erhielten so die Erlaubnis, ihren Schaden dadurch auszugleichen, dass sie ein anderes Schiff aufbrachten. Doch schon bald wurden diese Briefe dazu benutzt, feindliche Handelsleute nach Lust und Laune auszurauben. Dadurch gibt es viele bewaffnete Schiffe, die Privatleuten gehören – und England muss keine große teure Flotte von Kriegsschiffen unterhalten. Eigentlich dürfen Freibeuter nach dem geltenden Recht der Staaten nicht verfolgt werden. Doch es wird viel Missbrauch mit den Kaperbriefen getrieben, da viele Kapitäne sie als Lizenz zum Plündern verstehen – übrigens auch mein Cousin."
    "So ist das also. Waren Sie und Ihr Cousin denn als Kinder Freunde?"
    "Leider nein. Jeffrey war acht Jahre älter als ich und fand mich vollkommen überflüssig. Wir stritten uns unablässig. Das wurde allerdings auch in späteren Jahren nicht besser."
    Und so ist es wohl auch heute noch, dachte Prudence. Den Grund für den Hass zwischen den beiden vermutete sie allerdings eher in der Familiengeschichte als in den politischen Wirren der letzten zwanzig Jahre. Sie fühlte, dass Lucas nicht mehr darüber sprechen wollte, und hütete sich davor, weiter in ihn zu dringen. Dennoch war ihr nicht wohl dabei, ihm nichts von ihren Begegnungen mit Jeffrey zu berichten.
    Seite an Seite ritten sie durch das malerische Dörfchen Marlden Green und ernteten immer wieder neugierige Blicke. Selbstverständlich kannten beide jeden

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