Stürmische Eroberung
störte.
Nachdenklich betrachtete sie das Familienwappen, das in den Fußteil des Bettes geschnitzt und mit Silber und Gold ausgelegt war. Es zeigte einen Hirsch und einen Falken, die ein Schild trugen – beide Tiere standen für die Jagd und waren deshalb zu den Wappentieren der Familie Fox geworden.
Noch immer schlug der Regen gegen die Fenster, deren Vorhänge aus dem gleichen Material und in derselben Farbe gefertigt waren wie die am Bett. An den Wänden hingen teure Gobelins, die verschiedene Jagdszenen zeigten.
Dies war ganz offensichtlich das Schlafzimmer eines Mannes, eines vornehmen Lords …
Lord Fox!
Als Prudence aufging, wo sie sich gerade befand, setzte sie sich abrupt auf. Dies war sein Schlafzimmer! Als gäbe es hier nicht genügend andere Räume! Wieder einmal versuchte er sie in die Falle zu locken. Wahrscheinlich lachte er sich schon ins Fäustchen, weil sein Plan so wunderbar aufging und sie nackt vor seinem Bett lag – noch dazu in seinem Badezuber!
Heiß schoss ihr das Blut in die Wangen. Doch so rasch ihre Wut entflammt war, so schnell verschwand sie auch wieder. Mit einem leisen Seufzer lehnte sie sich wieder zurück. Sein Gesicht erschien ihr in Gedanken: die attraktiven Züge, die grünbraunen Augen … Noch immer glaubte sie Lucas' verzehrende Blick und seinen Mund auf ihren Lippen zu spüren, der ein solches Feuer der Leidenschaft in ihr entfacht hatte.
"Lieber Himmel", flüsterte sie. "Was soll ich tun? Welch geheimen Zauber übt dieser Mann nur auf mich aus?"
12. Kapitel
Thomas war ausgesprochen wütend, als Prudence von ihrem Ausflug nicht zurückkehrte, zumal er ohnehin wusste, wohin sie geritten war. Gerade wollte er selbst nach Marlden Hall aufbrechen, als Solomon bei ihm auf Willow House erschien. Rasch las Thomas die Nachricht, die Lucas ihm übersandte. Prudence sollte auf Marlden Hall bleiben, bis das Gewitter weitergezogen war. Falls dies vor Einbruch der Nacht nicht der Fall sein sollte, müsste sie dort übernachten. Und ein Haus voller Dienstboten würde schon dafür sorgen, dass der erforderliche Anstand gewahrt blieb.
"Er will sie heimschicken, wenn der Sturm vorübergezogen ist", sagte Arabella nachdenklich, als auch sie die Nachricht gelesen hatte. Der Gedanke, dass die kleine Schwester allein auf Marlden Hall übernachten sollte, erregte ihr tiefstes Missfallen. "Hör doch nur einmal, wie es noch immer draußen donnert, Thomas! Wer weiß, wie lange das Gewitter noch dauern wird? Stell dir nur vor, sie müsste tatsächlich dort schlafen! Sie kann unmöglich allein dort bleiben – mit ihm. Das kommt überhaupt nicht infrage! Ich werde Solomon nach Marlden House begleiten."
Seit der Diener von Lord Fox eingetroffen war, hatte sich Thomas' Zorn gelegt. "Nein, Arabella. Wir werden ihr trockene Kleider schicken, wie Lucas es vorschlägt. Er weiß bestimmt, was er tut. Wenn unsere liebe Schwester gezwungen wird, etwas Zeit in seiner Gesellschaft zu verbringen, und mein Freund dadurch Gelegenheit erhält, seine Überzeugungskünste bei ihr anzuwenden …" Er lächelte. "Dann wird sie seinem legendären Charme zweifellos erliegen."
Ungläubig sah Arabella den Bruder an. Doch auch Verity war wohl seiner Meinung, denn sie lächelte bei seinen Worten. Aufgebracht erklärte Arabella: "Ich halte nicht viel von seinen Argumenten. Prudence weiß doch überhaupt nicht, wie man mit so einem Mann fertig wird. Verglichen mit Lord Fox ist sie doch ein Unschuldslamm!"
"Das glaub nur ja nicht, mein Liebe", entgegnete der Bruder amüsiert. "Unsere liebe Prudence wird sich schon zu verteidigen wissen. Darin zumindest bin ich mir ganz sicher."
"Aber diese Nacht könnte ihren Ruf endgültig ruinieren."
"Der kleine Hitzkopf wollte es doch nicht anders! Und jetzt ist ohnehin nichts mehr zu ändern", erwiderte Thomas.
"Vertraust du Lord Fox denn? Wird er ihr auch nichts tun?"
"Ich vertraue ihm vollkommen. Glaub mir Arabella, Prudence ist dort sicher wie in Abrahams Schoß. Lucas hat mir sein Wort darauf gegeben."
Mrs. Whitham kam herein, um Prudence' nasse Kleidung zu holen, und brachte ihr eine Schale heißer Brühe mit. Prudence war inzwischen dem Badezuber entstiegen, hatte sich abgetrocknet und trug ein trockenes Kleid, das die Hausdame ihr zuvor gegeben hatte.
"Essen Sie", drängte sie die junge Frau, die beim Geruch der Suppe die Nase rümpfte, "davon wird Ihnen schnell wieder warm. Unser Herr hat mich angewiesen, Ihnen die Brühe zu machen. Sie schmeckt nicht halb
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