Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
bei dem angeregten Stimmengemurmel um sie herum hören konnte, wie Merediths Korsett knarrte. »Sie haben zugestimmt, dir zu erlauben, die Sache mit Lord Argyll fortzuführen.«
Jenny verengte ihre Augen. »Was genau soll das heißen?«
»Die beiden können sehen, wie zugetan du und der Viscount einander bereits seid. Und bei Gott, das Ehestiften ist nun einmal ihre größte Leidenschaft.«
Jenny nickte beipflichtend. Ihr Feuereifer in Bezug auf das Verkuppeln war ebenso groß wie Jennys Liebe zum Einkaufen.
»Und, na ja …« Merediths Pupillen wurden beinahe tellergroß. »Sie würden es mit Freuden sehen, wenn für euch beide die Hochzeitsglocken läuteten!«
»Sagten Sie … nein, natürlich haben Sie das nicht gesagt …?« Jenny wurde plötzlich ganz schwindelig. » Hochzeitsglocken ?«
»Ja, Hochzeitsglocken. Kannst du dir vorstellen, was für ein Spaß das wird?« Meredith wippte aufgeregt auf ihren Fußballen. »Aber, du meine Güte, wir haben so viel zu tun. Du musst so viel lernen. Wir haben bereits entschieden, dass
ein Tanzmeister ganz oben auf der Liste steht - aber nur, um dein Können zu vervollkommnen . Und du brauchst natürlich eine neue Garderobe. Wenigstens zwei oder drei Abendkleider und ein oder zwei Promenadenkleider …«
Jenny hörte kaum noch etwas von dem, was nach »neue Garderobe« kam. Nun, bis auf die Sache mit den drei Abendkleidern und dem Promenadenkleid.
Ein Schauer ließ sie erbeben. Geschah das alles wirklich? Erfüllte sich ihr größter Traum - zumindest für eine Weile?
Nein, gewiss träumte sie das alles nur. Natürlich. Während Meredith munter weiterplapperte, biss Jenny sich fest in die Innenseite ihrer Wange. »Autsch!«
Meredith fuhr erschreckt zusammen. »Was ist? Geht es dir gut?«
Jennys Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Ausgezeichnet.«
Wie könnte es ihr anders gehen? Irgendwie war ihr Traum den Schranken ihrer Fantasie entschlüpft und hatte feste Gestalt angenommen.
Noch immer lächelnd drehte sie sich um und ertappte Lord Argyll dabei, wie er in ihre Richtung schaute.
»Bald«, hauchte er stumm.
Bald , wiederholte Jenny im Stillen, und ein wohliger Schauer lief über ihre Haut.
Am nächsten Morgen saß Jenny im Salon und wartete ungeduldig darauf, dass die beiden Featherton-Ladys, die sie vom Sofa aus beobachteten, begannen. Sie nestelte nervös an ihrer weißen Haube und stopfte eine lose Locke darunter, dann machte sie sich daran, eine Knitterfalte am Ärmel ihrer grauen Arbeitsuniform zu glätten. Es kostete sie alle Willenskraft, nicht mit den Fingern auf ihrem Knie zu trommeln oder nervös an den Nägeln zu kauen. Doch eine Lady besaß größere
Selbstbeherrschung, und daher musste auch sie Selbstbeherrschung beweisen.
»Jenny, Liebes«, begann Lady Viola leise. »Was wir vorhaben, birgt große Risiken. Wenn du unsere Anweisungen nicht ganz genau befolgst, ist alles vorbei. Die Identität, die wir für dich erschaffen, wird als Schwindel entlarvt werden, und wir würden zweifellos in Schande aus der Stadt gejagt, ungeachtet unserer gesellschaftlichen Stellung.«
»Niemand, und schon gar nicht die gehobene Gesellschaft, lässt sich gern zum Narren halten«, stimmte Lady Letitia streng mit ein.
Jenny schluckte schwer. »Ich verstehe, Myladys.«
Lady Letitia zog eine Augenbraue hoch und starrte sie durchdringend an. »Wir verlangen nicht, dass du es verstehst, Mädel. Du bist immer eigensinnig gewesen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass du Regeln als … durchaus biegsam betrachtest, wenn wir es einmal so nennen wollen.«
»Liebes«, mischte Lady Viola sich ein, »was meine Schwester sagen will, ist, dass wir dein feierliches Versprechen brauchen, dass du nichts ohne unsere Zustimmung tun wirst.«
»Ganz genau, Mädel. Nichts . Du weißt nicht, wie man sich in der feinen Gesellschaft benimmt. Etwas, was auf der Straße oder im Dienstbotentrakt akzeptabel ist, könnte dich in den Augen der Reichen und Vornehmen lächerlich machen.«
Jenny nickte. »Ich verstehe, Myladys, und ich schwöre, dass ich tun werde, was Sie sagen.« So verrückt es mir auch vorkommen mag , fügte sie im Stillen hinzu.
Selbst wenn sie ihr befehlen würden, beim nächsten Ball einen Vogelkäfig auf dem Kopf zu tragen, würde sie es tun. Denn ohne sie wäre ihr Traum, eine Lady zu werden, genau das - ein großer, doch unerreichbarer Traum.
Die geschminkten Lippen der beiden Featherton-Schwestern verzogen sich zu einem breiten Lächeln.
Lady
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