Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
hervor. »Dann hast du hierfür vielleicht Verwendung.«
»Was haben Sie getan, Miss Meredith?« Jenny nahm das Päckchen mit einem dankbaren Lächeln entgegen und setzte sich aufs Bett, um es zu öffnen. Sie konnte ihren Augen kaum trauen. Denn in dem Einwickelpapier lagen die wunderschönsten und ganz zweifellos weichsten elfenbeinfarbenen Glacéhandschuhe, die sie je gesehen hatte. Sie sah Meredith an und spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. »Oh Miss Meredith. Die sind wunderbar.«
»Es tut mir leid, dass du dachtest, die Mägde hätten deine Handschuhe gestohlen. Ich musste sie ausleihen, um die richtige Größe zu finden.« Meredith grinste. »Du nimmst es mir doch nicht übel, oder?«
Jenny lachte, während sie sich vorsichtig das kühle, satingefütterte Leder über die Hände streifte. »Nein, ich nehme es Ihnen nicht übel.«
Meredith zog Jenny vom Bett hoch und strich das dunkelrote Kleid glatt. »Ich kann gar nicht glauben, was du aus diesem Kleid gemacht hast. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, es käme geradewegs aus Frankreich.«
»Na ja, Sie dürfen nicht zu genau hinschauen. Ich hatte keine Zeit, alles ordentlich zu vernähen. Das Kleid ist nur notdürftig zusammengeheftet.«
Meredith schnitt unwillkürlich eine Grimasse. »Dann solltest du dich besser nicht allzu viel darin bewegen.«
»Das habe ich mir auch schon gedacht.« Merediths Grinsen verriet Jenny, dass sie ein Kichern als Antwort erwartete, doch sie brachte keins zuwege. Die Vorstellung, dass ihr Kleid vor den Augen des Viscounts aus den Nähten ging, war einfach zu entsetzlich.
Meredith hob das Kleid behutsam hoch und sah zu Jenny. »Brauchst du Hilfe beim Ankleiden?«
Obgleich die Vorstellung, dass eine Lady ihrer Zofe beim Ankleiden half, sie amüsierte, schüttelte Jenny den Kopf. »Ich komme schon zurecht, ehrlich. Aber vielen Dank für das Angebot.«
»Dann werde ich oben auf dich warten. Aber beeil dich. Schließlich wollen wir Lord Argyll nicht warten lassen, oder?«
Jennys Herz pochte laut, als sie vorsichtig das Kleid überzog. Dann zwickte sie sich in beide Wangen, warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und eilte nach oben.
Meredith wartete im Vestibül auf sie. »Jetzt bist du doch wenigstens passend angezogen! Ich lasse dich allein hineingehen. Viel Glück, Jenny.« Meredith beugte sich vor und hauchte Jenny einen Kuss auf die Wange. »Pass auf, dass das der einzige Kuss bleibt, den du heute bekommst, junge Dame.«
Jenny nickte und schaute Meredith hinterher, als diese den Flur hinunter verschwand. Sie legte ihre Hand auf die Türklinke und wollte gerade den Salon betreten, als sie die sonore Stimme des Viscounts hörte.
»Ich weiß, es ist schon lange her, aber wenn Sie sich an irgendetwas erinnern können, selbst an die geringste Kleinigkeit, könnte es von Bedeutung sein. Sie war mit Ihnen verwandt, sie muss Sie doch sicher besucht haben.«
Jenny drückte behutsam die Klinke herunter und ließ die Tür gerade weit genug aufgehen, dass sie durch den Spalt spähen konnte.
Lady Viola wurde bei der Frage des Viscounts ganz blass. In dem Moment, den Jenny brauchte, um die Tür ein kleines Stück weiter aufzustoßen, wurde Violas Gesicht tatsächlich so schlohweiß wie ihr Haar.
Just in diesem Augenblick gelang es Mr. Edgar jedoch, sich von hinten anzuschleichen, über Jennys Kopf hinweg zu greifen und die Tür weit aufzustoßen.
Jenny schaute auf und bemerkte bestürzt den Ausdruck in seinen Augen. Sie war dabei ertappt worden, wie sie ihre Herrschaft belauscht hatte. Mr. Edgar würde es gewiss ihrer Mutter sagen - als hätte sie nicht bereits genug Ärger mit ihr.
Als die Tür aufschwang, entdeckte Lady Letitia Jenny und nutzte ihr Erscheinen, um das Thema der Unterhaltung zu wechseln. » Lady Genevieve . Lord Argyll ist gekommen, um Ihnen die Aufwartung zu machen. Kommen Sie herein, Mädchen, und setzen Sie sich.«
Lord Argyll sprang sogleich auf und sah Jenny so tief in die Augen, dass sie rot wurde vor Verlegenheit.
»Ja, Madam«, erwiderte Jenny schüchtern und ging zum Sofa.
Augenblicklich stand Mr. Edgar mit dem Sherrytablett vor ihr. Seine alten Augen loderten wie Feuer. Jenny sah zu Lady Viola, die mit einem Nicken auf die zierlichen Gläser deutete.
Jenny nahm behutsam den Stiel des Kristallglases zwischen ihre Finger, kippte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in einem großen Schluck herunter und stellte das leere Glas mit einem Lächeln wieder auf das
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