Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
seiner tiefen, kehligen Stimme. »All meine Geliebten tun das.«
» Callum «, flüsterte Jenny heiser und gänzlich unabsichtlich.
»Und wie soll ich Sie nennen?«
Und wieder entschlüpfte ihr das Wort ungebeten. »Jenny.«
Du lieber Himmel, was sage ich denn da ? Jenny starrte ihn an, als würde sie ihn zum ersten Mal wirklich sehen. Und das tat sie auch. »I-ich habe nicht die geringste Absicht, I-ihre Geliebte zu werden.«
»Ach nein, Jenny? Ihr Kuss hat mir etwas ganz anderes verraten.«
Mit der linken Hand hielt Jenny noch immer die aufgeplatzte Naht zusammen, und so streckte sie ihren rechten Zeigefinger aus und stieß damit gegen seine muskulöse Brust, um ihn von sich wegzustoßen. »Sie sind ein Lebemann erster Güte.«
»Ja, aber das sagte ich Ihnen bereits. Und ich glaube, Sie wissen, weil ich Ihnen auch das gestanden habe, dass ich niemals lüge.«
In diesem Moment ging die Tür auf und die Feathertons kamen herein.
»Da sind wir wieder, und mit dem ganz besonderen Sherry!«, rief Lady Viola aus.
Callum wirbelte zu ihnen herum. »Ich fürchte, ich muss mich verabschieden, denn ich habe noch etwas zu erledigen.«
Die Featherton-Schwestern seufzten im Chor.
»Auf bald, Mylord?«, zwitscherte Lady Viola. »Wir werden morgen Mittag zu unserer Badekur gehen, etwas später als gewöhnlich. Vielleicht sehen wir uns dort?«
Callums Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Vielleicht, Mylady. Es ist sehr gut möglich.«
Und wie es seine Art zu sein schien, verabschiedete er sich abrupt und ging.
Gott sei Dank, dass er weg ist, dachte Jenny bei sich. Sie hatte nicht vor, sich das Leben von einem blaublütigen Schwerenöter zerstören zu lassen - so wie es ihrer Mutter ergangen war. Und je länger er in ihrer Nähe blieb, desto wahrscheinlicher wurde das.
Wenn er nur nicht so verdammt gut aussehen würde.
5
Unmöglich ! Gentlemen und Ladys, und alle badeten … zusammen ? Jenny fragte sich, ob ihre Mutter darüber Bescheid wusste. Oder Mr. Edgar! Wenn er wüsste, dass die feine Gesellschaft nichts Anstößiges daran fand, wenn die beiden Geschlechter zusammen badeten, dann würde er vielleicht aufhören, den Küchenmägden mit Entlassung zu drohen, nur weil sie die Diener küssten.
Angetan mit der vorgeschriebenen Badekleidung - sackgleiche ringelblumengelbe Kleider, die unter dem Busen mit einer Kordel zusammengebunden waren -, schoben Jenny und Meredith Lady Letitia in einem Rollstuhl zu den Stufen, halfen ihr hinab in das dampfende Becken und tauchten dann selbst in das herrlich warme Wasser ein.
Obgleich das Badekleid, das sie sich von Meredith geliehen hatte, auf ihrer Haut kratzte, war das heiße Bad wunderbar, besonders an einem so bitterkalten Tag wie diesem. Allerdings musste Jenny gestehen, dass sie sich ein wenig lächerlich vorkam, wie sie so im brusthohen Wasser des römischen Bades umherwatete und dabei einen flachen Korb mit Heilkräutern und -blüten vor sich herschob, der mit einem breiten Band um ihren Hals hing. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, trug sie immer noch ihren besten Hut auf dem Kopf. Alle Ladys taten das. Und die meisten der Gentlemen trugen ihre Kastorhüte. All das wirkte etwas idiotisch, wenn man sie fragte.
Und diese »Kur« sollte einen also von allen Krankheiten und Wehwehchen heilen? Bah! Was für eine Torheit. Jemand
erlaubte sich einen fulminanten Jux mit der vornehmen Gesellschaft, und sie zahlten sogar noch dafür.
Dennoch ging Lady Letitia mehrere Male in der Woche zur Badekur - wegen ihrer Gicht . Das war überhaupt der Grund gewesen, weshalb sie das Haus in London geschlossen hatten und hierher nach Bath gekommen waren - wegen der angeblich heilenden Thermalquellen.
Etwas weniger zu essen, würde mehr helfen, entschied Jenny. Es konnte doch nicht gut sein für ihre Herrin, so viel Gewicht mit sich herumzuschleppen.
Das Kielwasser eines vorbeiziehenden Paares hätte beinahe Jennys schwimmenden Korb kentern lassen, doch sie nahm sich die Anweisungen ihrer Ladys zu Herzen und blieb gelassen und freundlich, als würde sie in den Upper Assembly Rooms stehen - statt brusttief in klarem Wasser, das nach gekochten Eiern roch.
Eine warme Hand legte sich beinahe zärtlich auf ihren Rücken, und Jenny lächelte in der Erwartung, Meredith zu sehen, wenn sie sich umdrehte. Doch noch im Umdrehen sah sie die junge Frau am Beckenrand sitzen, wo sie mit ihren strampelnden Füßen Wasser aufspritzen ließ und alle um sie herum verärgerte.
»Es
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