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Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)

Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)

Titel: Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Caskie
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umzudrehen. Doch sie durfte es nicht. Das würde ihn nur ermutigen und ihm ihr Unbehagen verraten. Also starrte sie stattdessen aus dem Fenster.
    Dort draußen stand ein kleiner Mann, nicht viel höher gewachsen als ein Kind. Er hätte Jenny knapp bis zum halben Oberschenkel gereicht.
    Nun, so etwas sah man nicht oft, oder?
    Sie legte ihre Stirn gegen das kühle Glas und musterte ihn
eingehend. Seine Kleidung war zerknittert und schmutzig, wies jedoch keine Risse oder Löcher auf. Auf seinem übergroßen Kopf, der wie der Heißluftballon geformt war, den Jenny einmal bei einem Aufstieg im Londoner Hyde Park gesehen hatte, saß ein winziger Zylinder, der im fahlen Licht glänzte.
    Doch das Bemerkenswerteste an dem kleinen Mann war wohl, dass er drei vornehme Leute anbrüllte, die ihn daraufhin verächtlich ansahen.
    Fasziniert schaute Jenny zu, wie die drei elegant gekleideten Menschen, zwei Dandys mit Gehstöcken und eine Frau mit einem scharlachroten Turban, den kleinen Mann auf der Straße stehen ließen und die Trinkhalle betraten.
    Irgendetwas an ihnen stimmte nicht. Als Jenny hörte, wie die Tür aufging, drehte sie sich neugierig um, um die drei näher in Augenschein zu nehmen. Doch als sie es tat, stand Callum mit seinem typischen schelmischen Grinsen direkt vor ihr.
    Jenny verzog das Gesicht und beugte sich zur Seite, um an ihm vorbei zu dem Trio zu schauen, das nunmehr auf dem Weg zur Wasserausgabe war.
    Bei genauerer Betrachtung waren die drei nicht annähernd so elegant, wie Jenny zunächst gedacht hatte. Das Kleid der Frau war der letzte Schrei - vor gut fünf Jahren, wie Jenny bemerkte -, und die Juwelen, die an ihrem Hals und an ihrem Handgelenk funkelten, waren eindeutig aus Glas. Doch es waren ihre Schuhe, oder genauer gesagt, ihre Stiefel, die Jenny aufmerken ließen. Es war absolut nichts Modisches oder Elegantes an ihnen. Sogar die Küchenmägde im Featherton-Haushalt trugen besseres Lederschuhwerk.
    Jenny umrundete Callum und folgte dem sonderbaren Trio selbstvergessen durch die Halle, beobachtete die drei, studierte sie.

    »Verlassen Sie mich schon jetzt für einen anderen, mein Mädchen?«, ertönte die sonore Stimme des Schotten.
    Jenny sah ihn an, und plötzlich hatte sie einen Gedankenblitz. Sie wäre bedeutend weniger auffällig bei ihrem Studium der Neuankömmlinge, wenn sie am Arm von Lord Argyll umhergehen würde. Und so schenkte sie ihm ihr hübschestes Lächeln und legte ihre Hand auf den Ärmel seines Gehrocks - wobei sie diesmal darauf bedacht war, nicht aus Versehen daneben zu greifen und seinen pelzigen Sporran zu streifen.
    Doch als ihr dieser Gedanke durch den Sinn ging, wanderten ihre Augen unwillkürlich zu der Kilttasche aus Dachsfell, die von seiner Taille baumelte.
    Callum zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Würden Sie gern sehen, was ich darin habe, Mylady? Dann wäre Ihre Neugier vielleicht zu Ihrer vollen Befriedigung gestillt.«
    Jennys Wangen brannten wie Feuer, und sie schaute sich eilig suchend nach Miss Meredith und den Feathertons um. Sie entdeckte sie am gegenüberliegenden Ende der großen Trinkhalle, wo sie standen und sie und Lord Argyll beobachteten. Jenny wandte sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihm um. »Ich würde einen kleinen Rundgang durch die Halle bedeutend vorziehen, Mylord. Wenn Sie so freundlich wären.«
    Es erfüllte Jenny mit Befriedigung, dass er ihr ohne anzügliche Bemerkung oder eine andere schalkhafte Geste sofort seinen Arm anbot.
    Die Sonne, die durch die Fensterscheiben fiel, erschuf ein Schachbrettmuster aus Hell und Dunkel auf dem Fußboden, während sie langsam durch den hohen, saalgleichen Raum schlenderten. Jenny genoss die Eleganz um sich herum, als sie plötzlich noch etwas anderes erkannte, nämlich wie wohl und unbefangen sie sich in der Gesellschaft des verruchten Viscount fühlte.

    Schon seltsam, oder nicht? Der Mann ging ihr unter die Haut wie kein anderer. Und obgleich sie schon so manchen Kammerdiener und Lakai geküsst hatte, besaß doch nur Callums Kuss die Macht, sie in einen Sinnestaumel zu stürzen.
    Ach, hör auf, ans Küssen und all solche Sachen zu denken, schalt sie sich. Auf sündige Gedanken folgten sündige Taten, und sie wollte nicht Gefahr laufen, das traurige Schicksal ihrer Mutter zu wiederholen - mit einem Kind und mittellos dazustehen.
    Doch als Callum seine linke Hand beschützend über die ihre legte und die Seite ihrer Brust fest gegen seinen muskulösen Oberarm presste, konnte sie an nichts

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