Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Weile ins Dunkle zurückgezogen.« Sie verstummte, und Jenny wusste, dass sie eine genaue Schilderung der Geschehnisse erwartete, doch die würde sie nicht bekommen. »Und wie es scheint, hast du seine Einladung in die Sydney Gardens angenommen …«
Jenny nickte, in der Hoffnung, sich damit ein wenig mehr Zeit zu erkaufen, um die richtigen Worte zu finden, doch die Feathertons starrten sie ungeduldig an. »Um ehrlich zu sein, Myladys, ich bin nicht sicher, wie sich die Dinge zwischen
uns entwickeln. Manchmal denke ich, dass er etwas für mich empfindet.«
»Nun, er mag dich sehr, würde ich sagen.« Meredith deutete auf Jennys Gesicht. »Die Schminke ist um deinen Mund herum völlig abgewischt.«
Die beiden alten Damen kicherten mädchenhaft.
»Dann hat er dich also wieder geküsst, ja?«, fragte Lady Letitia unverblümt.
»Ja.« Jenny seufzte und schlug ihre Hände vor ihr aufgedunsenes Gesicht. »Ach, ich bin so verwirrt. Er steht in dem Ruf, ein Lebemann erster Güte zu sein.«
»Ist das alles?« Lady Viola lachte. »Nun, du hast recht - teilweise zumindest. Soweit ich weiß, und ich habe es von einer wirklich zuverlässigen Quelle gehört, hat er eine Spur gebrochener Herzen hinterlassen von Aberdeen bis Cornwall.«
Meredith unterbrach ihre Tante mit einem lauten Räuspern. »Du bist keine Hilfe, Tantchen …«, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Schätzchen, lass mich ausreden.« Lady Viola nahm Jenny bei den Schultern und sah ihr tief in die Augen. »Er tanzte mit ihnen auf Bällen oder machte ihnen bei Festen den Hof. Doch nur für einen Abend, eine Nacht. Nicht länger. Es hat niemals eine Ausnahme von der Regel gegeben - bis jetzt. Oder zumindest habe ich das gehört.«
Ein aufgeregtes Kribbeln lief durch Jennys Körper, als sie das hörte.
Konnte es sein? War es möglich, dass er, wie sie, begann, sich zu verlieben?
Dank des Vorschlags ihrer Mutter, Jenny solle vor dem Schlafengehen ihr Gesicht einige Male in eine Schüssel mit eiskaltem Wasser tauchen, waren die Schwellung und die Rötung am nächsten Morgen verschwunden.
Das war natürlich gut, und Jenny wusste, dass sie froh sein sollte, doch sie war es nicht.
Furcht lastete schwer auf ihrer Brust und machte ihr sogar das Atmen schwer … obwohl das auch an ihrem neuen Korsett liegen konnte. Wie dem auch sei, sie hatte jedenfalls keine Ausrede mehr, Mr. Bartleby nicht aufzusuchen, wie sie es versprochen hatte. Er hätte nicht den weiten Weg zum Royal Crescent auf sich genommen, nur um über ihre Schulden zu reden. Gütiger Himmel auch! So viel schuldete sie ihm nun auch wieder nicht, oder zumindest glaubte sie das. Vielleicht hätte sie einen Blick auf die letzte Rechnung werfen sollen, die er geschickt hatte, bevor sie sie ins Feuer warf.
Nein, die Tatsache, dass er sie Lady Eros genannt hatte, zeigte ihr unmissverständlich, worüber er mit ihr sprechen wollte. Jenny fragte sich, wie er dahinter gekommen war. Die Bediensteten würden sich nur selbst schaden, wenn sie sie verrieten, denn dadurch würden sie riskieren, das Einkommen zu verlieren, das ihnen die Creme einbrachte.
Nachdem sie Meredith geweckt und angezogen hatte, nahm Jenny sich ihren grauen Wollschal, denn sie hatte entschieden, dass sie für dieses Treffen besser wieder ihre Rolle als Kammerzofe einnehmen sollte.
Als sie durch die Küche kam, bemerkte sie aus dem Augenwinkel einen satten, schillernden Schimmer und wandte sich um. Heiliges Kanonenrohr ! An den Ohrläppchen einer der vermaledeiten Küchenmägde baumelten prächtige Perlenohrringe. Und sie stammten aus Bartlebys Geschäft. Zweite Auslage auf dem obersten Regal. Doch wie konnte eine Küchenmagd sich solche Ohrringe leisten … ooooh. Natürlich .
»He, Erma.« Jenny ging mit drohender Miene und geballten Fäusten auf das Mädchen zu.
Als die Magd Jennys Gesicht sah, fuhr sie mit einem erschreckten Aufschrei herum und versteckte sich hinter ihrer
pummeligen Freundin Martha, der anderen Küchenmagd. »Tu mir nichts, Jenny. Ich hab mir nichts dabei gedacht.«
»Du hast ihm erzählt, dass ich die Creme herstelle. Weißt du, was du da angerichtet hast?«, wütete Jenny, während sie um Martha herum nach Erma langte, welche sich hektisch duckte und hin und her wand, um ihr zu entgehen.
Martha verschränkte die Arme vor der Brust und reckte Jenny trotzig ihr Kinn entgegen. »Und was willst du deswegen schon unternehmen? Du kannst überhaupt nichts tun, sonst kommt unserer Herrschaft zu Ohren,
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