Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
einfachem bedruckten himmelblau und schwarz gepunkteten Musselin gefertigt mit Volants aus dem gleichen Stoff. Doch zwischen den einzelnen Volants blitzten Borten aus schwarzem Seidenbrokat auf, die das Kleid auf den Stand der allerneuesten Mode erhoben.
Auf Jennys Bett lag eine Kappe aus strohfarbenem hauchzarten Satin, an der linken Seite verziert mit einer einzelnen großen Seidenrosette und einem Busch aus weißen Federn. Selbst ihre Pantoffeln aus hellblauem Glacéleder und ihre
Waschlederhandschuhe waren perfekt auf das Kleid abgestimmt.
Jenny wollte dieses Promenadenkleid unbedingt für Callum tragen. Sie setzte sich schmollend aufs Bett und fragte sich, ob irgendjemand etwas dagegen hätte, wenn sie das Ensemble beim Erledigen ihre häuslichen Pflichten trüge.
»Jenny«, ertönte die Stimme ihrer Mutter von der Treppe. »Du wirst oben verlangt.«
»Einen Moment. Ich muss mich erst umziehen.« Jenny stieß einen tiefen, enttäuschten Seufzer aus.
»Na dann beeil dich, Kind, Lord Argyll wartet, um dich in die Sydney Gardens auszuführen.«
Jenny sprang auf und griff nach ihrem Hut. Kribbelnde Aufregung fuhr ihr durch alle Glieder und machte es ihr fast unmöglich, die Schleifen ihres Hutes zu binden und die Schnürung ihres Kleides wieder festzuziehen.
Sie riss förmlich den farblich genau passenden himmelblauen Mantel von dem Haken an der Rückseite ihrer Kammertür und stürmte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf zu Callum.
Ihr Herz raste, als sie den Flur betrat und ihn sah.
Ein Lächeln funkelte in seinen Augen, und sie bemerkte, dass er selbst bei diesem eisigen Wetter einen Kilt trug.
Sie seufzte freudig, beinahe außerstande, es zu glauben.
Ihr Schotte war tatsächlich gekommen, um sie auszuführen.
10
Sydney Gardens, Baths beliebter Lustgarten, prangte am Ende der Great Pulteney Street wie ein funkelnder Smaragd auf einem Zepter. Mit der Kutsche war es keine lange Fahrt vom Royal Crescent zu dem Lustgarten. Hätten sie die Strecke allerdings in dieser bitteren Kälte zu Fuß zurückgelegt, hätten sie bei ihrem Eintreffen dort sicher eher ausgesehen wie zwei wandelnde Eiszapfen statt wie ein fein herausgeputztes Paar.
Während Jenny die Eisblumen betrachtete, die sich auf der Innenseite des Wagenfensters gebildet hatten, fragte sie sich, ob dieser Ausflug tollkühn war. Denn so sehr sie auch darauf gebrannt hatte, von ihrem gut aussehenden Begleiter ausgeführt zu werden und ihr neues Promenadenensemble zu tragen, das Wetter wurde leider immer schlechter.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Himmel sich auftun und die Stadt mit Schnee oder Eis zudecken würde.
»Ich weiß, es ist kein besonders vielversprechender Tag für einen Spaziergang, aber ich wollte Sie unbedingt wiedersehen, Jenny.« Callum erhob sich von der Lederbank ihr gegenüber und setzte sich neben sie. Er strahlte Hitze aus wie ein Kohlenofen, und Jenny wurde sogleich wärmer, wenn auch nicht weniger nervös.
Jenny legte ihre flache Hand gegen die Scheibe und behielt sie dort, bis ihre Körperwärme ein kleines Guckloch in der dünnen Frostschicht auf der Innenseite des Fensters geschmolzen hatte. Sie schaute zum Himmel auf und hätte am liebsten aufgestöhnt.
Die ersten großen, dicken Flocken fielen. Andererseits kam ihr der Schnee auch gerade recht. Schließlich war Callum bereits der Meinung, dass sie anders war als alle anderen Frauen. Dies war ihre Chance, ihm zu beweisen, dass sie wirklich keine typische zarte englische Rose war. Weit gefehlt. Der Schnee würde ihr die Gelegenheit bieten, ihm ihr feuriges Temperament zu zeigen.
»Ach, so schlecht ist das Wetter nicht«, erklärte sie gelassen. »Außerdem trage ich heute mein neues Promenadenkleid, und was würden die Feathertons von mir denken, wenn ich nicht einmal versuchte, mich bei einem kleinen Spaziergang davon zu überzeugen, ob es auch warm genug ist?«
Callums Mundwinkel zuckten amüsiert. »Nun, wenn Sie so erpicht darauf sind, durch den Schnee zu stapfen, dann werden wir einen kurzen Spaziergang machen - aber nur bis über die Kanalbrücke … und dann zurück zur Kutsche, bevor wir von der Eiseskälte so blau sind wie Ihr Kleid.«
Sie bedachte ihn mit einem verschleierten Blick und schenkte ihm ein spitzbübisches Lächeln, doch gleichzeitig fragte sie sich, was ein Schotte wohl an einem so bitterkalten Tag wie diesem unter seinem Kilt trug. Wenn die Antwort noch immer »nichts« lautete, musste sie es den Schotten hoch
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