Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Bartleby, wie Sie sehen, bin ich anderweitig beschäftigt.« Jenny kämpfte gegen den kindischen Drang an, die Treppe hinunterzuhetzen und sich unter ihrem Bett zu verstecken. Doch sie konnte hier nicht weggehen. Sie musste den Ladenbesitzer aus dem Haus bekommen, bevor er noch mehr Aufmerksamkeit erregte und ihr alles verdarb. »Wenn es Ihnen
nichts ausmacht, werde ich morgen in Ihr Geschäft kommen, und wir können uns dann über was immer Sie so wichtig finden unterhalten.«
In der vergeblichen Hoffnung, Bartleby würde nun gehorsam verschwinden, drehte Jenny sich um und machte Anstalten, Edgar in den Salon zu folgen, als sich plötzlich die Finger des Ladenbesitzers fest um ihren Oberarm klammerten.
»Sir, Sie vergessen sich!«, kreischte sie etwas lauter, als gut war, denn ihr Ritter in schimmernder Rüstung stand augenblicklich neben ihr im Gang.
»Kann ich Ihnen behilflich sein, Lady Genevieve?«, fragte Callum und stieß die Hand des Ladenbesitzers unsanft von Jennys Arm. Er baute seinen hünenhaften Körper fast auf Tuchfühlung vor Bartleby auf, so dass der Ladenbesitzer gezwungen war, seinen Kopf weit in den Nacken zu legen, um ihn anzusehen.
Bartleby begann unter Callums Blick zu stammeln, und sein drohender Ton wurde zu einem bloßen Quieken. »I-ich wollte nur … na ja, ihrer Ladyschaft hat ein Schal in meinem Geschäft sehr gefallen, doch jemand anders hat ihn erstanden, bevor sie ihn kaufen konnte. Ich wollte sie nur wissen lassen, dass ich zum Ende der Woche einen weiteren geliefert bekomme und ihn für sie zurückhalten werde, so sie noch daran interessiert ist.«
Bartlebys geschickte Lüge beeindruckte Jenny, doch das entschuldigte noch lange nicht sein rüdes Benehmen heute Abend.
»Es ist alles geklärt.« Sie legte ihre Hand auf Callums Gehrockärmel, und der Viscount drehte sich aus der Taille heraus um und wandte ihr seine Brust zu. »Ich habe Mr. Bartleby gesagt, dass ich mein Möglichstes tun werde, sein Geschäft aufzusuchen.«
Sie trat neben Callum und hakte sich bei ihm unter, während
sie mit Bartleby sprach. »Wenn das dann alles wäre, Mr. Bartleby, würden Sie mich bitte entschuldigen, damit ich zum Fest zurückkehren kann?«
Mr. Bartleby verbeugte sich nervös und verschwand dann die Treppe zur Küche hinunter.
Callum beugte sich dicht an Jennys Ohr, während sie durch die offen stehende Tür den Salon betraten. »Was hatte das denn zu bedeuten?«
Jenny seufzte, schenkte ihm aber ein Lächeln. »Ehrlich gesagt, Mylord, ich weiß es nicht … genau. Aber lassen Sie uns nicht mehr daran denken, denn wir haben eine große Überraschung für Sie vorbereitet.«
»Das haben wir in der Tat.« Meredith kam zur Tür gelaufen und ergriff Callums Hand. »Kommen Sie mit, Argyll, und ich werde Ihnen Ihre Zukunft voraussagen. Ach, kommen Sie schon, sträuben Sie sich nicht. Meine Weissagungen der Zukunft sind erstaunlich zutreffend. Sie werden es sehen.«
Selbst im Schein der einzelnen Kerze konnte niemand im Salon übersehen, wie Meredith Jenny zuzwinkerte.
Nach dem Dinner, dessen Hauptgericht Hirschbraten war - eine kulinarische Wahl, auf die Jenny nach ihrem Besuch in Dyrham gut hätte verzichten können -, kehrte die kleine Gruppe in den Salon zurück, um einer angeblich mitreißenden Darbietung des Übersinnlichen beizuwohnen. Oder besser gesagt, sie begnügten sich mit Meredith und ihrem Repertoire kindischer Kabinettstückchen.
Nichtsdestotrotz war Jenny dankbar, denn ohne Merediths Bereitwilligkeit, heute Abend aufzutreten, würden die Kronleuchter in diesem Moment gleißend ihr rotes, aufgedunsenes Gesicht bestrahlen.
Während Meredith die junge Witwe in Vorbereitung auf eine Vorführung von Dr. Mesmers berühmter Gedankenkontrolle
auf einen mit Japanlack überzogenen Stuhl setzte, führte Callum Jenny zum Sofa, das günstigerweise für Jennys glühendes Gesicht knapp außerhalb des Lichtscheins der Kerze stand.
Um es genauer zu sagen, sie saßen in völliger Dunkelheit nebeneinander.
Doch statt sie zu ängstigen, fand Jenny die Vorstellung, dass niemand sie sehen konnte, ausgesprochen erregend.
Wie Sonnenschein, der durch ein Fenster fiel, fühlte sie die wohlige Wärme von Callums Körper neben sich, hörte seine langsamen Atemzüge, und doch konnte sie ihn nicht sehen. Aber die anderen konnten es ebenso wenig, eine Tatsache, die ihm offensichtlich sehr wohl bewusst war, denn er ergriff ihre Hand, drehte sie um und rieb mit seinem Daumen streichelnd von ihrer
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