Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
eine Idee gekommen - kostenlose Creme, damit die Kunden mehr kaufen.«
Jenny zuckte mit den Achseln. »Ich habe mir nur überlegt, was mich dazu bringen könnte, etwas aus den teuren Auslagen zu kaufen - ich meine natürlich, wenn ich eine Lady wäre.«
Erma grinste sie an. »Für einen Shilling pro Tiegel bist du für mich eine echte Lady … Lady Eros .«
» L-Lady Eros ?«, ertönte Lady Letitias Stimme hinter ihnen.
»Ojemine«, entfuhr es Lady Viola im gleichen Atemzug.
Jenny sprang entsetzt auf die Füße. Sie und Erma drehten
sich zaudernd um und sahen ihre Herrschaft in der Küchentür stehen.
Erma knickste eilig, bevor sie aus der Küche flitzte und Jenny der Gnade der beiden alten Damen überließ.
»M-myladys. Was machen Sie denn hier unten in der Küche?«, stammelte Jenny hilflos.
»Wir haben einen seltsamen Duft gerochen, der die Treppe heraufgewabert kam, und da wir beide nicht schlafen konnten, beschlossen wir, der Sache auf den Grund zu gehen.« Lady Letitias buschige weiße Brauen waren so eng zusammengezogen, dass sie Jenny an ein haariges V erinnerten.
»Die Frage sollte eigentlich lauten, was du hier machst - Lady Eros , wenn ich es richtig verstanden habe?«, erwiderte Lady Viola.
Du liebe Güte. Jetzt kommt’s . Sie würde gefeuert werden. Die beiden würden sich nicht darum scheren, dass sie schwanger war oder zumindest sein könnte. Verflixt ! Sie würde noch heute Abend auf der Straße sitzen, das war gewiss.
»Ich … ähm …« Du meine Güte. Sag ihnen einfach die Wahrheit, Jenny . »Ich war dabei, die Prickelcreme zu machen. Und ja, ich bin Lady Eros, und dies ist die … hausgemachte Creme, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund alle feinen Leute haben wollen.«
Jenny klappte verstohlen den Deckel der roten Lederschatulle von Bartleby’s zu und beförderte sie unauffällig vom Tisch in ihre Schürzentasche.
Die beiden Damen betrachteten sie eingehend, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus, was Jenny so erschreckte, dass sie einen Satz zurück machte. Dabei stolperte sie rücklings über ihren Bestellkorb und landete polternd auf dem Boden.
»Oh Jenny, hast du dir wehgetan?«, sorgte sich Lady Viola,
während ihre Schwester sich neben Jenny kniete und ihr wieder auf die Füße half.
Jenny schüttelte benommen den Kopf, völlig verwirrt, dass ausgerechnet Lady Letitia ihr zurück zu dem Hocker half. »Mir ist nichts passiert.«
»Oh, gut. Ich würde um nichts in der Welt wollen, dass meinem Ur -« Lady Viola verstummte abrupt und schaute angstvoll zu ihrer Schwester.
»Dass unserer … ureigenen liebsten Kammerzofe etwas passiert«, beendete Lady Letitia mit einem breiten Lächeln den Satz für sie.
Hmm . Irgendwie hatte Jenny den Eindruck, dass Lady Viola etwas ganz anderes hatte sagen wollen.
»Sie sind nicht böse?«, fragte Jenny kleinlaut.
Lady Viola schüttelte den Kopf und winkte mit ihrer dürren Hand ab.
»S-sie werden mich nicht entlassen?«
Lady Letitia, deren Augen schelmisch blitzten, legte eine dicke Hand auf Jennys Schulter. »Natürlich nicht, Mädel. Es ist nie falsch, etwas Schneid zu zeigen - besonders angesichts deiner neuen Umstände.«
» Möglichen Umstände«, korrigierte Lady Letitia. Dann verstummte sie kurz, während sie und Lady Viola verschwörerische Blicke austauschten. »Doch vielleicht könnten wir jetzt einen Tiegel bekommen … oder sogar zwei, heute Abend noch?«
Obgleich Jenny noch immer sprachlos darüber war, dass ihre Herrschaft sich keinen Pfifferling um ihren Cremehandel zu scheren schien, musste sie doch unwillkürlich über die Bitte der Feathertons schmunzeln. Sie unterdrückte ein Lachen, während sie in jeder Hand einen Tiegel hochhielt und zuschaute, wie die beiden alten Damen ihr diese begierig aus den Fingern rissen.
Lady Viola gähnte theatralisch. »Wir werden dann wohl besser ins Bett gehen, denke ich. Ich zumindest bin plötzlich sehr müde.«
Lady Letitia nickte so heftig ihre Zustimmung, dass ihr Doppelkinn wogte. »Ich auch. Ruh dich aus, Jenny. Ich bin sicher, der morgige Tag wird uns bessere Nachrichten bringen.«
»Ja, Mylady.« Jenny stand auf und knickste, während die beiden weißhaarigen Zwillinge zur Treppe gingen.
In jener Nacht prasselte schwerer, peitschender Regen auf Bath herab, doch am nächsten Tag schien die Sonne hell und freundlich und wärmte die Luft. Bis zum späten Nachmittag war, abgesehen von einigen matschigen Schneehügeln im Windschatten zwischen den Häusern,
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