Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
sah den kleinen Mann mit dem so unglaublichen Namen an. »Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich bin Miss Jenny Penny.«
Hercule sah sie an und brach in ein so ansteckendes Lachen aus, dass Jenny nicht anders konnte, als mit einzustimmen.
»Ich schätze, unsere Eltern haben uns beiden mit unseren jeweiligen Namen ein Kreuz zu tragen gegeben«, sagte sie.
Wieder lachte Hercule, und Jenny erkannte, dass sie den kleinen Kerl wirklich mochte. Zu schade, dass er ein Bösewicht war.
Einige Minuten später erreichten sie das schmiedeeiserne Geländer, das zum Dienstboteneingang von Royal Crescent Nummer eins hinunterführte.
»Nun, da wären wir«, erklärte Jenny. »Ich bedanke mich für Ihre Begleitung und Ihren Schutz.«
Der kleine Mann nahm seinen Kastorhut ab und hielt ihn in seinen Händen. »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Miss Penny.«
In jenem Moment fühlte Jenny sich so unbefangen in der Gesellschaft ihres Begleiters, dass sie ihre Nachforschungen gänzlich vergaß und ihr eine Einladung entschlüpfte. »Möchten Sie auf eine Tasse Tee hereinkommen?«
Bestürzung packte sie. Oje . Sie konnte doch einen möglichen Dieb nicht ins Haus bitten. War sie verrückt geworden? Sie öffnete den Mund, um ihre Einladung zurückzunehmen, doch es war bereits zu spät. Er stand strahlend neben ihr. »Vielen Dank, Miss. Das würde ich sehr gern.«
Jenny öffnete die Tür zur Küche und eilte nach kurzem hektischem Überlegen zur Hintertreppe. »Ich bin’s nur«, rief sie sehr betont.
Hercule schaute sie fragend an.
Jenny rang sich ein Lächeln ab. »Wegen all der brutalen Überfälle in jüngster Zeit haben meine Ladys zwei große, kräftige Lakaien eingestellt, um das Haus zu bewachen«, log sie. »Und wir wollen schließlich nicht, dass sie heruntergestürzt kommen, weil sie Sie für einen Einbrecher halten, oder?
Bitte nehmen Sie doch Platz, während ich das Wasser aufsetze.« Jenny stellte den Kessel auf den Herd und merkte sich dabei genau, wo der Schürhaken lag, dann drehte sie sich wieder um. Hercule stand noch immer neben der Tür und starrte wie gebannt auf etwas am Boden.
Neugierig, was er wohl so faszinierend fand, trat sie vor
und sah … ihren Bestellkorb, gefüllt mit zwanzig Cremetiegeln.
Oh verflixt und zugenäht !
Hercule langte in den Korb, nahm einen Tiegel heraus und hielt ihn Jenny hin.
»Habe ich die Ehre mit Lady Eros?«
12
Jenny war wie vom Donner gerührt von den Worten des kleinen Mannes. »W-woher kennen Sie den Namen Lady Eros?«, fragte sie mit bebender Stimme.
Hercule nahm den Deckel von dem Tiegel und atmete den frischen Pfefferminzgeruch ein. »Ganz Bath hat von der Prickelcreme gehört, obgleich ich gestehen muss, dass es das erste Mal ist, dass ich einen Tiegel davon in der Hand halte. Bartleby’s kann der Nachfrage nicht Herr werden, und ich besitze keine Verbindungen zu Domestiken, um auf anderem Wege an einen Tiegel zu gelangen.«
»Wofür brauchen Sie denn die Creme?« Jenny verschränkte die Arme vor der Brust, denn plötzlich fühlte sie sich befangen unter den Blicken des Mannes. Er war eine Studie der Gegensätze. Obgleich seine Kleidung schmutzig war, bewiesen Hercules sorgsam gewählte Worte und seine tadellosen Manieren nun eine vornehme Geschliffenheit, die Jenny zuvor nicht aufgefallen war.
»Reine Neugier, wenn ich ehrlich bin. Es ist schon amüsant, mit anzuschauen, was für ein Geschrei die feine Gesellschaft um eine simple Creme macht.« Er streckte seinen Finger aus, so als wolle er eine Kostprobe aus dem Tiegel nehmen.
» Halt ! Sie verderben sie nur«, raunzte Jenny. »Diese Tiegel sind bereits versprochen.«
Der kleine Mann zog schmunzelnd seine buschige Augenbraue hoch. »Dann sind Sie also Lady Eros?«
»Ich sagte Ihnen bereits, ich bin Miss Penny.«
»Ah, ja, aber ich bin überzeugt, dass es sich bei Miss Penny
und der geheimnisvollen Lady Eros um ein und dieselbe Person handelt.« Hercule schloss den Deckel wieder und stellte den Tiegel in den Korb zurück.
»Hören Sie«, begann Jenny. »Es ist offensichtlich, dass Sie denken, Sie wüssten, wer ich bin.«
Sie atmete tief durch, wohl wissend, dass ihre nächsten Worte sie in größte Gefahr bringen könnten. »Mr. Lestrange, ich muss Ihnen sagen, dass ich meinerseits Ihre wahre Identität kenne. Wenn Sie mich verraten, werde ich Sie verraten, Sir.«
» Meine Identität?« Hercule war sichtlich erschüttert und trat sogar einen Schritt zurück, um sein angeschlagenes
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