Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
den Kopf in ihren Händen, doch als sie den glatten, kühlen Ring an ihrer Wange spürte, musste sie augenblicklich den Kopf anheben, um einen kurzen Blick darauf zu werfen.
Doch Jennys Mutter wusste genau, worauf das Ganze hinauslief. »Du musst den Ring zurückgeben und ihm sagen, wer du wirklich bist. Wenn die Ladys ihn richtig einschätzen, dann wird deine wahre Identität nichts an seinen Gefühlen für dich ändern. Er wird dich weiterhin lieben, wird sein Eheversprechen ehren und dich heiraten.«
»Kann ich nicht noch etwas warten, nur eine Woche … bis nach Merediths Ball? Ich schwöre, dann beichte ich ihm alles.«
»Das Hinauszögern wird es nur schlimmer machen.«
»Herrje, Mama, denkst du denn, das wüsste ich nicht? Aber du hättest den Ausdruck in seinen Augen sehen sollen. Wenn ich seinen Antrag nicht angenommen hätte, hätte ich ihn zerstört.«
»Der Viscount ist stärker, als du denkst. Tu, was richtig ist, Jenny. Und du weißt, was das ist.« Dann reckte ihre Mutter plötzlich schnüffelnd ihre Nase in die Luft. »Ich schau besser mal nach, was Erma macht. Da brennt etwas an.«
Erma . Die verflixte Erma.
Sie hatte sowohl der Küchenmagd als auch ihrem Spion im Haus der Witwe gutes Geld bezahlt, aber hatte sie dafür auch nur die leiseste Warnung erhalten, dass Lady McCarthy beabsichtigte, die liebe, harmlose Lady Viola bloßzustellen? Nein .
Nun, Jenny wollte wissen, warum.
Mit geballten Fäusten stürmte sie in die Küche, wo Erma gerade damit beschäftigt war, dem letzten der zwölf Tiegel den Deckel aufzusetzen.
»Ah, da bist du ja«, sagte Erma, als sie Jenny hereinkommen sah. Doch das Grinsen verging ihr augenblicklich, als sie den eisigen Ausdruck auf Jennys Gesicht bemerkte.
»Warum hast du mir nichts von dem erzählt, was Witwe McCarthy herausgefunden hat? Du musst doch davon gehört haben.«
»Natürlich habe ich davon gehört. Und es war eine ganz schöne Überraschung. Die ach so anständige Lady Viola muss in ihren jungen Jahren ein ganz schönes Flittchen gewesen sein. Wer hätte das gedacht?«
Das Blut brodelte in Jennys Adern, und die Fingerknöchel ihrer geballten Hände traten schneeweiß vor.
Doch Erma schien es nicht zu bemerken, denn sie kehrte Jenny den Rücken und machte sich daran, die Tiegel in den Bestellkorb zu stellen. »Aber ich habe es dir nicht erzählt, weil es dich nichts anging.«
Erma stützte eine Hand in ihr Kreuz und richtete ihr steifes Rückgrat auf. »Aber dich hat die Witwe auch aufs Korn genommen. Es gefällt ihr gar nicht, dass du und der Viscount miteinander angebandelt habt, also hat sie auch deinen Stammbaum unter die Lupe genommen.«
»Meinen Stammbaum? Aber w-wie denn?« Furcht drehte Jenny den Magen um.
»Na ja, soweit ich gehört habe, hat sie ihre Dienstmädchen und Lakaien darauf angesetzt, unsere Dienstmädchen und Lakaien über dich auszuhorchen. Der Erste, der etwas Interessantes zu berichten weiß, erhält irgendeine Belohnung.« Erma setzte sich auf den Hocker, stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in ihre Hand. »Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, wie nützlich es sein könnte, ein paar Guineen an die Dienstboten zu verteilen … in beiden Häusern.«
»In beiden Häusern? Aber so viel Geld habe ich nicht.«
Erma schnaubte verächtlich. »Na ja, vielleicht solltest du dann in Betracht ziehen, ein Kleid öfters als nur ein einziges Mal zu tragen. Hör zu, ich sage dir, du solltest das Geld auftreiben, oder die Witwe reißt dir ehe du es dich versiehst die Maske vom Gesicht. Ich meine es ernst, Jenny.«
Jenny ließ grübelnd den Kopf hängen, während sie sich vom Tisch abwandte und zurück zu ihrer Kammer ging. Sie durfte nicht zulassen, dass die Witwe herausfand, wer sie wirklich war. Sie musste Callum beschützen, wenigstens noch eine weitere Woche lang. Bis zum Ball.
Du liebe Güte, wo sollte sie nur so viel Geld hernehmen?
Sie musste noch immer ihre Schulden bei vier Geschäften in der Milsom Street bezahlen - denn man hatte sie bereits
gewarnt, dass man ihr Ladenverbot erteilen würde, wenn sie nicht alsbald zahlte.
Doch noch wichtiger war, dass sie jede Guinee brauchte, um damit das feinste, prächtigste Ballkleid von allen zu bezahlen - das Kleid für Merediths Geburtstagsball.
Nun, sie musste eben einen Weg finden, um das Geld aufzutreiben. Sie musste einfach, denn sonst würde Callum und mit ihm ganz Bath eine große schwarze Schlagzeile in der wöchentlichen Klatschkolumne des
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