Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
über vieles sprechen, Sie und ich. Aber das braucht seine Zeit. Bitte, lassen Sie die Witwe sagen, was sie zu sagen hat, dann werde ich mich ganz Ihnen widmen.«
»Aber, Callum, Sie verstehen nicht, ich …«
»Es ist schon gut. Bitte, gehen Sie. Ich verspreche Ihnen, es wird nicht lange dauern.«
Heiße Tränen schossen Jenny in die Augen, als sie an Callum und der selbstgefällig grinsenden Witwe vorbei in den Flur hinaustrat.
Sie drehte sich um und schaute zurück in die Bibliothek, doch die Witwe schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
»Gott stehe mir bei«, hauchte Jenny.
14
Verflixtes Korsett! Sie bekam einfach keine Luft.
Jenny schloss die Augen und lehnte ihre Stirn gegen die Tür. Was sollte sie nur tun? Die boshafte Witwe würde sie entlarven. Oh, warum hatte sie Callum nicht eher gestanden, dass sie eine Zofe war? Das Ganze war ihr Fehler - ihr eigener dummer Fehler!
Einen Moment lang wanderte Jenny aufgebracht vor der Bibliothek auf und ab. Die Witwe brauchte zu lange. Sie musste ihm eindeutig noch mehr erzählen.
Jenny stockte bestürzt der Atem. Nein. Die Prickelcreme . Jemand musste der Witwe von Lady Eros’ Creme erzählt haben!
Sie stürzte zur Tür und presste ihr Ohr so fest gegen die Holzpanele, dass es schmerzhaft pochte, während Jenny angestrengt lauschte. Stimmengemurmel, übertönt von Merediths nicht enden wollendem Klavierspiel im Salon, war alles, was Jenny hören konnte.
Das klopfende Auftippen eines Gehstocks warnte Jenny, dass jemand in den Flur getreten war. Sie riss ihren Kopf herum und sah, dass Lady Viola sie anstarrte.
»Oh Mylady. Es ist etwas Schreckliches passiert!«
»Das hatte ich bereits befürchtet.« Lady Viola hastete den Flur entlang zu Jenny. »Es ist die Witwe, nicht wahr?«
Jenny nickte hilflos. »Sie ist mit Lord Argyll in der Bibliothek.«
Die schneeweißen Augenbrauen ihrer Herrin schossen in die Höhe. »Gütiger Himmel! Geh zu Lady Letitia und bringe sie auf der Stelle her. Beeil dich!«
Jenny raffte ihren Rock und rannte den Flur hinunter und geradewegs in den Salon, wo sie zu Lady Letitia stürzte, ohne sich um die verärgerten Gäste zu scheren, zwischen denen sie sich hindurchdrängelte.
Augenblicke später standen sie und die beiden Feathertons angespannt vor der Bibliothekstür.
»Sie erzählt ihm, wer ich wirklich bin«, jammerte Jenny. »Was soll ich nur tun?«
Die beiden alten Damen sahen einander fragend an, dann schauten sie wieder zu Jenny.
»Nein, Liebes. Ich glaube nicht, dass sie über dich sprechen.« Lady Letitia wandte sich um und ergriff Lady Violas linke Hand. »Bist du bereit, Schwester?«
»Ja«, hauchte Lady Viola, und in ihren Augen funkelten unvergossene Tränen. »So bereit, wie man in dieser Lage nur sein kann.«
»Also dann …« Lady Letitia streckte zaudernd die Hand aus, drückte die Klinke herunter und ließ sie wieder los, so dass die Tür einen Spalt weit aufschwang.
Das weißhaarige Paar betrat im Schulterschluss die Bibliothek und baute sich dicht vor Callum auf.
Jenny schlüpfte ebenfalls ins Zimmer und lehnte sich gegen die dunkelblau gestrichene Wand, um sich Halt zu geben. Oh, wie sehr sie hoffte, dass die alten Damen recht hatten und die Witwe nicht ihr Geheimnis enthüllte, doch was konnte es anderes sein?
Die Witwe saß auf dem hochlehnigen Stuhl vor dem Kamin. Ihr Gesicht war von dem mit Gobelin bespannten Ofenschirm vor Jennys Blicken verborgen. Das störte Jenny nicht, denn ihr war das breite Grinsen, mit dem die Witwe nur wenige Minuten zuvor das Zimmer betreten hatte, noch zu gut in Erinnerung.
Callums entsetztes Gesicht konnte sie hingegen sehr gut sehen.
Sein Blick war ernst und stechend, doch zu Jennys Überraschung war nicht sie es, die er anschaute. Nein, es war Lady Viola.
»Warum?«, presste er mit solch gequälter Stimme hervor, dass Jenny sie, hätte sie ihn nicht sprechen sehen, nicht als die seine erkannt hätte. »Warum haben Sie es mir nicht gesagt? Warum haben Sie mich in dem Glauben gelassen, Sie hätten meine Mutter kaum gekannt … wenn Sie die ganze Zeit über …«
Lady Viola ging mühsam zu Callum und legte ihre zitternde Hand auf seine Schulter. Er stieß ihre Hand brüsk weg.
»Mein teurer Junge.« Lady Violas Stimme bebte. »Ich war unverheiratet, als ich herausfand, dass ich schwanger war. Ich wollte sie behalten, sie aufziehen, doch Vater hat es nicht zugelassen.«
Sie blickte zu ihrer Schwester, die sie mit einem Nicken ermutigte, fortzufahren. »In Vaters
Weitere Kostenlose Bücher