Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Augen hatte ich Schande über ihn und den Familiennamen gebracht. Er hat mich fortgeschickt, um bei meiner Cousine in Cornwall zu leben. Sie war unfruchtbar, und als das Kind geboren wurde, haben sie und ihr Mann Olivia als ihr Eigen angenommen und aufgezogen.«
»Bitte versuchen Sie, es zu verstehen.« Lady Letitia ließ sich auf den zierlichen Stuhl vor dem Kamin sinken. »Es war eine andere Zeit damals.«
Jenny stand schweigend im Hintergrund und lauschte in wachsender Verwirrung jedem Wort. Lady Letitia hatte recht gehabt, es ging tatsächlich überhaupt nicht um sie. Gütiger Himmel, was für eine Erleichterung.
Aber Lady Viola - Callums Großmutter ? Sie musste sich verhört haben. Ihre Ladyschaft hatte ein Kind bekommen, ohne verheiratet zu sein - und sie war die Tochter eines Earls. Keine gewöhnliche Kammerzofe wie Jenny. Allmächtiger, wie konnte das sein?
Dennoch konnte sie nicht die leiseste Freude über diese glückliche Wendung der Geschehnisse empfinden. Nicht wenn jene, die sie liebte, eindeutig von den ausgesprochen ungelegen kommenden Enthüllungen der Witwe erschüttert wurden.
Callum wandte seine Augen zu der gebrechlichen alten Frau um, und Jenny konnte sehen, dass sie gerötet waren.
»Warum haben Sie es mir nicht gesagt? Sie wussten, dass ich verzweifelt versucht habe, mehr über sie zu erfahren … herauszufinden, wo und wie sie ihre letzten Tage verbracht hat.«
In diesem Moment stand die Witwe auf und reckte arrogant ihr Kinn vor. »Eine solch bedeutsame Enthüllung hätte niemals mir überlassen werden dürfen. Doch so war es nun einmal, und Lord Argyll ist mir mehr als dankbar, dass ich ihm die Wahrheit offenbart habe - da Sie offensichtlich nicht vorhatten, dies zu tun.«
Lady Letitia schoss von ihrem Stuhl hoch und stürzte wütend auf die Witwe zu. Sie packte den knochigen Arm der Frau und stieß sie grob auf die Tür zu. »Raus! Verlassen Sie dieses Haus. Haben Sie dieser bedauernswerten Familie denn nicht schon genug Leid angetan?«
Die Witwe fing sich wieder und öffnete ihren Mund so weit, dass Jenny sich an den Eingang zu einer riesigen Höhle erinnert sah.
» Ich habe getan, was recht war! Ich weiß, dass Lord Argyll meine Ehrlichkeit zu schätzen weiß.« In den Augen der Witwe loderte Zorn. »Auch wenn Sie beide das nicht tun.«
Lady Letitia blitzte die Witwe wütend an. »Jen…, Lady Genevieve, bitte geleiten Sie Lady McCarthy zur Tür.«
Jenny knickste instinktiv und manövrierte das abscheuliche Weib vor sich her aus dem Zimmer, wie ihre Herrin es ihr befohlen hatte. Sie konnte jede knochige Erhebung im Rücken der dürren Witwe fühlen, während sie sie im Eiltempo
zur Haustür schubste, wo Mr. Edgar schon mit ihrem Mantel wartete.
Nachdem sie Lady McCarthy in seine fähigen Hände übergeben hatte, stürmte Jenny zurück zur Bibliothek, denn sie wollte nichts von dem sich entwickelnden Drama verpassen.
Doch als sie in die Bibliothek zurückkehrte, waren die interessantesten Teile der Unterhaltung bereits eindeutig vorbei. Callum stand aufrecht da, seine hünenhafte Gestalt in völligem Gegensatz zu dem zierlichen Körper von Lady Viola, die ihn fest an sich drückte.
»Sssch, weinen Sie nicht«, murmelte Callum beschwichtigend in ihr Haar. »Sie konnten ja nicht wissen, wie es mir ergangen ist, nachdem sie fortgegangen war.«
Lady Viola legte ihren Kopf ganz weit in den Nacken, um in seine Augen schauen zu können. Tränen hatten helle Spuren auf ihrem gepuderten Gesicht hinterlassen. »Ich wäre gekommen, um Sie zu holen. Ich schwöre es. Sie müssen es mir glauben.«
»Ich glaube Ihnen. Aber Sie müssen aufhören zu weinen. Dies sollte ein Freudentag sein, denn heute habe ich herausgefunden, dass ich nicht allein auf der Welt bin. Ich habe Blutsverwandte. Ich habe eine Großmutter.«
»Und eine Großtante!«, fügte Lady Letitia überschwänglich hinzu und schlang ebenfalls ihre Arme um Callum.
Obgleich Jenny sich im Hintergrund gehalten und kein Wort gesagt hatte, schien Callum zu wissen, dass sie da war. Er drehte sich um und sah sie an.
»Jenny, wussten Sie von alldem?«, fragte er sie. Die beiden Feathertons drehten sich ebenfalls zu ihr um und schauten sie an.
»Bei meiner Ehre, ich habe nichts davon gewusst.« Doch die Worte waren noch nicht ganz über ihre Lippen, als sie ihre
Wahl bereits bereute. Bei ihrer Ehre . Welche Ehre besaß sie denn? Sie lebte eine Lüge - und genoss jeden Tag davon!
»Kommen Sie, Mädchen.« Callum nahm seine Hand
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