Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
endlich dahintergekommen? Wie clever du doch bist. Aber von mir kriegst du gar nichts. Ich habe die Creme gemacht.«
»Nach meinem Rezept, mit meinen Zutaten!«
»Na schön, ich gebe dir das Geld für die Zutaten, die ich geborgt habe. Das macht dann - runde fünf Shilling?«
»Ich sorge dafür, dass du gefeuert wirst.« Jenny blitzte Erma wütend an, und ihre Faust ballte sich.
»Und ich sorge dafür, dass dein Name groß in der Klatschkolumne des Bath Herald steht.«
Ein Schauder ließ Jenny am ganzen Leib erzittern. »Wie meinst du das, Erma?«
Erma stemmte die Hände in ihre breiten Hüften und lachte. »Ach, nichts … nur dass du verdammt gut dafür sorgen solltest, dass du den Ball morgen Abend genießen kannst - denn es wird der letzte sein, an dem du je teilnimmst.«
Jenny tat ihr Bestes, stark und selbstsicher zu klingen, doch innerlich zitterte sie. »Das erklärst du besser genauer, bevor ….«, drohte Jenny der unverschämten Küchenmagd.
Erma streckte ihren Arm aus und zog etwas aus einem unauffälligen kleinen Versteck im Kaminaufsatz. Sie drehte sich wieder um und schwenkte Lady Letitias Geldbeutel, den Jenny Erma gegeben hatte, um die Dienerschaft der Witwe zum Schweigen zu bringen.
»D-du hast McCarthys Dienstboten das Schweigegeld nicht gezahlt?«, murmelte Jenny entsetzt.
»Warum sollte ich? Das ist mehr Geld, als ich in fünf Jahren verdiene. Und jetzt, wo ich weiß, wie die Creme gemacht wird … schert es mich einen feuchten Dreck, ob ich gefeuert werde.«
Ein Schauder lief Jenny kalt den Rücken herunter. »Oh Erma. Was hast du getan?«
Erma sah sie amüsiert an. »Genieß dein feines Leben, solange du kannst, Jenny«, säuselte sie. »Denn damit ist schon sehr bald Schluss.«
Die Küchenmagd lachte heiser, während sie sich mit einem kecken Hüftschwung umdrehte und betont gelassen aus der Küche schlenderte.
Jenny ging hektisch in ihrer Kammer auf und ab. Was genau hatte Erma getan? Sie hatte die Klatschkolumne erwähnt. Hatte die vermaledeite Küchenmagd sie tatsächlich an den Bath Herald verraten?
Oh nein. Callum . Der Gedanke ließ sie mitten in der Bewegung erstarren.
Er durfte nicht in irgendeiner Klatschkolumne von ihrer hinterlistigen Lüge lesen. Nein, nein , sie musste es ihm von Angesicht zu Angesicht beichten.
Sie kaute gedankenverloren an ihrem Daumen, während sie sich auf die Bettkante hockte und über ihr Dilemma nachgrübelte.
Heute war Donnerstag, der Tag vor dem Ball. Doch der Bath Herald wurde erst am Samstagmorgen ausgeliefert. Ihr blieb noch etwas Zeit, um eine Strategie zu ersinnen.
Jenny erhob sich, öffnete ihren Kleiderschrank und betrachtete selig ihr wunderschönes neues blaues Ballkleid, dann seufzte sie tief.
Die Zeit war knapp. Und es blieb nicht genug Zeit für halbe Sachen. Jenny schluckte mühsam den Kloß herunter, der ihr in der Kehle saß.
Sie wusste ganz genau, was sie tun musste.
In Vorbereitung auf den großen Geburtstagsball nahmen die Featherton-Ladys und überraschenderweise sogar Meredith Jennys hilfreichen Rat an. Sie gingen alle sehr früh zu Bett, damit sie für das sehnlichst erwartete Fest am nächsten Abend ausgeruht waren.
Jenny hatte natürlich ihre ganz eigenen Gründe dafür, sie alle so früh im Bett zu wissen. Sie konnte nicht riskieren, dass sie im Haus umherwanderten und nach ihr suchten, nachdem sie sich aus dem Staub gemacht hatte.
Es war erst halb zehn, als sie sich klammheimlich in ihre wärmste Pelisse und eine zusätzliche Pelerine hüllte und sich mutterseelenallein in die kalte Nacht aufmachte.
Der bitterkalte Wind brannte in ihrer Lunge während des langen Fußmarsches vom Royal Crescent zum Laura Place - und zu Callum. Doch sie musste ihn sehen. Musste ihn in ihren Armen halten, ihn küssen … ein letztes Mal, bevor ihr Leben in Scherben ging.
Sie sehnte sich danach, die zärtliche Liebe in seinen Augen zu sehen, während er sie streichelte und seinen festen, muskulösen Körper in ihrem versenkte.
Ein allerletztes Mal.
Diese Absicht war mehr als skandalös, dessen war sie sich bewusst. Doch es spielte keine Rolle mehr. Jenny scherte es nicht. Bei Sonnenaufgang am Samstagmorgen, sobald die Zeitungen ausgeliefert wurden, würde sie sowieso ruiniert sein.
Ihr Atem bildete graue Wölkchen, und ihre Schritte waren ausholend und eilig. Sie war so entschlossen, Callum zu sehen,
dass sie sogar bedeutend schneller als erwartet vor Lord Argylls großem Haus am Laura Place stand.
Das war ein
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